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01.04.2022

Tägliche Blechlawinen nerven Anwohner in Gittelde


Brummi an Brummi. Zu den Hauptverkehrszeiten drängt sich eine Blechlawine durch Gittelde und Teichhütte

Gittelder Einwohner machen ihrem Unmut über die aktuelle Verkehrssituation Luft. Forderung an Verwaltung und Politik, sofort zu handeln

...von Herma Niemann

Es sind Lastwagen aus den Niederlanden, Polen und Italien, und Autofahrer aus Hannover, Hamburg, Pinneberg, Lüneburg, Kiel und aus dem Westerwaldkreis. Brummi an Brummi, Auto an Auto. Und den Gitteldern reicht es.

Seit Ende Februar ist die Schnellstraße B 243 auf Höhe der Gemeinde Bad Grund gesperrt wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten, und gefühlt läuft der Großteil des Verkehrs durch Gittelde und Teichhütte. Denn nicht alle Auto- und LKW-Fahrer folgen der Umleitung, sondern entgegen der Aufforderung über Schilder doch lieber ihren Navis. Und das zum Teil mit überhöhten Geschwindigkeiten.

Unsere Zeitung erreichte nun ein Schreiben eines Einwohners, der darin seinen Unmut über die leidige Verkehrssituation äußert. Das Schreiben ist gerichtet an den Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann, an den Ortsbürgermeister, an die Ratsleute im Ortsrat Gittelde sowie an die Kreistagsabgeordneten aus der Gemeinde Bad Grund. In dem Anschreiben beschreibt der Einwohner (der Name ist der Redaktion bekannt), dass die Umleitung von Münchehof über Clausthal-Zellerfeld nach Osterode angegeben sei, die jedoch nur von wenigen Fahrzeugen genutzt werde. Dazu kämen noch die Fahrzeuge aus der Gegenrichtung, die die gesperrte Schnellstraßenauffahrt in Teichhütte nicht nutzen können.

„Sämtliche Anwohner sind genervt, es zehrt an Leib und Seele und an Hab und Gut. Und der Gittelder Ortsrat tut nichts“, heißt es in dem Schreiben. Zudem werde am Ziegenberg die für ihn fast unsichtbare vorgeschriebene Umleitung in Richtung Clausthal-Zellerfeld nach seinen eigenen Beobachtungen nur von wenigen Kraftfahrern genutzt. Die dort angebrachten Hinweisschilder "Umleitung geradeaus" und "Durchfahrt für LKW verboten" würden nur von wenigen Fahrzeugen beachtet oder sogar mit Absicht ignoriert. „Wenn diese Umleitung erst gemeint sein sollte, sollte sie von den zuständigen Stellen kurzfristig sichtbarer gemacht und die Abzweigung in Richtung Gittelde entsprechend mit Sicherheitsmaßnahmen aufgerüstet werden“.

Der Verfasser betont auch, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung ab der Ortseinfahrt Gittelde (aus Münchehof kommend) von vielen nicht beachtet werde, die erste Geschwindigkeitsreduzierung erfolge meistens erst in der Kurve der Thüringer Straße auf Höhe der Hausnummer 27. „Besonders in den Abend- und Nachtstunden fährt der Schwerlastverkehr mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Ort. Dabei klappert sogar das Geschirr im Schrank“. Zudem würden Anwohner, die ihre Hauseinfahrt verlassen wollen, von riskanten Situationen und uneinsichtigen Fahrzeugführern berichten. Es sei zwar lobenswert, dass in der jüngsten Ortsratssitzung über das Thema gesprochen wurde, so der Anwohner, und Ratsdame Karin Blume-Gebhardt die Gefahr an der Thüringer Straße erkannt habe. „Aber nur leere Worte reichen nicht, es muss auch sofort gehandelt werden“, sagt der Verfasser, der darauf hinweisen möchte, dass vor einigen Jahren auf dieser Strecke innerhalb des Ortes zwei tödliche Unfälle durch überhöhte Geschwindigkeit passiert seien.

