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23.11.2021
„Brauchen keine Schokolade, sondern planbare finanzielle Unterstützung“
Uwe Klapproth und Luise Schrader von der Osteroder Tafel mit dem Vorsitzenden der SPD-Abteilung Hattorf Wolfgang Wills (von links)
Beim traditionellen Grünkohlessen der SPD-Abteilung Hattorf konnten sich die zahlreichen Besucher über die wichtige Arbeit der Osteroder Tafel informieren.
von Herma Niemann
Ohne Spenden – keine Tafel. Dieses Fazit muss man aus dem ansprechenden Vortrag beim traditionellen Grünkohlessen der SPD-Abteilung Hattorf ziehen. Uwe Klapproth (stellvertretender Vorsitzender) und Luise Schrader (Schatzmeisterin) vom Vorstand der Osteroder Tafel präsentierten einen guten Einblick in das, was die Tafel mit ihren zehn Ausgabestellen seit 2005 für Menschen mit geringem Einkommen leistet.
Unter dem Motto „Lebensmittel retten-Menschen helfen“ entspringe die Arbeit einer einfachen Idee, so Luise Schrader. Nämlich den Mangel an der einen Stelle durch Überfluss an anderer Stelle auszugleichen. Das bedeutet praktisch: Die Tafeln sammeln Nahrungsmittel, die zwar von einwandfreier Qualität sind, die aber im Wirtschaftsverkehr nicht mehr verwendet werden können, und geben sie an Menschen weiter, die Not leiden. Dazu gehört unter anderem Brot vom Vortag, Waren kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum, Waren mit Schönheitsfehlern oder etwas beschädigten Verpackungen.
Das alles wird im Einzelhandel und in Supermärkten gewöhnlich aussortiert und entsorgt, weil kein Kunde mehr danach greift. „Dabei sind solche Waren noch gut genießbar. Um diese Lebensmittel bemühen wir uns bei den Läden und Supermärkten“. Um diese gespendeten Waren zu erhalten, müssen sie von Duderstadt bis Teichhütte mit Kühltransportern abgeholt, nach Osterode zum sortieren gebracht und anschließend wieder an die Ausgabestellen verteilt werden.
Pro Woche werden ungefähr 250 Kisten gepackt, vorher wird die Ware auf Verwendbarkeit geprüft. „Das ist jedes Mal eine logistische Herausforderung“, so Uwe Klapproth. Hauptsächlich erhält die Tafel als Lebensmittelspenden Obst und Gemüse, Backwaren, Milchprodukte und Süßwaren. Von Januar bis Oktober diesen Jahren hat die Tafel rund 123 Tonnen erhalten. „Wir versuchen immer, ausgewogenen Kisten für die Kunden zu packen“, so Schrader, die erwähnte, dass die Tafel vor kurzen unzählige Eier von einem Biohof erhalten habe, weil diese zu klein für den Lebensmittelmarkt gewesen waren.
Berechtigt, eine Kiste für vier Euro zu erwerben, ist jeder, der einen Bescheid des Landkreises über Grundsicherung (Hartz IV) oder Asyl sowie einen Bescheid über eine Minimalrente unter 1.000 Euro vorlegen kann. „Es gibt sicher noch viel mehr Menschen, die einen Anspruch haben, aber nicht zu uns kommen. Es gibt heute viel Altersarmut, aber die Schamgrenze ist sehr hoch“, sagte Schrader.
Die Finanzierung der Tafel erfolgt ausschließlich über Spenden und den Kostenbeitrag für jede ausgegebene Lebensmittelkiste. Eine Unterstützung von Bund, Ländern oder Kommunen gibt es nicht. Die Stadt Osterode, also das Jobcenter, finanziert die Kosten für die sogenannten 1-Euro-Jobber. „Aber wir bekommen nicht mal die Müllgebühren erstattet“, betonte Schrader.
Neben der Logistik seien die Kosten auch ein ständiger finanzieller Balanceakt. Denn die Tafel hat auch Kosten, weil nicht alle Lebensmittel für eine Weitergabe geeignet sind und anderweitig entsorgt werden müssen, dazu kommen Energie- und Spritkosten. „Wir brauchen keine Schokolade, für Kinder ist immer etwas dabei“, so Schrader, was die Tafel brauche ist eine planbare finanzielle Unterstützung und eine gesicherte Unterstützung von regelmäßig erscheinenden ehrenamtlichen Mitarbeitern. „Was mich stört, ist diese Verschwendung in Deutschland. Und dann regen sich alle über den Klimawandel durch CO2 auf“, so Schrader.
Der Vorsitzende der SPD-Abteilung Hattorf, Wolfgang Wills, zeigte sich beeindruckt über die große Anzahl der Gäste. Ungefähr 70 Teilnehmer waren gekommen, darunter auch viele Mitglieder aus anderen Ortsvereinen. Kassiererin Hannelore Gropengießer lobte das Team des Landgasthofs Trüter, weil „wie immer alles auf den Punkt fertig“ sei. Denn für das traditionelle Grünkohlessen erfolgt keine vorherige Anmeldung. „Wir werden es fortführen, dieses gemeinsame Essen mit einem Vortrag über ein wichtiges Thema zu kombinieren, ohne zu politisieren“, so Gropengießer.
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Uwe Klapproth und Luise Schrader von der Osteroder Tafel informierten über ihre Arbeit
Rund 70 Gäste waren zum traditionellen Grünkohlessen der SPD-Abteilung Hattorf gekommen