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15.02.2022

Ein Hauch von Sylt im eigenen Zuhause


Dieter Rummler baut seit vier Jahren an seiner Miniaturwelt in Spurgröße N

Dieter Rummler aus Gittelde hat sich als Rentner seinen Kindheitstraum erfüllt | Seine Spur N-Anlage wächst seitdem immer weiter

von Herma Niemann

Eine Faszination, die unendliche Möglichkeiten bietet und einen das ganze Leben begleiten kann, das ist der Bau von Modelleisenbahnen. Es gab Zeiten, da war das Hobby etwas aus der Mode gekommen. Doch in den vergangenen Jahren haben viele ihre alte Modelleisenbahn im Keller wiederentdeckt oder sind neu in die Modellbauwelt eingestiegen.

Gerade in Corona-Zeiten erweist sich das Hobby als ideal. Schon zwei Jahre vor Corona, also vor ungefähr vier Jahren, hat sich Dieter Rummler aus Gittelde mit dem Bau seiner Modelleisenbahn einen Kindheitstraum erfüllt. Die Bahn stammt eigentlich von seinem Sohn Tobias, der diese in den 1990er Jahren bespielt hat und die dann irgendwann in Vergessenheit geraten ist.

Dieter Rummler ist 71 Jahre alt. Eine eigene Eisenbahn habe er als Kind nicht gehabt.  Er war der älteste von fünf Geschwistern, und deswegen konnten die Eltern natürlich nicht jeden Wunsch einfach so erfüllen. Rummlers Modelleisenbahn ist eine der Spur N.

Die Normalspur mit einer Spurweite des Vorbilds von 1435 Millimetern, weist dabei eine Spurweite des Modells von neun Millimetern auf und wird umgangssprachlich als Spur N bezeichnet. Der Maßstab beträgt üblicherweise 1:160. Sie ist nur etwa halb so groß wie die weit verbreitete Nenngröße H0 mit dem Maßstab von 1:87. Das heißt, es müssen bei der Spur N winzige Schienen, Bauteile, Menschen und Tiere verbaut, verklebt und verarbeitet werden. Geduld ist hier gefragt, damit es gut werden soll.

Was den Reiz einer Modelleisenbahn ausmacht? Vielleicht die Macht der unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten und das technische Equipment. „Besonders in den kleinen Feinheiten liege der Reiz“, sagt Rummler, der neben einem brennenden Haus auch einen Fußballplatz, einen Bauernhof, Kleingärten und ein Holzwerk hat. Die echte Welt in Miniaturform darzustellen, mache einfach viel Spaß. Unter anderem sind Fußballer, Wanderer und Reiter zu sehen. Einige der Häuser seien schon ziemlich alt.

Angefangen habe vor vier Jahren alles mit einem kleinen Oval. Inzwischen hat die Bahn eine Größe von bestimmt vier Quadratmetern. 300 Bäume, 40 Waggons, 40 Häuser, zwölf Loks und unzählige Autos, Menschen und Tiere haben darauf ihr Zuhause gefunden. Der Hintergrund an der Wand ist aus einem Landschaftspuzzle entstanden. Erfinderisch müsse man sein, wenn man nicht alles teuer kaufen wolle.

So hat Rummler, der früher technischer Angestellter bei der Firma Mende war, die meisten der Berge selbst gebaut,  viele davon mit Tunneln, durch die die Züge durchfahren können. Aus Styropor entsteht zunächst das Skelett des Berges, das dann mit einem Gemisch aus Quarzsand, Abtönfarbe und wasserlöslichem Leim modelliert wird. Hier und da hätten auch schon mal die Enkelkinder beim Bau geholfen. Auch Schaschlikspieße und Stoffreste seiner Frau Brigitte kommen zum Einsatz. Zum Beispiel beim Bau eines Bergsees mit Wasserfall, in dem Menschen baden.

