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21.10.2021

Wenn geparkte Autos zu Schrott gefahren werden oder Campinganhänger im Vorgarten landen


Anfang September endete die Fahrt eines Wohnwagenanhängers am Gartenzaun der Familie Fabian

Auf der Pöhlder Straße in Scharzfeld Richtung Ortsausgang wird zu schnell gefahren, obwohl sogar nach dem Ort noch Tempo 50 gilt

...von Herma Niemann

Die Anwohner der Pöhlder Straße sind besorgt. Des öfteren ist es hier zu Unfällen mit am Straßenrand geparkten Autos gekommen. Und dann die Krönung am 16. September: ein Campinganhänger landete bei Familie Fabian quasi im Vorgarten. Zumindest endete die Fahrt des Wagens mit einem Wohnwagenanhänger an dem dann zerstörten Zaun.

Die Anwohner der Hausnummern 15, 17 und 19 machen überhöhte Geschwindigkeiten für die Unfälle der Vergangenheit auf der Kreisstraße dafür verantwortlich. Direkt hinter der Hausnummer 19 endet zwar der Ort, Tempo 50 gilt aber noch bis zum Bahnübergang in Richtung Pöhlde. Es gibt also keinen Grund, schon vorher aufs Gas zu drücken.

Erst im November des vergangenen Jahres ist ein Autofahrer in der Dämmerung auf das geparkte Auto der Familie Fabian aufgefahren. „Unser Wagen stand dann mal eben ein Haus weiter“, berichtet Andrea Fabian. Seitdem hat die Familie eine schriftliche Genehmigung, auf dem Gehweg parken zu dürfen. Als der Unfall mit dem Camping-Anhänger passierte, seien zum Glück alle Familienmitglieder entweder in der Schule oder arbeiten gewesen. „Wir sind froh, dass niemand zu Schaden kam. Nicht auszudenken, wenn wir in dem Moment gerade vor dem Haus gewesen wären. Wir und die Nachbarn haben alle Kinder oder Hunde“. Der Bürgersteig wird von Familie Fabian nur noch mit einem mulmigen Gefühl betreten. Und besondere Aufmerksamkeit widmen sie dem Straßenverkehr morgen und abends, nämlich dann, wenn ihre jüngste Tochter Nomine, die im Rollstuhl sitzt, mit dem Taxi zur Schule abgeholt und wieder nach Hause gebracht wird. Mit einer Petition habe man sich schon vor einiger Zeit an die Stadt Herzberg gewandt, etwas gegen die zu schnellen Geschwindigkeiten zu tun. Aus Sicht der Familien reiche da keine zusätzliche Beschilderung, als wirkungsvolles Mittel käme nur eine Fahrbahnverengung in Frage.

Vor einigen Wochen habe das Ordnungsamt für zwei Tage einen Blitzer aufgestellt, der wohl nur wenige Autos und wenige Verstöße verzeichnete. Leider sei der Blitzer jedoch auf der innerörtlichen Seite Richtung Ortsmitte Scharzfeld aufgestellt worden. Genau die falsche Seite, wie die Familie meint. Denn es ginge hauptsächlich um die Autofahrer aus der Ortsmitte Richtung Ortsausgang, die anscheinend diese letzten drei Häuser nicht mehr wirklich wahrnehmen und deswegen zu schnell fahren.

Vom Ordnungsamt habe man den Tipp erhalten, die eigenen Autos am Fahrbahnrand zu parken, und somit selbst für eine Fahrbahnverengung zu sorgen. „Das hat ja schon einmal so gut geklappt, als jemand in unser geparktes Auto fuhr“, so Andrea Fabian sarkastisch. Bei einem Ortstermin mit unserer Zeitung zeigte sich ziemlich eindrücklich, wovon die Familie Fabian redet. Rechter Hand stand noch vor dem Ortsausgangsschild ein geparktes Auto in Richtung Pöhlde. Nur innerhalb von fünf Minuten waren dort einige Autofahrer zu registrieren, die eindeutig schneller als 50 kmh fuhren, und zudem auch noch rasant das parkende Auto überholten, obwohl der Gegenverkehr schon sehr dicht dran war.

Auf Nachfrage unserer Zeitung beim Landkreis Göttingen bestätigte der Pressesprecher, Ulrich Lottmann, dass am 30. Juni eine Verkehrsschau stattgefunden hat. Beteiligt waren Vertreter des Landkreises, der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, der Stadt Herzberg und der Polizei. Anlass waren Hinweise von Anwohnern. Vor Ort seien verschiedene Optionen diskutiert worden, um der Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 50 an dieser Stelle Nachdruck zu verleihen, so Lottmann. "Bauliche Maßnahmen oder zusätzliche Beschilderungen sind jedoch entweder nicht umsetzbar, nicht praktikabel oder führen zu einer Verlagerung des Verkehrs mit erheblichen Nachteilen an anderer Stelle“ erläutert der Pressesprecher „im Ergebnis scheiden verkehrsregelnde Maßnahmen also aus“.

Um der Lage vor Ort trotzdem gerecht zu werden, sei innerhalb der Kreisverwaltung die Bußgeldstelle hinzugezogen worden. Diese gehört wie die Straßenverkehrsbehörde des Landkreises zum Fachbereich Öffentliche Sicherheit und Ordnung. „Problembesprechungen sind also auf kurzem Wege möglich und finden auch statt. Hier geht es um repressive Maßnahmen mit dem Ziel, durch Geschwindigkeitskontrollen Tempo 50 zu überwachen und durchzusetzen“.


Auch hinter dem Ortsschild in Richtung Pöhlde gilt immer noch Tempo 50

Das geparkte Auto der Familie Fabian wurde bei dem Unfall im November ein Haus weiter geschoben

 

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