Panorama

30.04.2022

Über den Brocken bis nach Dorste


von Bernd Stritzke

Wer seine Augen am Ostersamstag nicht nur in Richtung Osterfeuer, sondern in den Himmel richtete, dem fiel sicher der Heißluftballon auf, der sich aus Richtung Harz kommend in unsere Region zubewegte. Nun ist ein Heißluftballon immer etwas Außergewöhnliches, auf das die Beobachter noch immer gern mit dem Finger zeigen. Mein Finger war natürlich am Auslöser meiner Kamera und ich nahm die Verfolgung auf.

Allerdings hatte ich die Befürchtung, die Ballonfahrt würde ein jähes Ende nehmen, denn der Ballon schwebte über den Freiheiter Höhen relativ niedrig über den Bäumen. 

Mitnichten, denn mit lautem Schnaufen gewann der Ballon wieder an Höhe und während ich meinen Beobachtungsposten auf den Röddenberg verlegte, schwebte der Ballon bereits am Horizont, über den Ührder Berg. 

An der Abzweigung nach Förste stieß ich auf Transporterin Melanie von "Brockenballon", die in ständigem Kontakt mit dem Piloten im Ballon stand und auch auf die Landung fixiert war. Meine Vermutung, der Pilot würde den Korb irgendwo zwischen Dorste und Eisdorf zur Landung bringen, ging auf. So traf ich auf eine lustige "Fahrgemeinschaft", die tatkräftig damit beschäftigt war, den Ballon zu sichern. 

Korb abkoppeln, die noch warme Luft aus dem Ballon drücken, die Ballonhülle zusammenlegen und im Transportsack verstauen. Alles zusammen findet Platz in einem kleinen Anhänger.

Nachdem die Utensilien sicher verstaut waren, erzählten die Mitreisenden von der beeindruckenden Fahrt. In Wernigerode gestartet ging es über den Brocken und den Harz. "Die Aussicht bei strahlend blauem Himmel ist von da oben noch beeindruckender", so die einstimmige Meinung. Pilot und Inhaber von Brockenballon, Winfried Borchert, untermauerte diesen Eindruck mit Fotos vom Überflug des Brockens, aber auch von Osterode. Zahlreiche Osterfeuer waren auf dem Weg von Wernigerode nach Dorste zu erkennen. Auf den "Tiefflug" über den Freiheiter Höhen angesprochen erklärte Winfried Borchert, daß es sich dabei um ein übliches Manöver handele, um die Geschwindigkeit für den Landevorgang zu verringern und die Windrichtung zu erkunden.

Als Finale einer gelungenen Harzüberquerung in einem Heißluftballon stand die Taufzeremonie auf dem Programm. Teilnehmende, die zum ersten Mal mit einem Heißluftballon unterwegs waren, wurde eine Locke angesengt, mit Champagner gelöscht und mit Erde bestreut. Sinnbildlich für das Feuer, das einen in die Luft brachte, für das Wasser als Bestandteil der Luft, die einen getragen hat, für die Erde, auf der man sicher gelandet ist. Die Taufe wurde durch eine Urkunde und die Verleihung eines Adelstitels besiegelt. So wurde aus Karsten Graf Karsten von Dorste, der über dem Brocken geschwebt ist oder aus Ines Gräfin Ines von Dorste, die in der Abendsonne Landende. Mit der Verleihung gingen die Adligen allerdings auch einige Verpflichtungen ein. So darf von nunmehr nicht mehr von Ballonfliegen gesprochen werden. Zudem müssen sie jedem anzutreffenden Ballonfahrer ihre Hilfe anbieten und auf Nachfrage den vollständigen Luftfahrernamen aufsagen.

Die Frage, ob ich selbst schon einmal Ballon gefahren sei, mußte ich aufgrund meiner Höhenangst verneinen. Allerdings sei diese trotz Riesenradfahren, Besuche auf der Feuerwehrdrehleiter und Flug in einem Gyrocopter vielleicht nur vorgeschoben.
Winfried Borchert verweist auf seine Erfahrung und viele Gespräche mit Ballonfahrenden: "Höhenangst im Ballonkorb braucht niemand zu befürchten. Die Wahrscheinlichkeit, im Ballon Höhenangst zu bekommen, ist extrem gering. Bei uns ist noch niemand in Panik geraten, weil alles sehr gemächlich vonstatten geht".

Ich denk mal drüber nach.

Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben, finden Sie weitere Info unter www.brockenballon.de











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