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05.10.2021

100 Jahre Firma Fritz Hesse


Das sind 100 Jahre Tradition, Leidenschaft und Kreativität rund um den Baustoff Holz!

von Corina Bialek

Geschäftsführerin Sabine Sprenge freute sich sichtlich, dass es in diesem Jahr trotz Corona möglich war, dieses große Firmenjubiläum der Fa. Fritz Hesse zu feiern und neben Familie und Mitarbeitern viele geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Handwerkerschaft sowie langjährige Geschäftspartner im Landhaus Finze in Badenhausen begrüßen zu können.

„Die Freude bei mir und meinen Mitarbeitern ist riesengroß, dass sie alle diesen Anlass heute mit uns gemeinsam würdigen möchten“, so Sabine Sprengel bei ihrer Begrüßungsrede. 100 Jahre Fritz Hesse seien auch 100 Jahre Handwerk, Tradition und Leidenschaft für den Baustoff Holz und Menschen, die sich für die Firma eingesetzt haben. Und so ist das Firmenmotto „Wir bringen Holz in Form!“ nicht nur ein prägnanter Werbeslogan, sondern beschreibt exakt das, wofür die Firma Hesse seit ihrer Gründung 1921 steht.

Holzbau im Wandel

Sabine Sprengel nahm die Gäste mit auf die Reise durch die Firmengeschichte, mit vier Generationen im Dienst der Fa. Hesse vom kleinen Zimmereibetrieb mit 1-4 Mitarbeitern zum heutigen innovativen Holzbauunternehmen mit vielfältigen Leistungsspektrum und 20 Mitarbeitern im Sägewerk, der Holzhandlung, der Zimmerei und im Büro.

In den ersten Jahren wurden die Kanthölzer auf den Baustellen vor Ort zugeschnitten und eingebaut, wobei im hohen Maße körperlicher Einsatz und handwerkliches Geschick gefragt waren. In den Wintermonaten baute man Bottiche für die Lederindustrie. Erst 16 Jahre später wurde das erste Betriebsgelände gepachtet und ein Arbeitsschuppen gebaut. Das Betriebsareal wurde in den folgenden Jahren stetig um Grundstücke, Arbeits- und Holzlagerschuppen erweitert. Die beauftragten Dachstühle wurden dann auf dem Werkplatz vorgefertigt und auf den Baustellen montiert, zu denen die Zimmerleute mit dem Fahrrad oder Moped fuhren und das Werkzeug auf dem Gepäckträger transportierten - und dass bei jedem Wetter. 1945 wurde das erste Sägegatter in Betrieb genommen , man konnte das Kantholz nun selbst einschneiden. Das Rundholz wurde mit  Pferdewagen aus den umliegenden Wäldern und Forsten geholt.

1946 übernahm Fritz Hesse jun. in der zweiten Generation die Firma Fritz Hesse. Er konzentrierte sich auf den Aufbau und die Erweiterung  des Betriebsgeländes mit neuen Werkhallen sowie der Holzhandlung. Das Betriebsgelände umfasst bis heute eine Größe von 10.500 m², beschäftigt wurden damals bis zu 20 Mitarbeitern. Gebaut wurden u.a. große Werkhallen, landwirtschaftlich genutzte Gebäude, und Wohnhäuser, aber auch Sonderbauten wie z. B. der Albertturm in Bad Grund. 

1978 übernahm Zimmermeister Willi Lange (Sabine Sprengels Vater) die Firma und trieb die Modernisierung des Sägewerkes und des Schnittholzlagers voran. Sein Einsatz und der seiner Mitarbeiter ließen das Handwerksunternehmen expandieren, sodass bis zu 40 Mitarbeiter beschäftigt werden konnten. Getreu seinem Motto „Stillstand ist Rückstand“ wurde in den folgenden Jahren stetig investiert und so hielten auch die  Automatisierung und Digitalisierung Einzug in die Zimmerei, die seit 1999 in diesem Handwerk nicht mehr wegzudenken sind und damit sind umfangreiche und intensive Schulungen und Weiterbildungen der Mitarbeiter unumgänglich.  „Mit unserem breit aufgestellten Sortiment, dem unermüdlichen Einsatz und seiner Persönlichkeit gelang es meinem Vater die Fa. Fritz Hesse, mit Projekten in Berlin, Hamburg, und Dresden weit über die Grenzen von Badenhausen hinaus bekannt zu machen."

Mit der 4. Generation folgte nach der Mechanisierung und der ersten Digitalisierung nun auch die Emanzipierung. Seit 2007 ist Sabine Sprengel Geschäftsführerin der Fritz Hesse GmbH und Co. KG. Eine Chefin in einem Holzbaubetrieb sei bis heute eher eine Seltenheit. Durch die sofortige Akzeptanz und das vertrauensvolle Zusammenarbeiten mit den eigenen Mitarbeitern, sei es ihr jedoch schnell möglich gewesen, den Kunden, Architekten und Geschäftspartnern ihre Kompetenz zu zeigen und weiter zu entwickeln. Zu den besonderen Projekten der letzten Jahre zählen sicherlich die vier Baumhäuser, die mitten in die Harzer Bäume gebaut wurden, eine wahrlich abenteuerliches Unterfangen und die Sanierung der St. Salvatorius-Kirche in Zellerfeld.

