Kultur

21.01.2022

Hier spielt die Musik: Zu Gast im Osteroder Overlodge Recording Studio


Martin Schnella gab Einblicke in seine abwechslungsreiche Arbeit am Mischpult

...von Ralf Gießler

Der berufliche Alltag von Martin Schnella ist vielschichtig. Vielen ist er besonders als Musiker überregional ein Begriff. Auch im europäischen Ausland sowie in den USA ist er gemeinsam mit seiner Partnerin Melanie Mau ein gern gesehener Künstler auf den Bühnen. Hinzu kommen Tätigkeiten als Redakteur der Online-Zeitung www.eseltreiber.de, als Komponist und - was vielleicht bislang nur wenige wissen - auch als gefragter Techniker am Mischpult.

Kürzlich gewährte er Einblicke in sein Osteroder Overlodge Recording Studio. Auf etwas verschlungenen Wegen geht es hinauf in das Allerheiligste, einem gemütlichen Raum, vollgestopft mit modernstem Equipment. Bildschirme, gefühlte tausend, in unterschiedlichen Farben leuchtende Knöpfe, zahlreiche Schieber und Regler für wahrscheinlich ebenso tausend verschiedene Möglichkeiten, um dem Audiomaterial den letzten und bestmöglichen Schliff zu geben.

"Mein ursprünglich gelernter Beruf ist ja der des Industriekaufmanns. Aber schon als Neunjähriger habe ich mit dem Musikmachen begonnen. Und mit 16 Jahren fing es an, dass mich auch die Technik immer mehr interessierte. Ab 2005 kümmerte ich mich sechs Jahre lang um das Tonstudio vom Verein Rock und Kultur am Harz, bis ich dann bis 2018 ein eigenes Studio in Oberhütte betrieb. Die Erinnerung an diesen Standort spiegelt sich übrigens auch in meinem jetzigen Osteroder Studio wider, dem Overlodge Recording Studio. Denn "Overlodge" kann man mit "Oberhütte" übersetzen." In den vielen Jahren habe er sich das nötige Wissen aus Begeisterung angeeignet. Ein gutes Gehör sollte man haben, das bringe die wachsende Erfahrung mit sich. "Irgendwann habe ich mich dazu entschlossen, mein Studio professionell aufzuziehen", erklärte Schnella weiter.

"Heute nehmen viele Musiker ihre Lieder selbst auf und schicken sie dann zur weiteren Bearbeitung an Tonstudios wie meines. Früher war natürlich alles analog, man sagt, die Tontechnik habe mit den Beatles begonnen. Das digitale Zeitalter entstand in den 1990er Jahren. Heutzutage nutzt man sowohl die analoge als auch die digitale Technik. Wenn ich Material zugeschickt bekomme, beginnt der Grundmix mit Feinarbeit. Das Mischen einer Schlagzeugaufnahme dauert circa zwei Stunden. Dabei ist es so, dass sich eine tolle Schlagzeugperformance auch schon ohne eine Bearbeitung toll anhört." Für eine normale Rockband setze er etwa eine Woche Arbeitszeit an. "Sind die Mixarbeiten abgeschlossen, schicke ich einen sogenannten "Mecker-Mix" an die Band zurück. Dazu sollen sich die Musiker äußern, beispielsweise zu der Frage, ob ich ihren Grundgeschmack getroffen habe. Wenn ja, geht's an die Feinarbeiten. Dafür geben die Bandmitglieder entsprechende Rückmeldungen per Liste an mich. In der Regel sind das dann drei bis fünf Feedbackrunden. Ist alles zur Zufriedenheit erledigt, ist das Mastering an der Reihe. Darunter versteht man den finalen Schliff, bevor die Musik für die Endprodukte, wie zum Beispiel CD, Download, Streaming-Dienste oder Vinyl freigegeben wird. Denn für alle genutzten Medien braucht es separate Masterspezifikationen."

Eines der größten Projekte, die Martin Schnella bislang bearbeitet hat, war ein Musical: "Daran habe ich fünf Wochen gesessen. Podcasts hatte ich auch schon. Ebenso vertonte ich Fernsehgeschichten für die Serie "Galileo" oder Lieder- und Hörbücher. Aktuell mixe ich die Musik einer deutschen Artrock-Band namens "Cyril". Die wenigsten Aufträge stammen aus der Umgebung. Die meisten meiner Kunden sind aus dem Bereich der Progessive-Rock-Szene. Dafür habe ich schon viele Produktionen gemischt, unter anderem die Ostrock-Legende STERN-COMBO MEISSEN. Dazu kommen Auftraggeber aus dem Ausland, und natürlich bearbeite ich unsere eigenen musikalischen Aktivitäten."

Eine Kontaktaufnahme zum Tonstudio ist über www.gray-matters.de oder per E-Mail unter martinschnella@gmx.de möglich.


 

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