Unbegreiflich sei dem Einwohner auch, warum dann auch noch zeitgleich in einer solch angespannten Verkehrssituation auf dieser Umleitungsstrecke auch noch Straßenausbesserungsarbeiten des Landkreises auf der Thüringer Straße durchgeführt werden müssen.  An zwei Stellen in Gittelde und Teichhütte wurde zeitgleich Straßenflick durchgeführt, mit einem Ampelsystem und den Zusatzschildern Tempo 30. Der Flecken Gittelde- das neue Nadelöhr des Durchgangsverkehrs. Die Ausbesserungsarbeiten bezeichnet der Verfasser zudem als „Pfuscharbeiten“. „Und diese Pfuscharbeiten werden dann noch durchgehend mit einer Verkehrsbeschränkung von Tempo 30 geschützt, die Menschen allerdings nicht. Warum kann sich der Ortsrat oder der Gemeinderat nicht sofort einmal dafür einsetzten, dass auch die Anlieger an der Durchgangsstraße mit einer durchgehenden Verkehrsbeschränkung von Tempo 30  vom Ortseingang Gittelde bis zum Ortsausgang Teichhütte geschützt werden?“, fragt der Verfasser.

Wie eine andere Anwohnerin schildert, werde gerade die Kurve in der Thüringer Straße auf Höhe der Hausnummer 27, oft geschnitten. Quasi jeden Tag rechne sie damit, dass ein LKW in ihrem Carport lande, weil dort viel zu schnell gefahren werde. „Abgesehen davon, dass wir bald zehn Minuten brauchen, um aus unserer Ausfahrt heraus zu kommen. Hinzu kommt noch, dass unser Grünstreifen kaputt gefahren wird“, so die Einwohnerin. Gefährlich sei die aktuelle Situation besonders für Kinder und ältere Menschen. Die Verkehrssituation zeige sogar schon körperliche Auswirkungen: Schlafmangel, Kopfschmerzen. Durch die Abgasbelastung würden die Augen brennen, man sei gereizter und der Blutdruck steige auch.

Auf Nachfrage unserer Zeitung antwortet Harald Dietzmann, dass er, der Ortsrat und der Ortsbürgermeister sich der gegenwärtigen Verkehrsbelastung auf der Thüringer Straße und den damit verbundenen Begleiterscheinungen der Einwohnerschaft bewusst seien. „Zu betonen ist allerdings auch, dass die Ortschaft und die Gemeinde nur wenig Einfluss auf den Bauverlauf und die in diesem Fall von der Stadt Seesen angeordneten Verkehrsregelungen wie Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Umleitungsanordnungen haben“, so Dietzmann.  In diesem Zusammenhang sei auch bezeichnend, dass die Gemeinde erst nach Vollzug der Sperrung mit all ihren Nebenwirkungen eine Nachricht darüber erhalten hatte. Über die Sanierungsarbeiten auf der K 421 (Thüringer Straße) sei keine Vorabinformation eingegangen.

Träger dieser Sanierungsmaßnahmen sei nicht die Gemeinde, sondern das seien als Straßenbaulastträger die Landesstraßenbauverwaltung (B 243) und der Landkreis Göttingen (Ortsdurchfahrt K 421).

Für Dietzmann seien die Umleitungshinweise aus Richtung A 7 kommend klar und eindeutig. „So beklagen Anwohner inzwischen die hohe LKW-Last in Clausthal-Zellerfeld, was nahelegt, dass den Umleitungsempfehlungen gefolgt wird“, so der Verwaltungschef „problematisch ist eher, dass offenbar Navigationsgeräte die Umleitung über Gittelde/Teichhütte beziehungsweise die K 421 empfehlen“. Die Stadt Seesen sei auf diesen Umstand und auf die hohe Verkehrsbelastung in Gittelde und Teichhütte hingewiesen worden.

Weiter berichtet Dietzmann, dass die Gemeinde diese Problemlage auch dem Straßenverkehrsamt beim Landkreis und der Polizei im Rahmen einer Verkehrsschau bereits vorgetragen habe. Am hohen Verkehrsaufkommen während der Sanierungsarbeiten im Verlauf der B 243 werde demnach wenig zu ändern sein. Einzig Geschwindigkeitsmessungen könnten präventiv aufgegriffen werden, was aber die Verkehrslast kaum beeinflussen werde. Dietzmann sagte, dass man sich beim Landkreis dafür einsetzen werde, auf Dauer am Ortseingang von Norden her kommend geschwindigkeitsmindernde Baumaßnahmen zu treffen, wie zum Beispiel in den Ortseingängen Eisdorf und Willensen.


Zusätzlich zu der Sperrung der B 243 finden an mehreren Stellen auf der Thüringer Straße in Gittelde und Teichhütte Sanierungsarbeiten des Landkreises statt

 

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