Regionales / Bad Sachsa / Walkenried

09.06.2022

Kompetenzen für Flüchtlinge aus der Ukraine gebündelt


Bad Sachsas Pastor Urs Ebenauer, Karen Richter, Matthias Steinmetz, Mathias Müller vom AWO-Familienzentrum Südharz (von links) zusammen mit den SchülerInnen und Lehrerin Larissa Gertz (an der Tafel in gelb-blau)

Deutsch-Basis-Kurse bei der VHS sind gestartet – der Kirchenkreis unterstützt

...von Mareike Spillner - KKHL

Larissa Gertz, ausgebildete Übersetzerin und Deutschlehrerin, steht vor einer großen Tafel im Lutherhaus Bad Sachsa und erklärt ihren SchülerInnen auf Ukrainisch, wie der Unterricht in den kommenden acht Wochen ablaufen wird. Jede und jeder hat ein Heft „Die deutsche Sprache – erste Schritte“ vor sich liegen.

Darin sind das Alphabet, erste Gespräche, begrüßen und verabschieden, die Zahlen, die Uhr und viele Aufgaben mehr zu finden. Denn an diesem Montag und Donnerstag starten die ersten drei Deutschkurse für die etwa 60 UkrainerInnen, die vorübergehend in Bad Sachsa zuhause sind. Möglich macht dies die Volkshochschule Osterode zusammen mit dem Landkreis Göttingen, dem Kirchenkreis Harzer Land und weiteren Sponsoren sowie der Kirchengemeinde Bad Sachsa, die den großen Saal im Lutherhaus zur Verfügung stellt.

Und das kam so, wie Karen Richter, Geschäftsführerin der VHS-Geschäftsstelle Osterode, schildert: „Mitte März erhielt unser Team die erste Anfrage nach einem Deutschkurs für schutzsuchende Personen aus der Ukraine. Etwa zeitgleich kam ein Kontakt zu einer engagierten jungen Frau zustande, die fließend sowohl Ukrainisch als auch Deutsch spricht und spontan bereit war, einen ersten Deutschkurs anzubieten – ohne Honorar dafür zu nehmen.“ Schnell wurden aus anfangs 15 Teilnehmenden von Termin zu Termin mehr – nach aktuellem Stand stehen etwa 350 Personen aus dem Altkreis auf der „Deutschkurs-Interessenliste“.

Schnell wurde vor Ort deutlich, dass etwas passieren muss. In Gesprächen der Geschäftsstellenleitung mit Akteuren vor Ort fanden sich innerhalb kürzester Zeit Sponsoren für die Sprachunterricht-Honorare: der Kirchenkreis Harzer Land, der SoVD Kreisverband Osterode und die Osteroder Webdesign-Agentur Lindbaum. „Ein wichtiger Meilenstein – aber klar war auch, dass der abzusehende Mehraufwand an Arbeitszeit für die Kursorganisation vom VHS-Team perspektivisch nicht ehrenamtlich übernommen werden kann. Ziel war es, die Erfahrungen aus der letzten Flüchtlingswelle zu nutzen“, ergänzt Matthias Steinmetz von der VHS.

So wurde von der VHS-Geschäftsstelle in Osterode in engmaschiger Abstimmung mit dem Integrationsnetzwerk Osterode kurzfristig ein Konzept erarbeitet, das die schutzsuchenden Personen sowohl auf ihrem Weg zu ersten Deutschkenntnissen begleitet, aber auch bei Bedarf schnelle Kontakte zu Flüchtlingssozialarbeitenden bzw. Migrationsberatenden sowie bei Bedarf zu Ehrenamtlichen ermöglicht. Auch bestehende Kooperationen wie beispielsweise mit der BIGS – Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen (Einstufung für die Teilnahme an Integrationskursen sowie Anerkennungsberatung) und den anderen Trägern von Integrationskursen im Altkreis Osterode: der Bildungsvereinigung Arbeit & Leben, der AWO Barbis, dem LEB in Herzberg, dem AWO-Familienzentrum Südharz sowie STArQ in Osterode wurden einbezogen.

Das Konzept wurde letztlich auf den kompletten Landkreis erweitert und in Folge kam die Zusage des Landkreises, für die Umsetzung finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng erklärt: „Der Vorstand des Kirchenkreises Harzer Land hat gerne sofort Mittel bereitgestellt, um Sprachkurse zu ermöglichen, gerade weil Frau Richter von der VHS ein sehr überzeugendes Sprachkursangebot ausgearbeitet hat, das gezielt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Ukrainerinnen eingeht. Darüber hinaus haben wir auch unser Beratungsangebot in der Flüchtlingssozialarbeit aufgestockt. Wir hoffen, damit einen kleinen Beitrag leisten zu können, damit Geflüchtete gut zurechtkommen und sich hier wohl und angenommen fühlen können.“
Inzwischen sind in Osterode bereits sieben Basissprachkurse mit insgesamt circa 120 Teilnehmern gestartet. Unter Einbezug der jeweiligen lokalen Akteure haben vergangene Woche zwei Kurse in Bad Lauterberg, und nun ein Kurs in Hattorf, zwei Kurse in Walkenried sowie besagte drei Kurse in Bad Sachsa begonnen. 

Und wie geht es weiter mit dem Deutsch-Lernen? Einige Personen haben für sich klar entschieden, perspektivisch in Deutschland bleiben zu wollen. Sie möchten hier arbeiten, studieren oder eine Ausbildung beginnen. Sie werden vom VHS-Team dabei unterstützt, schnellstmöglich an einem Integrationskurs oder Berufssprachkurs teilnehmen zu können. Andere wollen die Zeit in Deutschland nutzen und die Sprache lernen, um sich dann später in der Ukraine damit berufliche Perspektiven eröffnen zu können. Auch sie sind potenzielle Teilnehmende in Integrationskursen.

Karen Richter: „Aber: viele der Menschen – und wir mit ihnen – hoffen, dass sie bald in ihre Heimat zurückkehren können, sie möchten etwas Deutschlernen, um hier klarzukommen, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, für ein intensives Lernen wie beispielweise in einem Integrationskurs haben sie – verständlicherweise – aktuell keinen Kopf.“ Für diese Personen sind in mehreren Orten im Altkreis Osterode nach den Basis-Kursen Angebote mit dem Titel „Dialog in Deutsch“ geplant. Darunter ist ein wöchentlicher Termin mit Deutschlehrkraft zu verstehen, bei dem die Teilnehmenden praxisorientiert in lockerer Atmosphäre ihr Alltagsdeutsch ausbauen können. Erste Mittel hierfür hat spontan wiederum der Kirchenkreis Harzer Land zur Verfügung gestellt – weitere Mittelgeber werden vom VHS Team noch gesucht!

Interessierte können sich gerne bei Karen Richter, Tel. 0551-4952-555 oder per E-Mail an: k.richter@vhs-goettingen.de melden. 



 

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