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01.09.2022

Droht nun doch Auflösung des Kur- und Touristikvereins Bad Grund?


Unter anderem organisierte der KTV auch Konzerte im Kurpark vor dem Atrium in Bad Grund

Wichtige Teile des Vorstands sind zurückgetreten/Noch ist kein neuer erster Vorsitzender in Sicht

von Herma Niemann

Bad Grund. Der im April neu gewählte Vorstand des Kur- und Touristikvereins (KTV) ließ Hoffnungen wachsen, denn damit konnte der Erhalt des Vereins gesichert werden. Zudem zeigte sich der neue Vorstand als sehr engagiert und mit neuen Ideen. Inzwischen sind der erste Vorsitzende, Lennart Paland, wie auch der Kassenwart, Christian Karbach, zurückgetreten. Und ein neuer erster Vorsitzender ist noch nicht gefunden.

Dazu kommt auch, dass die noch amtierende zweite Vorsitzende, Katharina Stübner-Sarich, sich nicht mehr für das Amt zur Verfügung stellen möchte. Am Mittwoch, 14. September, fällt dann ab 19 Uhr im Atrium in Bad Grund die Entscheidung, ob die Liquidation des KTV erfolgen muss, da sich kein neuer Vorstand finden lässt.

Wie Stübner-Sarich in einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte, nehme das Amt doch mehr Zeit in Anspruch, als zunächst gedacht, und wolle deshalb nicht mehr kandidieren. Weiter sagt sie, dass die Probleme innerhalb des Vorstandes wegen fehlender Zeit, mangelnder Koordination und durch Kommunikationsschwierigkeiten entstanden seien. Deswegen sei auch das Vorhaben, die Spitze des Vorstandes breiter aufzustellen, um Aufgaben besser zu verteilen, schlussendlich gescheitert. Auf die Frage, ob sie noch eine Zukunft für den KTV sehe, antwortet sie ganz klar mit Nein. Und selbst wenn sich doch noch ein Vorsitzender finden sollte, ist Stübner-Sarich überzeugt, dass dieser unbedingt aus dem Bereich Gastronomie oder Tourismus kommen sollte.

Ein neuer erster Vorsitzender sollte unbedingt Erfahrungen in diesem Bereich mitbringen, denn beim KTV ginge es schließlich darum, den Tourismus in der Bergstadt zu unterstützen, voranzubringen und zu fördern. Von den 87 Mitgliedern des KTV, kämen gerade mal 16 aus dem Tourismusbereich. „Das spiegelt leider wider, was der KTV nicht mehr ist“, so Stübner-Sarich. Da die drohende Auflösung natürlich schon Stadtgespräch sei, werde sie oft angesprochen, mit vielen Fragen rund um die musikalischen Veranstaltungen des KTV. „Die Veranstaltungen werden bestimmt nicht weniger werden“, so Stübner-Sarich, denn viele davon seien schon in Kooperation mit anderen Vereinen durchgeführt worden. Generell sagt die zweite Vorsitzende aber auch, dass es in der heutigen digitalen Zeit auch ein Manko sei, dass der KTV keinerlei eigene Präsenz im Internet habe, um damit die Präsenz des Ortes touristisch voranzutreiben.

Peter Schwinger, selbst jahrelanger Vorsitzender des KTV, erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass Bad Grund bereits seit 1855 Moorheilbad ist und heute zwei Kurortanerkennungen, als Heilklimatischer Kurort und als Kurort mit Heilstollenkurbetrieb hat. Einen Verkehrsverein gab es bereits seit 1927, und es folgten Fremdenverkehrsvereine, die sich für den Kur- und Tourismus einsetzten, wobei die Vorsitzenden nicht immer aus der Tourismusbranche kamen. Der KTV habe seit vielen Jahren vielfältige Aufgaben übernommen. An erster Stelle stünden die vom KTV durchgeführten Kurkonzerte und gemeinsame Veranstaltungen mit anderen Vereinen zum Erhalt der Kurortanerkennung.

