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05.11.2021

Erhöhte Nachfrage nach Schuldnerberatung wegen der Pandemie 


Zwei Drittel der gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen in Deutschland verzeichnen Anstieg der Anfragen nach Beratung

...AWO Göttingen

Immer mehr Menschen geraten durch die Pandemie in finanzielle Not. Lange wurde vermutet, dass sich die Pandemie auch auf die Überschuldung von privaten Haushalten auswirkt, allein Zahlen gab es dazu keine. Nun hat die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) eine Umfrage durchgeführt, die genau das nachweist:

Im ersten Halbjahr 2021 verzeichneten die gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen im Vergleich zum Aufkommen vor der Pandemie einen deutlichen Anstieg der Anfragen nach Beratung.

Bei über Zwei Drittel der befragten Beratungsstellen erhöhte sich die Anzahl der Anfragen. Bei fast der Hälfte betrug der Anstieg zwischen zehn und 30 Prozent, knapp ein Fünftel beobachtete sogar eine Zunahme des Beratungsbedarfs um mehr als 30 Prozent. Insgesamt beteiligten sich 461 Beratungsstellen an der Umfrage.

„Eine Zeit lang konnten sich viele Menschen, die durch die Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind, mit Erspartem oder Hilfe von Familie und Freunden über Wasser halten. Aber mittlerweile verlieren immer Menschen den Grund unter den Füßen und das Wasser steigt Ihnen sprichwörtlich über den Kopf. Das merkt man auch in Göttingen deutlich!“, so Thomas Bode von der Schuldnerberatung der AWO Göttingen und Abgeordneter der AWO in der AG SBV.

In einem Viertel der befragten Beratungsstellen war die erhöhte Nachfrage nach Beratung auf fällige Kredite, Miet- und Energieschulden zurückzuführen, in 15% der Beratungsstellen auf die Pfändung von Corona-Hilfen. Viel mehr Menschen erkundigen sich nach einem Pfändungsschutzkonto und brauchen Hilfe beim Ausfüllen der notwendigen Bescheinigung.

„Diese Zahlen sind alarmierend, wenn man weiß, dass die Energiepreise nach dem Befragungszeitraum nochmal richtig gestiegen sind“ so Yvonne Ilsemann von der Anlaufstelle - Kontakt in Krisen e.V. „Das lässt nichts Gutes für das Ende des Jahres ahnen.“

Einen erhöhten Informations- und Aufklärungsbedarf von (Solo-) Selbstständigen gab es in 44% der Beratungsstellen, von Personen in Kurzarbeit in 41%, von Arbeitslosen in 21% der Beratungsstellen.

„Die Menschen sind auf kompetente Unterstützung angewiesen, um den Weg aus der Überschuldung zu finden –“, so Bode „Die Mitarbeitenden in den Beratungsstellen sind aber am Limit und brauchen dringend Verstärkung“.

 

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