Regionales / Stadt Osterode / Ührde
07.05.2022
Naturschützer in Bataillonsstärke
Weide-Idyll auf dem alten Standortübungsplatz bei Uehrde – eine Große Schafherde sorgt hier für Landschaftspflege
Zwei Herden Schafe weiden bei Rump & Salzmann in Uehrde
...Joachim Mahrholdt
Diese Flächen gleich in der Nachbarschaft des Gipssteinbruch von Rump & Salzmann bei Uehrde waren viele Jahre lang ein Standortübungsplatz. Hier trainierten Soldaten den Ernstfall – gezählt nach Trupps, Zügen und Kompanien. Heute lässt sich die Natur nicht mehr stören von Schüssen oder rasselnden Panzerketten. Und doch haben die Wiesen hier derzeit Besuch von Gästen in Bataillonsstärke.
Allerdings nicht von Panzergrenadieren, sondern von Schafen. Rund 500 von ihnen weiden zusammen mit 20 Ziegen in diesen Wochen im Naturschutzgebiet und pflegen auf natürliche Weise Boden und Bewuchs.
Wanderschäfer Matthias Bodmann ist auch in diesem Jahr wieder mit einer Herde angereist. Er ist hier ein gern gesehener Gast. Nicht nur, dass er zusammen mit seiner Kollegin Michaela Kleemann die Klosterschäferei Wiebrechtshausen betreut und durch seine Tätigkeit die alte Tradition der Wanderschäferei aufrechterhält. Er, seine Schafe, Ziegen und die dazugehörigen Hüte- und Herdenschutzhunde leisten bedeutende Beiträge zur Pflege dieser Landschaft.
Werkleiter Uwe Schridde freut sich auch dieses Jahr wieder über den zahlreichen Besuch: „Diese Schafe sind ganz wichtige Landschaftspfleger auf vier Beinen. Unsere Flächen hier auf dem ehemaligen Standortübungsplatz sind groß und extensives Grünland – immerhin 30 Hektar. Die Schafe halten den Bewuchs kurz, und vor allem die Ziegen schützen sie vor Verbuschung. Wenn Matthias Bodmann und seine Schafe kommen, ist das jedes Jahr ein freudiges Ereignis!“
Freuen konnte sich auch der Schäfer: „Gott sei Dank hatten wir gutes Wetter, als wir nach zwei Tagen Wanderung am Ostersamstag hier angekommen sind“, erzählt er. „Das war in der Vergangenheit auch schon mal anders.“ Als Schäfer ist er zusammen mit seinen Tieren den Elementen ausgesetzt und muss sich entsprechend schützen: „Wir hoffen jetzt auf einen ausgeglichenen Sommer - nicht zu trocken und nicht zu nass. So wäre er optimal für uns.“
Gar nicht so einfach, eine Herde mit vielen kleinen Lämmern zusammen zu halten. Bei dieser Aufgabe helfen Bodmann gleich fünf Altdeutsche Hütehunde, sogenannte Herdengebrauchshunde. Der Schäfer kann zwischen ihnen wechseln, damit sie auch einmal Pause machen können. Immer wieder ruft oder pfeift er Signale. Die Hunde verrichten Ihre Arbeit mit Begeisterung und Fleiß – diese Aufgabe steckt ihnen im Blut. Sie helfen Bodmann dabei, seine Schafe auf der Fläche zu halten, auf der sie weiden sollen. Die zur Herde gehörenden Ziegen lassen sich vor allem junge Gehölze schmecken. „Ziegen und Schafe vertragen sich gut“, sagt Bodmann.
Die große Sorge des Schäfers ist nicht das Wetter, sondern eher der Wolf. Bislang sei man verschont geblieben von tödlichen Überfällen, aber dies sei keine Garantie für die Zukunft, meint Bodmann. Kollegen von ihm hätten schon üble Erfahrungen gemacht. Er zähle deshalb auf seine Herdenschutzhunde, die insbesondere des nachts gefordert sind. Insgesamt leben sechs Herdenschutzhunde in der Klosterschäferei mit den Schafen von insgesamt zwei Herden im Verbund, so dass jeweils zwei bis drei Hunde pro Herde eingesetzt werden können.
Tagsüber jedenfalls ist auf dem ehemaligen Standortübungsplatz von Bedrohung nichts zu spüren. Hier lassen sich die Landschaftspfleger auf vier Beinen erst einmal Gras, Blumen und Kräuter schmecken. So friedlich können Bataillone sein.
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Matthias Bodmann ist einer der letzten Wanderschäfer in Deutschland. Zusammen mit dem Altdeutschen Hütehund Fips hütet er seine Herde