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30.12.2021

Bauweise des Eiffelturm stand Pate beim Bau des Aussichtsturmes Kuckholzklippe


Bei der Konstruktion des Aussichtsturmes stand der Eiffelturm Pate, neben ihm ist die neue Hütte zu sehen, die zum Verweilen einlädt

von Petra Bordfeld

Zwar sollte er nicht 324 Meter hoch und keine 1 665 Stufen zum Besteigen erhalten, trotzdem hat der 1887 in Paris errichtete Eiffelturm bei der Stahlfachwerk-Konstruktion des 15 Meter hohen Aussichtsturms Pate gestanden, der 1897 auf der bei Lerbach gelegenen Kuckholzklippe errichtet wurde. Und es sind auch „nur“ die 75 Stufen einer Wendeltreppe, die nach oben zur Aussichtsplattform führen. 

Diese recht interessante Tatsache plauderte der erste Vorsitzende des Harzklub-Zweigvereins Lerbach, Frank Koch, schmunzelnd aus. Er erinnerte daran, dass für diese metallene Seltenheit die für damalige Zeiten hohe Summe von 2 625 Reichsmark aufgebracht werden musste. Der Eiffelturm wurde dahingegen für 7.400.000 Francs errichtet.

Der Aussichtsturm wurde übrigens  im Auftrag der Harzklub-Zweigvereine aus Buntenbock, Clausthal, Lerbach und Osterode vom Königlichen Hüttenamt Lerbach als Stahlfachwerk errichtet, und  der damalige erste Vorsitzenden des Harzklub-Zweigvereins Clausthal, Ed. Pieper,  hielt dann vor gut 124 Jahren die Einweihungsrede.

In den folgenden Jahrzehnten kam der Harzklub Clausthal-Zellerfeld dann den  anstehenden Reparaturen nach, die allerdings bald nicht mehr finanzierbar waren. Mit der Gebietsreform im Jahr 1972 ging besagter Turm in den Landkreis Osterode und somit in die Trägerschaft des Harzklub-Zweivereins Lerbach.

Als dann in der Zeit von 1977/1978 die endgültige Sperrung des Turmes immer näher zu rücken drohte, übernahm der Landkreis Osterode die Bauleitung für die Sanierung, für die  von  100.000 DM investiert werden mussten.

Da diese Summe nicht vom Landkreis allein zu stemmen war,  wurde um Unterstützung gebeten. Die sollte dann auch zu zwei Dritteln aus Naturparkmitteln und aus Sonderfonds der Spielbanken kommen. Das verbliebene letzte Drittel wiederum konnte der Landkreis aus eigenen Haushaltsmitteln beisteuern.

Somit wurde  Himmelfahrt 1979 erneut eine Einweihungsfeier begangen. Da der Zahn der Zeit aber immer noch sehr „hungrig“ war, stand bereits 1991, 13 Jahre später eine erneute Sanierung an, deren Kosten sich auf  80.000 DM belaufen sollten. Und wieder mussten Geldgeber gefunden werden, die im Landkreis und in der Stadt Osterode, dem Land Niedersachsen, den Harzwasserwerken, dem Harzklub-Zweigverein Lerbach, benachbarten Vereinen und der Hermann-Reddersen Stiftung aus Clausthal-Zellerfeld gefunden wurden.

Somit konnte am 31 August 1997 die 100-Jahr-Feier des Aussichtsturmes, der drei Jahre zuvor zum Baudenkmal erklärt wurde,  stattfinden. Und 2020 hat der TÜV das Denkmal erneut abgenommen.

War man 1992, nach der abgeschlossenen Sanierung des Turmes noch der Meinung, dass Aussichtstürme im Harz keine Zukunft mehr haben, trifft das für den Turm auf der Kuckholzklippe nicht zu.

Dieser metallene Turm, zu dem man ausschließlich auf Wald- und Wanderwegen gelangt,  lockt noch heute Wanderer nicht nur aus der gesamten Bundesrepublik an, weil allein von der oberen Aussichtsplattform den Blick in die Harzlandschaft, unter anderem zum Brocken, zum nahen Bergkamm Auf dem Acker, hinüber nach Buntenbock, hinab nach Lerbach und Osterode  sowie in das Harzvorland gewährt. „Die Aussicht ist unbeschreiblich“, so die einstimmige Meinung der Wanderer/innen. 

Außerdem ist die  felsige Kuckholzklippe  in das System der Stempelstellen der Harzer Wandernadel einbezogen. Das Stempelkissen war bis Oktober 2017 in der 1964 vom Harzklub-Zweigverein Clausthal-Zellerfeld errichteten Alfred-Schiecke-Hütte zu finden.  Jetzt  ist eine neue Hütte vom Harzklub Lerbach, direkt neben dem Aussichtsturm aufgebaut worden, und sie trägt den Namen des langjährigen, verstorbenen Vorsitzenden „Ernst Nordmeyer“.

Denn die erste, in die Jahre gekommene  Hütte musste abgerissen werden. Leider sind zum jetzigen Zeitpunkt, bedingt durch die Holzabfuhr, die Wege zum Turm und zur Stempelstelle, besonders von Buntenbock her, seit Monaten in einem mehr als schlechten Zustand. Das wird sich hoffentlich wieder ändern und der Turm ist trotz der widrigen Umstände ein viel besuchtes und beliebtes Wanderziel.

BILDTEXTE
Aussichtsturm Lerbach 1: Bei der Konstruktion des Aussichtsturmes stand der Eiffelturm Pate, neben ihm ist die neue Hütte zu sehen, die zum Verweilen einlädt.
Aussichtsturm Lerbach 2 und 2a: Diese Schilder sind an der neu errichteten Hütte nicht zu übersehen.

Aussichtsturm Lerbach 3: Verliebte hängen wohl nicht nur in Köln Schlösser auf, am Aussichtsturm sind sie nämlich auch zu finden.

Aussichtsturm Lerbach 5: Manch ein Wanderer hat hier seinen Namen hinterlassen.
Aussichtsturm Lerbach 4 bis 4b: Atemberaubend ist der Blick vom Aussichtsturm ins freie Bergland. Fotos: Petra Bordfeld


Was ist die Kuckholzklippe?
Die Kuckholzklippe verdankt ihren Namen vermutlich einem Wasserloch am Fuß der Felsklippe. Es diente früher den Bergkühen als Tränke und wurde daher Kuhkolk genannt. Aus Kuhkolk, auch der Name eines unterhalb der Klippe gelegenen Seitentals des Lerbachtals, entstand „wohl nur durch eine ungenaue Überlieferung  der heutige Begriff Kuckholz.

 

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Manch ein Wanderer hat hier seinen Namen hinterlassen

Atemberaubend ist der Blick vom Aussichtsturm ins freie Bergland...

Der Acker mit der Hanskühnenburg

Blick auf die Osteroder Gipskante

Diese Schilder sind an der neu errichteten Hütte nicht zu übersehen.

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