In diesem Zusammenhang bestehen verschiedene Verträge und Kooperationen, zum Beispiel mit der Landesforst zur Durchführung von Walpurgis am Hübichenstein durch die Walpurgisspielgemeinschaft, zum Spuren der Loipen mit der Harzer Sonnenseite (Mountainbike/Baudenstieg), mit der Gemeinde und der Sander GmbH und der TouristAG für Werbung, mit dem Harzklub und dem Förderverein des Bergbaumuseums Knesebeckschacht und schlussendlich steht auch noch die Frage der Ortsbildpflege im Raum, wie auch die bereits geplante Pflege des noch zu installierenden Spielplatzwanderweges vom HöhlenErlebnisZentrum bis in die Bergstadt.

Viele Jahre war auch Karl-Hermann Rotte der erste Vorsitzende und auch in anderen Ämtern des KTV tätig. Rotte würde die Auflösung des KTV auch sehr bedauern, wie er sagt. „Die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen war stets angenehm“, so Rotte. Er macht aber auch darauf aufmerksam, dass mit der Auflösung auch die Kooperation mit der TouristAG hinfällig würde. Die TouristAG, um die sich Rotte kümmert, übernimmt die PR für den Ort, macht Werbung mit Printmedien und über einen Journalistendienst, außerdem gehört auch die Wegebeschilderung dazu.

Schwinger gibt auch noch zu bedenken, dass, sollten die Veranstaltungen für die Kurgäste durch die Auflösung des KTV wegfallen, vielleicht sogar die Kurortanerkennung in Gefahr sein könne. Bei der Suche nach einem Nachfolger sind die ehemaligen Vorsitzenden Peter Schwinger und Karl-Hermann Rotte nicht tatenlos gewesen. Leider ohne Erfolg. Seit kurzem gibt es in Bad Grund den frisch gegründeten Verein ZukunftsBergstadt. Der Verein bietet für alle, die eine Veranstaltung oder eine Aktion beziehungsweise ein Projekt machen möchten (dem Satzungszweck entsprechend) den organisatorischen und rechtlichen Rahmen, diese umzusetzen. Das erklärt Andreas Lehmberg für den Vorstand der ZukunftsBergstadt:

„Im Kern geht es bei der ZukunftsBergstadt um die Schaffung von Begegnung, die Förderung bürgerschaftlichen Engagements und damit um die Stärkung der Gemeinschaft und die weitere Steigerung der Lebensqualität in der Bergstadt“, so Lehmberg. Unter diesen Voraussetzungen würde das natürlich auch für Veranstaltungen oder Projekte, die bisher vom KTV veranstaltet oder betreut wurden, gelten. Hierfür müssten sich dann allerdings, genau wie bei jedem anderen Verein, Personen finden, die sich um die Organisation beziehungsweise um die Umsetzung kümmern.

Darüber hinaus veranstalte der Verein schon jetzt eigene Veranstaltungen wie die regelmäßigen Begegnungsmärkte oder das Bierfestival, kümmere sich in Kooperation mit dem KTV und der Gemeinde um die „Ortsbildverschönerung“ auf dem Marktplatz sowie um leerstehende Schaufenster, ist weiterhin auf der Suche nach einer Alternative für das Grundner Wohnzimmer und bietet beispielsweise für die Walpurgisfeier am Hübichenstein oder das Johannifest an der St. Antonius-Kirche den organisatorischen Rahmen. Hinzu kommt noch die organisatorische und inhaltliche Verbindung mit der Bürgergenossenschaft. Die ZukunftsBergstadt verstehe sich als Ergänzung der bestehenden Strukturen. Auch der jetzt zurück getretene Vorsitzende des KTV, Lennart Paland, wurde von unserer Zeitung gefragt, ob er ein Kommentar abgeben möchte.Leider kam von ihm darauf keine Reaktion.

Erfolgt die Auflösung des Kur- und Touristikverein, hat der Insolvenzverwalter nicht nur zu entscheiden, wer die bestehenden Verträge übernimmt oder ob diese gekündigt werden müssen, sondern auch darüber, wer die Angebote des KTV leisten kann, insbesondere die Veranstaltungen.

 

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