Panorama

08.07.2017

Faszination Imkerei


von Corina Bialek

Was macht den Umgang mit Bienen so interessant und wie kommt man dazu, sich mit den fleißigen Honigsammlerinnen einzulassen, zumal sie auch noch mit einem Stachel ausgerüstet sind? Nur der Honig kann es ja nicht sein. Um diesen Fragen nachzugehen habe ich mich mit einigen Imkern im Garten von Frank Weitemeyer getroffen, um zu erfahren, wie Imker so ticken. Erstmal vorweg: Weitemeyers Garten ist schon ein Traum und das nicht nur für Bienen

„Das Lob kannst Du gleich an meine Frau weitergeben, denn das ist ihr Metier und sie ist indirekt auch daran Schuld, dass wir jetzt Bienen haben“, erzählt Frank. „Wir waren auf einem Gartenurlaub in England und da mich Blumen nur mäßig interessieren, aber fast jeder Gartenbesitzer Bienen hatte, über die sie auch gerne berichteten, dachte ich mir, das ist doch eigentlich auch was für zu Hause. Also fragte ich mal bei unserem Dorfimker Werner Böhm nach, wie man das machen könnte und ehe ich mich versah stand schon ein Gastvolk in unserem Garten. Die haben sich auch gleich richtig eingeführt indem mich eine gestochen hat“, lacht er. Das hat ihn aber nicht abgeschreckt, inzwischen hat er seit 4 Jahren 3 Völker und erntet zweimal im Jahr leckeren Honig.

Peter Drayling erzählt, dass ein Arbeitskollege ihn zur Imkerei gebracht hat. „Von ihm habe ich mein erstes Volk bekommen und ein weiteres von Frank. Tja, und dann ging es richtig los.“ Inzwischen hat er 10 Völker rund um Förste stehen.

Und wie wir so in netter Runde beisammen sitzen und die anderen erzählen, wie sie zur Imkerei gekommen sind, kristallisiert sich heraus – Frank ist schuld! ;-)
"Er ist ist ein echter Überzeugungstäter und das steckt einfach an“, bringt es Manfred Huchthausen auf den Punkt. Ihn fasziniere am meisten das Sozialverhalten der Bienen, sagt er. "Die Königin kann nicht ohne ihr Volk und das Volk nicht ohne Königin und das ist übers Jahr schon spannend mitanzusehen.“

Und das tun wir dann auch gleich. Frank macht den Smoker klar, schlüpft in seine Schutzkleidung, er reagiert nämlich leicht allergisch auf Bienenstiche, und dann gehen wir rüber zu den Beuten, den Behausungen der Bienen. Ich habe mich todesmutig ohne Schutzkleidung dazugesellt, die stört so beim Fotografieren, und übe mich im zur Salzsäule Erstarren, während Frank zuerst die Bienen einräuchert, um sie etwas zu beruhigen, bevor er die Beute auseinander nimmt. Trotz Beruhigung fangen die Bienen an, um mich herum zu schwirren. „Sie sind heute nicht so gut drauf, stellt Frank fest, „das Wetter ist nicht so toll, da sind sie etwas schlecht gelaunt.“ Ach was! Die anderen haben den Auftrag zu schauen, ob eine bei mir zum Angriff übergeht, um sie abzuwehren. „Das hört man aber“, sagt Peter, „die summen dann anders.“

Noch summen alle gleich und ich bediene ausdauernd den Auslöser, um alles im Bild einzufangen, was Frank ausführlich erklärt. Die Honigwaben: „Schau mal hier haben sie schon angefangen die Waben zu verschließen, da müssen wir bald wieder ran zum Honigschleudern. Hier sind sie gerade fleißig am Wabenbau. Und hier, die Wabe mit der Brut und der Königin, sie ist mit einer gelben 2 markiert. Wenn du genau hinschaust, siehst Du wie dort junge Bienen schlüpfen. Hier haben wir auch eine Futterwaben, das ist sozusagen deren Speisekammer, wenn es draußen nichts zu futtern gibt oder es zu kalt ist, um rauszufliegen.“ Er zeigt auch noch auf ein paar Drohnen und meint: „ Im August musst Du nochmal vorbei kommen, wenn die Drohnenschlacht beginnt. Dann haben die Männchen ihre Schuldigkeit getan und werden von den Bienen aus dem Stock geworfen und zimperlich gehen die mit denen nicht um.“

Gut, im nächsten Leben werde ich keine Drohne, aber so langsam verstehe ich, was die Imkerei so faszinierend macht. Es ist ein ewiger Lernprozess und einer davon ist, dass man dem Rhythmus der Bienen und dem der Natur folgen muss.

