Panorama / Ausflugsziele

13.07.2017

Die einen imposant, die anderen kauzig


Weißkopfadler Charlie

Zur Flugvorführung mit Greifvögeln und Eulen auf dem Harzfalkenhof

von Christian Dolle

Das Schlagen mächtiger Flügel ist aus der Ferne zu hören, kommt näher, dann rauscht der Weißkopfseeadler Charly dicht über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Er dreht noch eine Runde vor dem malerischen Panorama des Südharzes, bevor er gezielt auf Falkner Joachim Klapproth zusteuert und im Flug die Beute aus dessen Hand greift.

Charly ist einer der Stars der Flugvorführung auf dem Harzfalkenhof in Bad Sachsa. Die Besucher sind begeistert, den imposanten Greifvogel so nah und dann in Aktion erleben zu können. „In freier Natur brauchen die Eltern etwa ein Jahr, um den Jungtieren das Jagen beizubringen“, vermittelt Joachim Klapproth ganz nebenbei ein bisschen Wissen und lässt seine Faszination für die Raubvögel damit auf die Zuschauer überspringen.

Seit mehr als dreißig Jahren betreiben er und seine Frau Heike den Greifvogelpark am Ravensberg, knapp achtzig Tiere beherbergen sie auf dem Gelände. Dazu ist eine Jäger- und darauf aufbauend eine Falknerprüfung notwendig und für die Vögel langes und intensives Flugtraining. „Abtragen“ heißt das Training auf die Hand oder auf die Beute in der Falknersprache. Neben Adlern wie Charly und Falken gibt es auf dem Harzfalkenhof auch zahlreiche Geier, Milane, Eulen und Käuze zu sehen. Viele von ihnen auch hautnah bei der Flugvorführung.

Theo, ein sibirischer Uhu, kann sogar sprechen, erzählt Heike Klapproth den Gästen. Noch sitzt Theo allerdings ziemlich gelangweilt auf einem Baumstumpf, während die Falknerin am anderen Ende der Arena mit Beute lockt. „Nee“, krächzt Theo und Heike Klapproth erklärt, dass er das leider auch genauso meint. Irgendwann erhebt sich diese größte aller Eulen dann aber doch in die Luft und landet zielsicher auf der ausgestreckten Hand seiner Besitzerin. „Viele meinen ja, dass Eulen ihren Kopf um 360 Grad drehen können“, sagt sie. „Nee“, krächzt Theo wieder dazwischen. „Doch, das können sie. Aber eben nur einmal.“ Wen wundert es da, dass Theo nach diesem Spruch keine Lust auf weitere Kunststücke hat.

Dafür lässt sich sein deutlich kleinerer Verwandter, die Waldohreule Hugo sogar von Besuchern auf die Hand nehmen, fliegt munter von einem zum nächsten und zeigt überhaupt keine Scheu vor Menschen. Dabei fällt auf, wie leicht er ist, nur etwa 300 Gramm wiegen Waldohreulen. Deutlich größer sind da schon die eindrucksvollen Schneegeier mit einer Flügelspannweite von etwa drei Metern, die im Himalaya beheimatet sind. Doch auch sie scheinen sich im Südharz wohl zu fühlen, immerhin ist dem Harzfalkenhof die weltweit einzige Nachzucht dieser Tiere in Gefangenschaft gelungen.

Trotz abtragen und Gewöhnung an fremde Menschen müssen die Vögel natürlich in Volieren gehalten werden, die zum Teil doppelte Verdrahtung ist allerdings kein Zeichen von Gefangenschaft, sondern vielmehr ein Schutz für die Tiere. „So ein Marder kommt ja leider fast überall durch“, erklärt Heike Klapproth. Auch der im Harz wieder heimische Luchs ist durchaus eine Gefahr für ihre Vögel, wenn sie sie frei fliegen lassen. „Weil sie es ja nicht kennen.“

Bei der Flugshow ist inzwischen Rotmilan Zora an der Reihe. Wenn sie auch nicht so groß wie die Adler ist und nicht so schnell wie die Falken, die im Sturzflug bis zu 350 km/h erreichen können, so beeindruckt sie sie umso mehr mit ihrem gezielten Anflug aufs kleine Wasserbassin, aus dem sie ihre Beute fischt. Joachim Klapproth ist dennoch nicht ganz zufrieden. „Eigentlich sollte sie eine Runde über Ihre Köpfe drehen und Sie ein wenig nass machen“, geht er hart mit der Jägerin ins Gericht.

Regelmäßig fahren die beiden mit ihren Vögeln zur Jagd. Immerhin hat die Falknerei eine lange Geschichte, erlebte in Europa im 13. Jahrhundert ihre Blütezeit und gehört in Ländern wie der Mongolei, Korea, Saudi Arabien, Syrien, Marokko und einigen anderen heute laut UNESCO-Konvention zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Auch in vielen europäischen Städten oder auf Flughäfen werden Falken und andere Greifvögel heute zur Jagd und zum Fernhalten von Tauben und Krähen eingesetzt. Außerdem sind Zucht und Auswilderungserfolge von Falknern natürlich auch ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.

Die Flugvorführung auf dem Harzfalkenhof trägt bei ihren jungen Zuschauern ganz eindeutig zum Respekt vor der Natur bei und natürlich zur Unterhaltung. Nachdem Truthahngeier Elvis seinen spektakulären Sturzflug – also eigentlich mehr einen müden Hüpfer von der Hand auf den Boden – vorführt und Joachim Klapproth das Publikum zu tosendem Applaus (da der launische Showstar sonst beleidigt ist) auffordert, führt seine Frau Heike die Besucher noch durch den Park und beantwortet viele Fragen zu den einzelnen Greifvögeln und Eulen.

Für einen ebenso informativen wie spannenden Nachmittag ist der täglich geöffnete Harzfalkenhof auf jeden Fall ein lohnendes Ausflugsziel. Jeweils um 11 und um 15 Uhr gibt es bei gutem Wetter die Flugvorführung zu sehen und darüber hinaus noch vieles mehr zu entdecken. Weitere Infos sind unter www.harzfalkenhof.npage.de zu finden.


Steinadler sind die stärksten Greifvögel überhaupt.

Theo ist ein sibirischer Uhu

Er gestattet es auch, dass man sein flauschig, weiches Gefieder streichelt.

Sakerfalke Mira beeindruckt

durch enorme Schnelligkeit

Rotmilan Zora fischt sich

ihre Beute aus dem Wasserbassin

Waldohreule Hugo dürfen sogar

kleine Besucher auf die Hand nehmen

Weißkopfadler Charly im Anflug

Falkner Joachim Klapproth mit Charly

Die Truthahngeier Dame ist

eine echt Kunstfliegerin

Elvis bei seinem "spektakulären" Sturzflug

Weltweit einmalig im Harzfalkenhof ist die Nachzucht der Schneegeier

In diesen kauzigen Raufußkauz haben wir uns schockverliebt.

Weißkopfadlerdame Daisy

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Steinadler Tudor im Anflug


Theo mag nicht so recht

doch dann schwingt er sich lautlos auf in die Lüfte


und landet auf der Hand von Falknerin Heike Klapproth

















Er ist noch ein Youngster. Sein weißes Haupt bekommt er erst zwischen dem 4. und 5. Lebensjahr.





Sehr informativer Rundgang








Allein unter Vögeln - das Frettchen ist der Jagdgehilfe

Ein Schneeeulenpärchen










 

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