Kultur

01.09.2022

"Das Verhältnis zu Iron Maiden und ihrer Crew war unfassbar gut"


Niklas Kahl (2. von links) mit seinen Band-Kollegen von Lord Of The Lost und einigen Iron Maiden-Musikern

Der Lord Of The Lost- Schlagzeuger Niklas Kahl aus Osterode berichtete von seinen Erlebnissen während der Tour

...von Ralf Gießler

Eigentlich war die Hamburger Dark-Rock-Band Lord Of The Lost bereits 2020 für einige Shows als Vorband der Heavy-Metal-Götter Iron Maiden gebucht worden. Den Stein ins Rollen brachte damals Steve Harris, seines Zeichens Chef und Bassist der britischen Metal-Legende. Harris war auf das damals aktuelle Album der norddeutschen Musiker aufmerksam geworden, welches er als brillant bezeichnete (wir berichteten).

Dann kam die Corona-Pandemie dazwischen, so dass die Tour erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste. In diesem Jahr hat es nun endlich geklappt, und ein Traum ging in Erfüllung: Von Ende Mai bis Mitte Juli wurde Iron Maiden musikalisch unterstützt von Lord Of The Lost. Der in Osterode am Harz lebende Niklas Kahl - Schlagzeuger von Lord Of The Lost - berichtete im Gespräch mit dem Eseltreiber über seine Eindrücke und Erlebnisse während dieser besonderen gemeinsamen Zeit.

Niklas, wie kam es eigentlich zum Kontakt zu Iron Maiden, wer hat euch kontaktiert und warum gerade ihr?

Wir bekamen tatsächlich eine Buchungsanfrage für die Tour mit Iron Maiden. Wie sich später herausstellte, geschah das auf Wunsch von Maiden-Bassist Steve Harris, welcher das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Band ist. Er hatte zwei unserer Videos auf YouTube gesehen, und ihm sei klar gewesen: "Die müssen wir mitnehmen!"

Bei wie vielen Shows beziehungsweise in wie vielen Länder habt ihr Iron Maiden unterstützt?

Wir haben insgesamt 18 Shows in 16 Ländern gespielt.

Iron Maiden ist ja seit Jahrzehnten sehr erfolgreich im Musikgeschäft. Wie war der Umgang der Band mit euch?

Das Verhältnis zwischen uns und Iron Maiden wie auch mit ihrer Crew war unfassbar gut. Sie haben uns bereits ab dem ersten Tourtag das Gefühl vermittelt, zur Familie zu gehören. So etwas hat in diesem Ausmaße noch niemand von uns auf irgendeiner anderen Tour erlebt. Wir wurden auch nicht als Supportband, sondern als Special Guests angesehen. Oft ist es im Musikgeschäft üblich, dass Vorbands an den Hauptact Geld bezahlen, um auftreten zu können. Nicht so bei Iron Maiden, wir bekamen eine Gage.

Steve Harris hat sich fast alle unsere Shows angesehen und sich um uns gekümmert. Aktuell, so sagte er, seien wir seine Lieblingsband. Neben Steve hatten wir am meisten Kontakt zum Sänger und Frontmann Bruce Dickinson sowie zu Nicko McBrain, dem Drummer. Die anderen Band-Mitglieder von Iron Maiden waren etwas zurückhaltender im Kontakt, aber auch sehr nett zu uns.

Gab es noch andere Bands, die Iron Maiden im Vorprogramm unterstützten, wenn ja, wer?

Die ersten fünf Shows waren wir alleine mit Maiden unterwegs. Danach gab es meist noch eine zweite Vorband. Das waren meistens die Australier "Airbourne", aber auch "Shinedown" aus den USA und die holländische Band "Within Temptation".

Wie hat sich das angefühlt mit solchen Ikonen auf Tournee zu gehen und in großen Stadien zu spielen?

Wir haben ja schon durchaus das ein oder andere größere Konzert/Festival gespielt, aber jeden Abend vor Publikum von zwischen 10.000 und 60.000 Leuten zu spielen, ist schon wirklich etwas sehr Besonderes! Krass waren natürlich die Dimensionen der Spielstätten, die es für solche Menschenmassen braucht. So haben wir beispielsweise die größte Halle in Europa gespielt, die La Defense Arena in Paris, die für bis zu 38.000 Menschen ausgelegt ist, oder das Olympia Stadion in Athen. Das war wirklich jeden Tag aufs Neue umwerfend beeindruckend.

Wie kamt ihr bei den Fans und bei Iron Maiden selbst an? Wie lange dauerte ein Auftritt von euch?

Wir spielten immer entweder 30 oder 40 Minuten. Das variierte je nach Veranstalter. Im Vorfeld haben wir uns schon Gedanken gemacht, wie gut wir mit unserer Musik und Show vor Iron Maiden passen, sind doch besonders die Heavy Metal Fans durchaus dafür bekannt zwar sehr friedlich, jedoch nicht immer offen für alles Neue/etwas Andere zu sein. Doch weit gefehlt. Wir haben bei jedem Konzert ein grandioses Feedback bekommen und wurden von den Maiden-Fans immer wieder sehr herzlich empfangen!

War es für euch ein Unterschied, nicht nur vor eigenen Fans zu spielen?

Natürlich! Das ist zu Beginn jeder Show ein ordentliches Stück Überzeugungsarbeit, die man zu leisten hat. Zum einen sind solche "Support-Slots" natürlich immer wichtig, um sich einer größeren und breiteren Masse präsentieren und so im besten Falle neue Leute begeistern zu können. Zum anderen ist es dann aber auch ein unglaublich tolles Gefühl, wieder viel kleinere eigene Konzerte zu spielen, bei denen die vielleicht 800 Leute, die in den Club passen, aber definitiv gekommen sind, um unsere Show zu erleben.

Bleibt der Kontakt zu Iron Maiden bestehen?

Ja. Sowohl unsere Booking-Agenturen bleiben in Kontakt, wie auch wir zu unseren neuen Freunden aus Band und Crew.

Wird es eine Wiederholung geben?

Ich würde es mir wünschen! Steve hätte uns ja schon gerne auch für Shows in Amerika gebucht, was aber leider aus organisatorischen Gründen nicht klappte. Mal sehen, was die Zukunft so bringt.

Eine letzte Frage, die sicher eure Fans in deiner Heimatstadt interessieren wird: Wann spielt ihr endlich einmal in Osterode, zum Beispiel bei der Open Air-Veranstaltung "Kultur im Park" im heimischen Kurpark?

Sobald das Telefon klingelt oder die E-Mail reinkommt und am anderen Ende ein Veranstalter sitzt, der Lord Of The Lost für sein Konzert haben möchte, sind wir am Start!


Publikumsfoto Lord Of The Lost in Bologna (Italien), Niklas Kahl ganz vorne

Niklas Kahl in Zivil im heimischen Garten in Osterode während des Interviews

 

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