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01.02.2022

Ganztagsgrundschul-Angebot soll zum Schuljahr 2023/2024 starten


Viele Einwohner wollten sich über den aktuellen Sachstand beim Thema Ganztagsgrundschulbetreuung informieren und waren in das Dorfgemeinschaftshaus in Hattorf gekommen

Auf der außerordentlichen Sitzung des Samtgemeinderates in Hattorf einigte man sich darauf, bis zum 1. Dezember die notwendigen Anträge zu stellen

...von Herma Niemann

Die gute Nachricht für Eltern in der Samtgemeinde Hattorf zuerst: das Angebot einer Ganztagsgrundschule kommt, und das wohl schon zum Schuljahr 2023/2024. Das ist der Konsens der außerordentlichen Sitzung des Samtgemeinderates, zu der am Mittwoch auch zahlreiche Einwohner in das Dorfgemeinschaftshaus gekommen waren.

Die außerordentliche Sitzung war aufgrund der  Initiative der SPD-Samtgemeinderatsfraktion anberaumt worden, die der Verwaltung und der CDU/WZW-Gruppe zögerliches Vorgehen in der Sache vorwarfen (wir berichteten). Wie der Ratsvorsitzende, Henning Eulert (Gruppe CDU/WZW), in der Sitzung eingangs erläuterte, sei in einem Protokoll vor sechs Jahren festgehalten worden, dass die Eltern damals mit dem vorhandenen Angebot noch zufrieden gewesen waren.

Es sei aber angemessen, sich jetzt, nach anderthalb „Grundschulbesuchs-Phasen“ wieder damit auseinander zu setzen. Der Samtgemeindebürgermeister, Henning Kunstin, sagte in seinen einleitenden Worten, dass keiner der beteiligten Akteure der Auffassung sei, dass die Ganztagsgrundschulen nicht eingerichtet werden sollen. Zudem gebe es auch Signale, alle drei Grundschulstandorte Hattorf, Hörden und Wulften zu erhalten. Die Elternumfrage habe gezeigt, dass der Bedarf nach einer Ganztagsbetreuung da sei. Bezugnehmend auf die Vorwürfe der SPD-Fraktion in Bezug auf die Äußerungen im Harzkurier vom 22. Januar, verdeutlichte Kunstin den chronologischen Ablauf.

Anfang November habe es Gespräche mit allen drei Schulleitungen gegeben, die offen gegenüber der Einrichtung eines Ganztagsangebotes stünden und dies auch umsetzen möchten. Einen Tag später sei eine Anfrage zu einem Beratungstermin an das Regionale Landesamt gestellt worden, worüber Kunstin auch in der konstituierenden Sitzung am 4. November berichtete habe. Einen konkreten Termin zur Beratung gebe es noch nicht. Ende Dezember sei dann die Beschlussvorlage erstellt worden, die nun im Schulausschuss am 3. Februar beraten werden soll.

Kunstin beantwortete auch die Fragen, die die SPD-Fraktion im Rahmen der außerordentlichen Sitzung im Vorfeld mit dem Antrag auf die außerordentliche Sitzung an den Samtgemeindebürgermeister gestellt hatte. „Kurz gesagt, alle Akteure, Eltern, Schulleitungen, Politik und Verwaltung, haben das gleiche Ziel und möchten die Ganztagsbetreuung an allen drei Standorten umsetzen“, so Kunstin. Auch Kunstin merkte an, dass im Jahr 2015 der Bedarf noch nicht da gewesen sei und es darüber auch einen Samtgemeinderatsbeschluss gab, nämlich das Ganztagsschulkonzept nicht voranzutreiben. Bis zum Einreichen des Antrages der SPD-Fraktion habe es für die Verwaltung also keinen konkreten Arbeitsauftrag gegeben.

Zwischenzeitlich habe sich vieles aufgrund des gesellschaftlichen Wandels geändert, was den jetzigen Bedarf erkläre. „Dennoch darf die Umsetzung nun nicht übers Knie gebrochen werden“. Ziel sei, bis zur jährlichen Frist am 1. Dezember, den Antrag zur Einführung der Ganztagsgrundschulen zu stellen. Die Umsetzung soll zum Schuljahr 2023/2024 erfolgten, sagte Kunstin später aufgrund einer Frage aus den Zuschauerreihen. Aus diesem Grund seien auch 15.000 Euro für die ersten Planungsansätze in der Haushaltssatzung eingestellt, so der Verwaltungschef. „Ich hoffe auf eine faire und konstruktive Zusammenarbeit“.