Aus einem ausgedienten Eistopf ist so auch die Rampe für den Autozug entstanden, inspiriert vom Autozug nach Sylt, wo das Ehepaar früher einige Urlaube verlebte. Daran erinnert auch ein Waggon des bekannten Unternehmens Gosch. Markenzeichen: ein rotes und leckeres Krustentier und die Form der Insel Sylt im Schriftzug. Gosch Sylt ist eine Unternehmensgruppe mit Sitz in List auf Sylt, welche in der Gastronomie sowie im Fischhandel aktiv ist. 

Seine Anlage sei analog, umzurüsten auf digitale Technik komme für Rummler nicht in Frage. Bis auf die Sommermonate, in denen die Pflege des Gartens an erster Stelle stehe, verbringe er fast jeden Abend bei seiner Anlage, manchmal sogar bis früh morgens, wenn er mal wieder eine neue Idee umsetzt. In regelmäßigen Abständen müsse die Bahn, inklusive der Wagen und Schienen, natürlich auch gereinigt werden.

„Fertig ist die Anlage noch lange nicht“, so Rummler schmunzelnd. Und Pläne zur Erweiterung gibt es viele, seine Frau steuere auch viele Ideen bei. Es fehle zum Beispiel noch eine Seilbahn auf der Anlage. Eigentlich hatte das Ehepaar auch Eintrittskarten für das Miniatur Wunderland Hamburg. Das Miniatur Wunderland ist die laut dem Guinness Buch der Rekorde die größte Modelleisenbahnanlage der Welt. Sie befindet sich in der historischen Speicherstadt. Doch unter der momentanen Corona-Krise wollen sie den Besuch lieber etwas aufschieben um dann in entspannteren Zeiten zwei bis drei Tage vor Ort verleben.

Von den Enkeln gab es im Übrigen vor kurzem auch ein Geschenk in Form eines Shirts mit der Aufschrift: „Ich bin ein Modelleisenbahn-Opa, wie ein normaler Opa, nur cooler“. Wichtiges Utensil sei außerdem der aktuelle Modelleisenbahn-Katalog. Nicht unbedingt zum bestellen, aber um sich Inspirationen zu holen. Und demnächst wird die kleine Eisenbahn-Welt von Dieter Rummler auch noch wachsen und vielleicht auch ein Weihnachtsmarkt, eine Kirmes und eine Wildwasserbahn zu sehen sein.

Die Geschichte der Modelleisenbahnen

Als Beginn der Modelleisenbahn-Geschichte kann das Jahr 1784 angesehen werden. Der englische Ingenieur William Murdock baute in diesem Jahr ein Versuchsmodell eines gleislosen Dampfwagens. Im Mutterland der Eisenbahn, in England, werden seit Beginn des 19. Jahrhunderts Modelle von Eisenbahnzügen gefertigt. Anfangs waren sie auch Werbemodelle für die Originale. Im Jahr 1835, als der Adler erstmals auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth verkehrt, und damit die Eisenbahn in Deutschland ihren bescheidenen Anfang nimmt, erscheinen auch ein farbiger Ausschneidebogen des Adlerzugs und passende Zinnfiguren. Fünf Jahre später, 1840, tauchen dann in Deutschland die ersten aus Blech hergestellten Eisenbahnnachbildungen auf.

Das erste Kind, das nachweisbar eine Modelleisenbahn besaß, war 1859 der kaiserliche Prinz Napoléon Eugène Louis Bonaparte. 1862 offeriert die Firma Myers in London dampfbetriebene Lokomotiven in ihrem Katalog, und 1869 findet sich die erste nachweisbare Anzeige auch in Deutschland. Quelle: Wikipedia


Auch ein brennendes Haus mit echtem Rauch hat Dieter Rummler auf seiner Anlage

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Ein Waggon des Gastro-Unternehmens Gosch liefert Leckeres aus Fisch

Straßenszene mit Häusern, einer Bushaltestelle und einem Markt

In einem kleinen Wald kann man Hirsche 'beobachten'

 

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