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06.01.2022

Bettlaken für Frühchen Station


...von Petra Bordfeld

In den zurückliegenden drei Jahren haben sich acht Frauen im Hinterstübchen des „Café am alten Kino“ in der Brauhausstraße nicht etwa zum Kaffee trinken getroffen, sondern um beispielsweise Bekleidung für ihre Kinder oder Taschen und Adventskalender zu nähen.

Als sie jetzt aber vernommen hatten, dass der 17. November seit 2008 auch der Welt-Frühgeborenen-Tag ist und per Zufall erfuhren, dass gerade Laken für die Bettchen dieser kleinen Bürger Mangelwaren sind, fassten sie den Entschluss, sich auf das Nähen von Spannbettlaken in der Größe 66 x 47 Zentimeter zu spezialisieren. Der einzige Mann in dieser Runde, Kevin Schlegel, begleitet übrigens nicht nur seine Mutter dienstags zu diesem aktiven Treffen, er schneidet auch den Stoff zu.

Doch Manuela Bruns, Claudia Lange, Susanne Hammer, Renate Jüncke, Leiterin Dana Blötz und Petra Dietrich, Elke Schlegel und Cornelia Cordes verließen sich nicht einfach so auf das Internet, zumal sie wussten, dass das Herzberger Krankenhaus keine Frühchen-Station hat. Also riefen sie die entsprechende Station der Klinik der medizinischen Hochschule in Hannover an und teilten ihr Vorhaben mit. Die Stationsleitung auf der anderen Seite der Telefonleitung hielt dies zuerst für eien Scherz und wies darauf hin, dass der 1. April noch lange nicht ist, doch die Näherinnen wusssten sie zu überzeugen.

So erfuhren sie, dass zurzeit auf besagter Station ganz normale Laken sorgsam gefaltet werden, bis sie in die Inkubatoren passen, wobei ganz besonders drauf geachtet werden muss, dass nicht eine Falte auf der Fläche zu sehen ist. Denn für Frühchen sind sogar diese für uns nicht spürbare Unebenheit im Laken sehr schmerzhaft. 

Da es diese Mini-Laken nicht von der Stange gibt und die Klinik wohl nicht auf die Idee gekommen war, selbst die Nähmaschine anzuschmeißen, starteten die Mamas und der eine Mann einen Probelauf. Zuerst machten sie sich per Internet auf der Suche nach dem vorgeschriebenen Stoff, der bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen hatte. Sie bestellten erst einmal zehn Meter, die vor der Verarbeitung gekocht wurden, damit sie nicht einlaufen oder gar färben konnten.

Dann erfolgten die Zuschnitte und das sorgsame Nähen. Da Corona den Wunsch vereitelte, die ersten zehn Laken persönlich in die Landeshauptstadt zu bringen, wurden sie der Post anvertraut.

Und dass sie sehr gut in der Uni-Klinik angekommen sind, machte das nächste Gespräch deutlich. Jetzt warten sie erst einmal auf das Feedback wegen der Passgenauigkeit und fragen nach, ob noch etwas gebraucht werden könnte. Dann werden die Nähmaschinen wieder an geschmissen.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


 

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