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06.01.2022

Bergdankfest findet auch in diesem Jahr nicht statt


Leider kann wegen Corona zum zweiten Mal infolge das beliebte Bergdankfest in Bad Grund nicht stattfinden

Die Hygienebestimmungen lassen sich aufgrund hoher Teilnehmerzahl nicht einhalten

von Herma Niemann

Bereits im zweiten Jahr infolge kann das traditionelle Bergdankfest mit Bergparade und Tscherperfrühstück aufgrund der Corona-Krise nicht stattfinden. Das teilt der erste Vorsitzende des Knappenvereins Bad Grund und Umgebung, Gerd Hintze, auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Es sei sehr schwierig, die geltenden Hygienebestimmungen einzuhalten.

Zahlreiche befreundete Bergmanns- und Knappenvereine sowie Geschichtsvereine aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Westfalen, Hessen und Sachsen würden mit mehreren Hundert Teilnehmern jedes Jahr nach Bad Grund kommen, um das Fest gemeinsam zu feiern. Und da könnten die Abstände beim Gottesdienst und beim Tscherperfrühstück, das traditionell im Atrium stattfindet, nicht eingehalten werden. Zudem seien die Teilnehmer fast alle Rentner, würden also auch zur Risikogruppe gehören.

Nach gutem alten Brauch findet das Bergdankfest am Samstag vor Rosenmontag statt, in diesem Jahr wäre es der 19. Februar gewesen. Bei der Delegiertenversammlung der Knappen- und Bergbauvereine in Goslar im Oktober habe man noch verkündet, dass das Fest unter Vorbehalt stattfinde, so Hintze. Aber bei einer späteren Vorstandssitzung hätte man sich dazu entschlossen, die Feier abzusagen. Auch wenn die Inzidenzzahlen zu dem Zeitpunkt noch niedriger waren, sei die Durchführung eine unsichere Sache, da man für das Bergdankfest auch das Brot und die Würste fest bestellen müsse. „Das war uns zu unsicher“, so der Vorsitzende, der das sehr bedauere.

Der Knappenverein Bad Grund und Umgebung wurde im Jahr 1988 gegründet und hat zur Zeit 31 Mitglieder. In Hochzeiten seien es mal an die 100 gewesen. Das Bergdankfest in Bad Grund gehörte immer mit zu den bundesweit größten Feierlichkeiten zur Ehrung der Bergbautradition. Und dem wohnten auch immer zahlreiche Schaulustige am Straßenrand bei, wenn die Bergparade, angeführt mit einem Spielmannszug, durch die Straßen von Bad Grund marschierte. Die Bergbautradition wird in der Bergstadt Bad Grund nicht nur mit dem Bergdankfest am Leben erhalten.

Auch das Schachtfest am 1. Mai ist zur Tradition geworden. Dieses findet aller Voraussicht nach in diesem Jahr ebenfalls nicht statt. Nach der Schließung der Grube Hilfe Gottes im Jahre 1993, dem letzten Erzbergwerk in der Bundesrepublik, hat es sich der Förderverein Bergbaumuseum auf die Fahne geschrieben, mit einem Schachtfest an die über 160-jährige Bergbautätigkeit in Bad Grund zu erinnern. Dabei war das Schachtfest zu einem Familienfest mit Tradition geworden, was durch das Erscheinen der Mitglieder des Bergbaufördervereins und des Knappenvereins Bad Grund in Bergmannsuniform zum Ausdruck gebracht wurde.

Das Bergdankfest sei übrigens keine typisch Harzer Tradition, erklärt Hintze, vielmehr soll es zurückgehen auf eine Initiative des deutschen Pastors Johannes Mathesius, der im 16. Jahrhundert im böhmischen St. Joachimsthal im Erzgebirge ansässig war. Im Bergbau habe es immer mal wieder Flauten gegeben, so dass etliche Bergarbeiter aus dem Erzgebirge auswanderten und sich beispielsweise im Harz oder auch in Norwegen ansiedelten und ihre Tradition des „Bergfestes“, wie es früher noch hieß, mitbrachten. In Bad Grund, wie auch in anderen Orten, ist die Feier fest verbunden mit einem gemeinsamen Tscherperfrühstück, bei dem Brot und Wurst mit dem Messer über den Daumen abgeschnitten und gegessen werden.

Der Name dieser rustikalen Bergmannsmahlzeit stammt von dem sogenannten Tscherper, einem feststehenden Berufsmesser, das die Bergleute untertage immer dabei hatten. Denn zu den Pflichten eines Bergmannes gehörte auch, gebrochene oder defekte Sprossen in den hölzernen Fahrten, also den Leitern im Schacht, auf denen in den Berg gefahren wurde, umgehend zu reparieren. Der Tscherper diente aber nicht nur als nützliches Werkzeug, sondern war auch gleichzeitig Essensbesteck, mit dem das Frühstück in der Pause gegessen wurde.

Der Knappenverein Bad Grund, der seit 1988 besteht, organisiert seit 1993 das Bergdankfest. Bis zur Schließung des Erzbergwerkes organisierte dies der Grubenbesitzer, die Preussag AG.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



Beim sogenannten Tscherper-Frühstück im Atrium wird Brot und Wurst über den Daumen gegessen

 

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