Panorama

11.06.2022

„Ich hab auch schon im Sarg geschlafen“


Hinter den Kulissen einer Geisterbahn 

von Christian Dolle

Er ist der Herr über die Horrorwesen, der Gestalter des Grusels oder schlicht Geisterbahnbesitzer. Harry Paul Hansla war mit seinem „Scary House“ am Wochenende auf dem Festplatz in Herzberg und gewährte dem Eseltreiber einen Blick hinter die Kulissen, bevor es nun weiter nach Verden und anschließend nach Goslar geht.

In den Job ist er reingewachsen, schon seine Eltern hatten eine Geisterbahn, daher wollte er nie etwas anderes, sagt Harry. Das „Scary House“ wurde 2014/15 gebaut und ist seit 2016 in Betrieb. Der Aufbau dauert etwa sechs, der Abbau drei Stunden, eine Fahrt jeweils drei Minuten. Damit die spannend bleibt, darf er nicht jedes Jahr an den gleichen Orten gastieren, sagt er, vor allem muss er aber auch immer wieder etwas Neues präsentieren. 

Vieles ist selbstgebaut

So gibt es sich verändernde Gruselportraits aus den USA, einen zappelnden Zombie, den er auf einer Messe in Polen gekauft hat, einen Kopf, der aus einer Kloschüssel auftaucht, und viele Gruselpuppen mehr. Die meisten davon hat er für seine Zwecke verändert oder sogar komplett selbst entworfen und gebaut. Seine Lieblingsfigur ist der große Drachenkopf, den er gemeinsam mit seinem Vater baute. 

Wie auch alles andere muss der jeden Morgen vor der Eröffnung gewartet werden, die Elektronik wird geprüft, eventuelle Schäden sofort repariert, draußen natürlich alles immer auf Hochglanz geputzt. Auf jedem Standplatz gibt es eine technische Abnahme, doch wenn erst einmal alles läuft, wird die Fahrt in der Regel nicht unterbrochen. 

Wenn kleine Kinder – ab drei Jahren dürfen sie mitfahren, ab sechs Jahren auch ganz allein – kreischen, müssen sie da eben durch. Selbst Jugendliche, die im Internet schon alles gesehen haben, lassen sich hier noch erschrecken, vor allem natürlich von den menschlichen Erschreckern, die für Harry noch viel wichtiger sind als die Gruselfiguren. „Männer sind übrigens schreckhafter als Frauen“, erzählt er, es habe sich sogar schon mal jemand eingepinkelt und er habe das dann wegwischen müssen.

Schausteller aus Leidenschaft

Allerdings sei es schwer, Mitarbeiter zu finden, meist sind es Osteuropäer, die bei ihm arbeiten, Deutsche wollen den Job kaum machen. Allerdings ist Harry niemand, der vergangenen Zeiten nachtrauert, wo angeblich alles besser war. Ganz im Gegenteil, gerade jetzt nach dem ende der Pandemie seien viele Besucher ausgehungert nach realen Erlebnissen und es mache unglaublich Spaß. 

„Ich bin Schausteller aus Leidenschaft“, sagt er, „für mich gibt es nichts Schöneres als Geisterbahnbesitzer zu sein.“ Das Herumreisen bedeute für ihn Freiheit, er ist europaweit unterwegs und kann seinen Kunden echte Emotionen entlocken. Immerhin spielte er schon  als Kind immer in der Geisterbahn, als Arbeit habe er seinen Beruf daher nie angesehen. „Und ja, ich hab auch schon im Sarg geschlafen“, fügt er lächelnd hinzu. 





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