In seinem fast 30-minütigem Redebeitrag, gespickt mit mehreren Exkursionen in die Bundes-Bildungspolitik, sagte Jens Schaper als Sprecher der Gruppe CDU/WZW, als wichtigste Botschaft:  „Wir schließen uns vollumfänglich dem Samtgemeindebürgermeister an, gleichzeitig für alle drei Standorte die Ganztagsbetreuung einzuführen. Der Vorwurf der SPD-Fraktion, die Gruppe würde sich nicht um die Ganztagsbetreuung kümmern, so wie es in dem Zeitungsbericht gestanden hat, ist absolut von uns zu weisen und ist auch nicht belegbar“. Vielmehr habe sich die Gruppe intensiv in dieses Thema eingearbeitet und mit dem entsprechenden Stellen beim Kultusministerium und in Braunschweig Kontakt aufgenommen.

„Wenn die SPD hier dieses Thema jetzt so wichtig macht, dass wir heute eine Sondersitzung haben, wollen wir auch mal ansehen, was die SPD in den letzten 35 Jahren hier in der Samtgemeinde getan hat“, so Schaper, der daraufhin aus der Facebook-Gruppe der Elterninitiative, die die Umfrage in Gang gebracht hatte, Kommentare von Mitgliedern verlas. Daraus folgerte Schaper, dass das Thema Ganztag bereits im Jahr 2021 wichtig gewesen sei, da habe man sich im Kommunalwahlkampf befunden. „Vier Jahrzehnte mit einer kleinen Unterbrechung hatte die SPD hier in der Samtgemeinde die Mehrheit, also auch die Gestaltungshoheit“, so Schaper „und es hat  auch entsprechende Impulse aus der Politik gegeben“.

Hier verwies Schaper darauf, dass es bereits seit August 2014 einen Erlass „Die Arbeit in der Ganztagsschule“ der Niedersächsischen Landesregierung gebe. Nicht nur aus der Facebook-Gruppe, auch von der Homepage der SPD Hattorf zitierte Schaper Passagen, nämlich dass bei einem Besuch im September von Frauke Heiligenstadt (MdB/SPD) in Wulften gesagt worden sei, man sei mit der Grundschule gut aufgestellt. „Kein Wort davon, dass eine Ganztagsbetreuung notwendig ist, kein Wort von kommissarischen Leitungen und personellen Engpässen. Und dann kam die Kommunalwahl“, so Schaper „und dann passiert das, dass einer gewonnen und einer verloren hat, und dann hat die SPD auf einmal entdeckt, dass die Ganztagsbetreuung ganz wichtig ist“. Zusammen müsse man nun in allen drei Grundschulen das Konzept gleichberechtigt umsetzen und nachhaltig  gestalten. Auch die Eltern müssen über die verschiedenen Formen der Betreuung informiert und erneut befragt werden, um eine repräsentative Umfrage zu erhalten. „Und jetzt könnte man der Meinung sein, man hat nur über die SPD geschimpft, nein, wir reichen hier und heute der SPD die Hand. Diese Aufgabe geht nur, wenn wir es gemeinsam machen“.

Georg Wipke  als Sprecher der SPD-Fraktion sagte dazu, dass er nicht auf die Bundes-Bildungspolitik eingehen werde. Die SPD-Fraktion stimme natürlich zu, alle drei Standorte der Grundschulen erhalten zu wollen. Er sagte aber auch, dass die Eltern, wenn sie Teil einer Umfrage seien, ein Recht darauf haben, Antworten zu bekommen. Deswegen habe die SPD bei der konstituierenden Sitzung im November darauf hingewiesen, dass man möglichst zügig eine Schulausschusssitzung ansetzen solle.  Grund dafür sei auch, dass Vorhaben, die sich in einem solchen Umfang gestalten, viel Zeit in der Vorbereitung, Planung und Durchführung benötigen, so Wipke. Die in der Sitzung des Ausschusses für Entwicklung, Steuerung und Finanzen vorgeschlagenen Einsparungen der Gruppe CDU/WZW von 140.000 Euro im Haushalt, könne man ja zum Beispiel gut für die Grundschulen einsetzen. Außerdem schlug Wipke vor, zumindest eine entsprechende Zielformulierung im Bereich Schule in den Haushaltsplan aufzunehmen.  „Wir wissen ja alle, wie lange es manchmal braucht, wenn größere Vorhaben umgesetzt werden“.

Als Sprecherin für die drei Grundschulstandorte verlas die kommissarische Leiterin der Grundschule Hörden, Bettina Lagg, ein gemeinsam verfasstes Schreiben. „Wir begrüßen die Schaffung der Ganztagsgrundschulen. Familien, die auf ganztägiges Angebot angewiesen sind, mussten ihre Kinder bei einer Schule außerhalb der Samtgemeinde unterbringen“. Umso mehr begrüße man es, Gespräche mit dem Samtgemeindebürgermeister und der Verwaltung geführt zu haben. Anders als in den Vorjahren, sei ein deutlicher Wille seitens der Gemeindeverwaltung zu erkennen, so Lagg. Die Schaffung ziehe ein hohes Maß an Vorarbeit mit sich und es bedürfe eines guten pädagogischen Konzeptes. „Bei der Ganztagsgrundschule geht es um mehr als Aufbewahrung, sondern um Bildung“.

 

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