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08.01.2022

„Beim Landkreis macht sich keiner Gedanken um die Sicherheit unserer Einwohner“


Seit 1990 steht das ehemalige Von-der-Ehe Haus in Windhausen leer.

In einem offenen Brief an den Landrat Marcel Riethig kritisiert die Fraktion PRO Windhausen das Vorgehen des Landkreises beim maroden Haus am Kirchplatz.

von Herma Niemann

Windhausen. In den vergangenen Jahren hat das marode Haus am Kirchplatz in Windhausen immer wieder für Schlagzahlen gesorgt und ist mindestens seit 2017 immer wieder ein viel diskutiertes Thema im Ortsrat. Das Haus gleicht bereits seit mehreren Jahren eher einer Ruine,

Und spätestens seitdem das Dach undicht ist, und Sommer wie Winter das Wasser ungehindert eindringen kann, ist die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet.

Seit 2018 ist deswegen der Bürgersteig gesperrt, da sich das Haus mit herabfallenden Mauerwerk und Glasscherben als Sicherheitsrisiko darstellt. Mit einem offenen Brief hat sich jetzt die Fraktion PRO Windhausen des Ortsrates an den Landrat, Marcel Riethig, gewandt, eine Kopie ging an den Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann. Der offene Brief liegt unser Redaktion vor. Darin kritisiert die Fraktion das Vorgehen des Landkreises Göttingen in dieser Angelegenheit. Denn wie Bernd Hausmann (PRO Windhausen und stellvertretender Ortsbürgermeister) betont, bestehe bereits seit Herbst des Jahres 2020 eine Abrissverfügung seitens des Landkreises, deren Frist für den Eigentümer schon mehrmals verlängert wurde.

Anfang Oktober hatte der Eigentümer eine Fachaufsichtsbeschwerde beim Niedersächsischen Bauministerium gegen die Sanierungsverfügung des Landkreises eingelegt. Seine Begründung für die Beschwerde war, dass es ihm nicht möglich sei, Handwerker für die anstehenden Arbeiten zu finden. Nach dem abschlägigen Bescheid über die Beschwerde ist der Inhaber nun wieder in der Pflicht, für eine Standsicherheit des Gebäudes zu sorgen. Diese Frist, die schon mehrmals verlängert wurde, endet am 31. Januar 2022. Zusätzlich wurde dem Eigentümer die Zahlung eines Zwangsgeldes auferlegt. Sollten die notwendigen Maßnahmen zur Herstellung der Sicherheit nicht erfolgen, wird der Landkreis Göttingen eine sogenannte Ersatzvornahme einleiten, das heißt, dass der Landkreis ein Unternehmen beauftragt, das die Standsicherheit herstellt, und dass die Kosten dann dem Eigentümer in Rechnung gestellt werden.

Die Fraktion PRO Windhausen zweifele allerdings stark an, dass der Eigentümer bis zu diesem Stichtag tätig werde. Und zweifelt auch an, ob der Landkreis jemals das Geld für die Ersatzvornahme vom Eigentümer erstattet bekäme. „Der Landkreis versenkt dann viel Geld für eine zweifelhafte Standsicherheit eines Hauses, dass so marode und sowieso nicht sanierbar ist“, so Hausmann.

Das Haus sei eine massive Gefahrenstelle, und das schon seit Jahren, und leider scheine sich niemand beim Landkreis Gedanken um die Sicherheit der Einwohner und darüber zu machen, welchen Gefahren sie schon lange ausgesetzt sind. Und das nicht nur durch herabfallendes Mauerwerk, ergänzt Renate Friedrich-Werner (PRO Windhausen). Denn das Haus steht innerhalb einer sehr unübersichtlichen Kurve, in der zwar Tempo 30 gelte, sich dort aber nur die wenigsten Autofahrer an das Tempolimit halten würden. Gerade für ältere Menschen, für Menschen mit Beeinträchtigungen und auch für Schulkinder sei die Situation mit dem gesperrten Gehweg und das Überqueren der Straße sehr gefährlich. „Die Einwohner von Windhausen und auch die Fraktion fühlt sich vom Eigentümer hintergangenen“, sagt Hausmann.

Der Eigentümer hätte zwar behauptet, dass er aus dem Haus Appartementwohnungen machen wolle, doch trotzdem biete er das Gebäude bei Ebay Kleinanzeigen für 39.500 Euro zum Kauf an. Laut seiner Anzeige soll das Haus teilsaniert sein und der Verkehrswert mit 280.000 Euro durch ein Wertgutachten bestätigt.

Die Immobilie steht schon seit 1990 leer, immer wieder wechselten die Eigentümer. Und Sanierungsmaßnahmen seien in all den Jahren nie zu sehen gewesen, so Hausmann. „Und selbst wenn das Haus nach der Ersatzvornahme standsicher sein sollte, heißt das doch noch lange nicht, dass von dem Gebäude keine Gefahr mehr ausginge“ gibt Friedrich-Werner zu bedenken „denn von den Wänden und Fenstern können immer noch Teile herabfallen“. Und dann stelle sich da noch die Frage, ob nach Herstellung einer vermeidlichen Standsicherheit der Bürgersteig mit gutem Gewissen wieder freigegeben werden könne, denn an dem Herausbrechen des Fachwerks ändere sich dadurch nichts.

Deshalb fordert PRO Windhausen den Landkreis auf, an der Abrissverfügung festzuhalten und der inzwischen „unendlichen Schrotthaus-Geschichte endlich ein Ende zu machen, bevor vielleicht noch ein Unfall passiert. Die Fraktion lädt den Landrat auch gerne dazu ein, sich die Situation vor Ort persönlich anzusehen.

Eine Antwort auf unsere Anfrage, warum die bisherige Abrissverfügung keinen Bestand mehr hat, liegt bis dato nicht vor.


Und bereits seit 2018 ist der Gehweg vor dem Haus am Kirchplatz gesperrt

Früher mal ein Gasthaus, heute bröckelt das Fachwerk, die Ständer faulen und die Fenster sind defekt

 

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