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20.04.2022

Die Gedanken sind frei 


Klimafasten-Spaziergang am Karfreitag

...Christian Dolle - KKHL

Zum vorerst letzten Mal wurde am Karfreitag zum Klimafasten-Spaziergang in Lasfelde eingeladen. Wie der Titel schon sagt, soll es dabei um einen bewussteren Umgang mit der Schöpfung gehen, ganz konkret sollen auf diesem gemeinsamen Weg kleine Impulse gegeben werden, die achtsam machen für das, was jede und jeder Einzelne zur Abmilderung des Klimawandels beitragen kann.

Soweit jedenfalls die Theorie. In der Praxis traf sich Pastorin Silke Dobers an diesem Nachmittag mit einem kleinen, treuen Grüppchen, das es genoss, durch die Feldmark zu wandern und sich dabei zu verschiedensten Themen auszutauschen. Natürlich gab es diesmal einen Bezug zu Karfreitag und zu Ostern, Silke Dobers formulierte es als Frage, ob wir es kennen und wie wir uns verhalten, wenn wir an einen Punkt im Leben kommen, an dem es nicht mehr weiter zu gehen schient. 

Darüber wurde auf den folgenden Metern in Zwiegesprächen geredet, bevor es dann nach einigen hundert Metern einen weiteren Impuls gab. Ohne zu enge „Spielregeln“ regte die Pastorin an, diesmal einen anderen Gesprächspartner zu wählen. Genau diese „Spielregeln“ führten aber dazu, dass alle Teilnehmer untereinander ins Gespräch kamen, insbesondere auch diejenigen, die sonst vielleicht nicht so viele Worte mit einander wechseln. 

Inhaltlich ging es zunächst um große Veränderungen, wobei viele schnell ihre Erfahrungen in der Pandemie und das unfreiwillige Auseinanderrücken ansprachen. Zwei Jahre Corona haben uns allen zugesetzt, vielleicht aber haben wir dadurch auch festgestellt, dass vieles nicht selbstverständlich ist, so dass wir die Nähe zu unseren Mitmenschen jetzt viel bewusster suchen, so die Gedankengänge.
Natürlich ging es auch bald um Putins Krieg in der Ukraine, um die Angst vor dem, was es mit unserer Welt macht, und dieses deprimierende Gefühl, dass die Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten weniger dazugelernt hat als wir häufig denken. Bei einigen der Älteren kamen Erinnerungen hoch, weil sie selbst als Flüchtlinge nach Osterode kamen.

Damals, so stellten einige fest, wurden sie als Flüchtling als Menschen zweiter Klasse behandelt, wurden stigmatisiert und ausgegrenzt. Wenn wir uns angucken, wie groß unsere Hilfsbereitschaft jetzt für ukrainische oder vor ein paar Jahren für syrische Geflüchtete ist, dann lässt sich daraus doch wieder Hoffnung schöpfen. Zwar haben Jahre des Überflusses uns vielleicht in mancher Hinsicht sorglos gemacht, andererseits haben wir inzwischen auch so viel, dass wir gerne abgeben. 

Es waren letztlich sehr viele Gedanken und freie Assoziationen, die auf diesem Spaziergang ausgetauscht wurden, Sorgen wie Hoffnung, das Weltgeschehen betreffend wie auch sehr persönliche Erfahrungen und in jedem Fall sehr intensive Gespräche ohne jene zwanghafte Konfrontation, die wir aus den Medien kennen. Am Ende erinnerte Pastorin Dobers noch einmal daran, dass Christus in seinem Leben und sogar im Tode dafür stand, dass nichts so kommen muss, wie wir es befürchten, dass Gottes Wege eben tatsächlich oft mit menschlichem Verstand nicht zu begreifen sind. 


 

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