Inzwischen ist auch Markus Mai dazugekommen. Er kam über seine Insekten- und Wildbienenhotels, die er in seinem Berggarten in Scharzfeld aufgestellt hatte, zur Imkerei. Und auch Stefan Böhm ist eingetroffen. Er ist schon mit Bienen groß geworden. Bereits sein Großvater war Imker und er hat die Bienenvölker seines Vaters, besagtem Werner Böhm, geerbt und betreibt die Imkerei somit in der dritten Generation. Er imkert auch im größerem Stil, hat zwanzig Völker und ist gerade dabei neben Honig auch Met herzustellen.

Jetzt wo sie alle beieinander sind interessiert mich, was man machen muss, wenn man mit dem Imkern anfangen will und was das kostet.

„Für die Grundausrüstung muss man etwa tausend Euro investieren, für Schutzkleidung, Beute, Werkzeug und Bienen. Da ist dann auch schon eine einfache Honigschleuder dabei“, erklären sie mir. „Auf jeden Fall sollte man einen Lehrgang machen und sich einen Paten suchen, der einen unterstützt bis man weiß wie es geht“, sind sich alle einig. „Da würde ich mich an den örtlichen Imkerverein wenden", sagt Stefan, „es gibt immer ältere Imker, die sich verkleinern wollen und sich auch freuen, wenn sie ihr Wissen weitergeben können.“

„Wie arbeitsintensiv ist eigentlich so ein Bienenvolk?“ will ich wissen.

„Im April und Mai ist man mit der Ernte der Frühtracht, dem Einfangen von schwärmenden Bienen und Ableger bilden beschäftigt, erzählt Frank. „Dann ist erstmal Ruhe. Ende Juli/August wird dann die Sommertracht eingeholt und die Bienenstöcke für den Winter vorbereitet.“ „Im Dezember, wenn die Bienen die Wintertraube gebildet haben, erhalten sie nochmals eine Behandlung mit Oxalsäure, damit sie die weit verbreitete Varroamilben abstreifen können“, wirft Stefan ein, „und dann ist Winterruhe bis die Temperaturen auf 12 °C ansteigen und die Bienen wieder zum Pollen sammeln ausfliegen.“ „Werner, hat immer gesagt - bis zu fünf Völker ist Hobby, danach artet es in Arbeit aus“, schließt Frank das Thema ab.

Es war ein ausgesprochen spannender und lehrreicher Vormittag für mich und wenn ich auch keine Zeit für das Imkern haben, werde ich mir auf jeden Fall ein Wildbienenhotel bauen und in den Garten stellen. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist: Nachwuchsimkern oder Interessierten bietet Stefan Böhms Website imkerei-boehm.blogspot.de viele Informationen und Tipps zur Bienenhaltung und Königinnenzucht.


Frank hat den Smoker klargemacht

Einflugschneise - hier ist der Eingang zum Innenleben der Beute

hier wird gerade fleißig an einer Drohnewabe gebaut


diese ist schon fasst fertig ausgebaut

Es ist schon faszinierend wie gleichmäßig die Waben sind

Honigwabe - bereits gut gefüllt..

hier schlüpfen gerade zwei Jungbienen

Das ist sie ja - die Königin trägt eine gelbe 2 auf dem Rücken2

Eine Futterwabe - für schlechte Zeiten

Frank weiß viel über die Imkerei und seine Bienen zu erzählen


v.l. Jungimker Manfred und Markus

v.l. Stefan, Peter und Frank

Wildbienenhotel für Anschauungzwecke

Im Garten tut es auch ein Holzstamm mit vielen Bohrlöchern.

die Frühjahrstracht ist durch den hohen Rapsanteil ziemlich hell

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Der Rauch beruhigt die Bienen




die Brutezarge - Weiselkontrolle




Sie waren ein bisschen schlecht gelaunt an diesem Tag

und teilweise schon mit Wachs verschlossen.


Brutwabe...

Wo ist die Königin?

eine neue Honigwabe wird in Beschlag genommen.




Frank beim Honigabfüllen

und auch fester als die Sommertracht.

lecker ist er allemal.

 

Anzeige