Regionales / Gem. Bad Grund / Gittelde/Teichhütte

24.06.2022

Werte erhöht, aber nicht dramatisch


Die Bodenprobe wurde in einem Marmeladenglas an das Hannoveraner Institut geschickt

Das Ergebnis der Bodenprobe aus einem Gittelder Garten liegt vor - Dr. Friedhart Knolle rät vom Verzehr eigenen Anbaus ab – der Landkreis rät zum gründlichen Abwaschen

...von Herma Niemann

60 mg/kg Blei und 0,53 mg/kg Cadmium (Trockenmasse/TM). So lautet das Ergebnis der Bodenprobe aus einem Garten in Gittelde (wir berichteten). Die Laboruntersuchung erfolgte durch das Institut Wessling in Hannover.  „Das Ergebnis ist erhöht, aber nicht dramatisch“, so der Goslarer Geologe Dr. Friedhart Knolle dazu.

Der natürliche Bleigehalt von Böden liegt pro Kilogramm Boden bei etwa zwischen 2 bis 60 mg. Das Ergebnis der Probe liegt also schon am oberen Ende. „Wenn der Garten nicht genutzt wird, ist es okay, wenn man allerdings Obst und Gemüse anbauen und verzehren möchte, sind die Werte recht hoch“, so Knolle. Schwermetalle gehören zum natürlichen Stoffbestand und sind in allen Böden, pflanzlichen und tierischen Organismen enthalten.

Die meisten Böden Niedersachsens weisen laut Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung im Mittel Normalwerte von 0,2 bis 0,4 mg Cadmium und 20 bis 40 mg Blei je Kilogramm lufttrockenem Boden auf. Auf Nachfrage unserer Zeitung beim Landkreis Göttingen, sagt dieser, dass die Bodenprobe die in vielen Bereichen des Harzes und Harzvorlandes anzutreffende Situation der Verbreitung von Schwermetallen im Oberboden bestätige, die auf die historischen Aktivitäten des Bergbaus zurückzuführen sind. Die Schwermetalle seien  durch natürliche Fließgewässer oder künstliche Gewässer wie Mühlen- und Betriebsgräben fernab der Gewinnungs-, Aufbereitungs- und Verhüttungsorte oder Halden verbreitet worden. Staubverfrachtungen können durch die Luft erfolgt sein oder Hüttenrauche sich niedergeschlagen haben.

„In weiten Teilen des gesamten westlichen Harzes und den Talräumen des Harzvorlandes lassen sich großflächig siedlungsbedingte erhöhte Gehalte an Schwermetallen nachweisen“, so der Landkreissprecher. Bodenschutzrechtlich seien für verschiedene Nutzungen die sogenannten Vorsorgewerte gemäß Bundesbodenschutzgesetz maßgeblich. Die übersandten Messwerte für die Metalle Blei (60 mg/kg TM) und Cadmium (0,53 mg/kg TM) würden diese Vorsorgewerte unterschreiten, so der Landkreis und fügt noch einschränkend hinzu, dass eine grundstücksbezogene Einschätzung nur auf Basis einer den bodenschutzrechtlichen Anforderungen genügende Probennahme erfolgen kann. Ob diese Bedingungen in diesem Fall erfüllt seien, sei dem vorliegenden Prüfbericht nicht zu entnehmen. „Grundsätzlich sollten Gartenprodukte vor dem Verzehr gut abgewaschen und von Staub und Bodenpartikeln gereinigt werden“, so der Landkreis.

Laut dem Landesamt für Bodenforschung liegen Schwermetalle im Boden in unterschiedlichen Bindungsformen vor, die zum größten Teil vom pH-Wert und Nährstoffgehalt des Bodens abhängig sind. Nur in bestimmter Bindungsform können die Schwermetalle von der Pflanze aufgenommen und somit darin angereichert werden. Eine extrem hohe Schwermetallbelastung des Bodens führt zu Wachstumsstörungen bei den dort angebauten Pflanzen, die sich durch  Aufhellung, Vergilbung und Absterben von Blatträndern zeigen. Das Verzwickte daran: Nicht  jede Schwermetallbelastung führt unmittelbar zu Veränderungen der Pflanze, so dass auch gesund aussehende Pflanzen und Früchte hohe Schwermetallbelastungen aufweisen können. Eine Aufnahme von Schadstoffen kann durch äußerliche Anlagerungen an der Pflanzenoberfläche erfolgen. Ursachen hierfür sind zum einen Verschmutzungen mit belastetem Bodenmaterial (zum Beispiel Spritzwasser oder direkter Bodenkontakt) und zum anderen Luftverschmutzung.

Besonders gefährdet bezüglich Schadstoffanlagerungen sind Pflanzen mit langer Wachstumszeit und rauer Blattoberfläche. Wichtig ist, den Boden von Haus-, Klein- oder Kindergartenbereichen im Vergleich zu Gewerbe- und Industrieflächen anders zu beurteilen. Hier gelten Vorsorgewerte, die man auf der Homepage des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz und beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie einsehen kann. Werden die Vorsorgewerte im eigenen Garten eingehalten, kann der Anbau und Verzehr von Obst und Gemüse uneingeschränkt erfolgen. Grundsätzlich sollte aber nur gründlich gewaschenes oder geschältes Obst und Gemüse verzehrt werden. Liegen die Werte im Boden über den Vorsorgewerten, sollte die Ernährung aus dem Garten auf wenige, nicht als Hauptnahrungsmittel dienende Gartenerzeugnisse beschränkt werden. Auf den Anbau von Kartoffeln soll in einem solchen Fall aber grundsätzlich verzichtet werden.

Eine deutliche Reduzierung der Schwermetallgehalte in den Pflanzen kann durch Austausch des Oberbodens oder Überdecken mit unbelastetem Boden in ausreichender Stärke zum Beispiel in Form von Hochbeeten auch in Kombination mit Barrieren erreicht werden. Kleinkinder stellen aufgrund ihrer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Umweltbelastungen eine besonders zu schützende Gruppe dar. Hier muss die zusätzliche Zufuhr der Schwermetalle über das Umfeld des Kindes so niedrig wie möglich gehalten. Dazu gehört, Kinder nur in abgegrenzten Bereich eines Sandkastens mit Spielsand spielen zu lassen und ansonsten die Grabeaktivitäten zu reduzieren, zum Beispiel mit Herstellen einer einheitlichen Rasenfläche.

 

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