„Mit der  Materialknappheit der letzten Monate lernten wir die Unabhängigkeit und Flexibilität, die wir durch unser Sägewerk, die letzten fast hundert Jahre hatten, nochmal neu und ganz bewusst zu schätzen“, so Sabine Sprengel. „Doch der Wandel im Holzbau ist noch nicht zu Ende sein.  Holz ist mit seiner Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Wohngesundheit, seiner Vielseitigkeit und Kreativität der Baustoff der Zukunft. Und für diese Zukunft im Holzbau sind wir bestens gerüstet. 


Doch was wäre ein Firmenjubiläum ohne Grußworte 

So hob Harald Dietzmann, Gemeindebürgermeister der Gemeinde Bad Grund, die besondere Tradition des Zimmerhandwerks hervor. So seien Richtfeste und der Zimmermannsklatsch beim Schützenfest Badenhausen immer besondere Ereignisse. Manchmal sei er auf die Zimmerleute auch etwas neidisch. „Ihr seht am Feierabend was ihr getan habt, bei der Büroarbeit ist das nicht immer so sichtbar." Und er gab sein Hoffnung darüber Ausdruck, dass das Sprichwort: „Handwerk hat goldenen Boden“ nicht nur so daher gesagt wird, sondern auch in Zukunft für das Unternehmern und die Mitarbeiter gilt. 

Erich Sonnenburg, Ortsbürgermeister von Badenhausen, unterstrich, dass der Ort ohne die Fa. Hesse nicht vorstellbar sei. „Nach dem 2. Weltkrieg haben hier viele Arbeit gefunden. Ganze Familienclans haben schon für Euch gearbeitet.“ Viele Objekte in Badenhausen  z.B. der Umbau des Schützenhauses seien durch Fa. Hesse erfolgt und er hoffe, dass die Verbundenheit noch lange anhält. 

Das Grußwort für die Handwerkskammer Hildesheim Südniedersachsen hielt Präsident Delphino Roman. Er stellte die Frage in den Raum: „Wie kann ein Betrieb solange bestehen?“ Und lieferte die Antwort gleich mit.  1. Durch unermüdliche Einsatz der Betriebsinhaber*inn.  2. Durch die Mitarbeiter, dieses Jubiläum ist auch ihr Verdienst. 3. Durch die Ausbildung neuer Zimmerleute, sogar in diesen beiden Coronajahren. 
Handwerk wisse, dass es der lokalen Wirtschaft nur gut gehe, wenn es den Menschen gut gehe. „Ihr seit hier verwurzelt und schafft vor Ort Arbeitsplätze und dem Zimmererhandwerk geht auch in Zukunft die Arbeit nicht aus.“

Kreishandswerksmeister Dirk Reinholz von der Kreishandwerkerschaft Osterode ging auf die Krise nach dem 1. Weltkrieg ein, also auf die Zeit, in der die Firma Hesse gegründet wurde. Auch damals habe eine Pandemie grassiert, die spanische Grippe nur habe es damals keinen Impfstoff gegeben. Letztlich hörte sich vieles was damals ein Thema nach der Pandemie war, auch heute sehr vertraut an.

Christian Wedemeyer, stellvertr. Obermeister der Baugewerken- Innung drückte seinen Respekt vor dem unermüdlichen Einsatz und der Leistungen der Familie Lange / Sprengel für die Fa. Fritz Hesse aus. Viele Neubauten, Sanierungen von Kirchen und historischen Gebäuden zeigen das handwerkliche Können und die stete Suche nach neuen Herausforderungen. „Bei ihnen wird Handwerk gelebt und man hat das Gefühl ihnen allen macht ihre Arbeit richtig Spaß." Ein besonderer Dank ging an Sabine Sprengel für viele Jahr Vorstandarbeit für die Baugewerken- Innung. „Hoffentlich auch noch viele weitere Jahre. Macht weiter so!“.

Zum Schluss brachte es Pastor Thomas Waubke in Versform auf den Punkt:

Liebe Chefin, liebe Familie liebe Mitarbeiter, liebe Gäste:

Das Holz jedoch vor allen Dingen, besteht aus vielen Jahresringen,
die welch ein Wunder der Natur geben ihm Halt und Stil, Struktur.
In manchen Jahren sind sie breit und zeigen gute Wachstumszeit.
Und wenn sie schmaler sind, man weiß, hier war es trocken und auch heiß

Eure Firma, die 100 Jahre besteht, die durch schmale und breite Zeiten geht,
hat durch die Erfahrungen viel ein eigenenes Firmenringprofil.

Zeiten in denen sie boomt und lacht, Zeiten in denen sie Sorge macht.
Jeder Tag fordert euch neu heraus, Langweile gibt's nicht im Haus.

Manchmal sagt man: wir nehm' keinen mehr! Manchmal, wo kriegen wir Leute her?
Manchmal läuft's routiniert geradeaus. Manchmal braucht's neues, Gewohntes muss raus.

Sagen wir es einmal kurz auf die Schnelle, auch eine Firma bleibt immer Baustelle.
Um bei Fa. Hesse umsichtig zu bleiben, um Alltag und Arbeit zu bestreiten,
braucht's 'ne Leitung die Teamgeist weckt und dafür Sabine - allen Respekt.

Ohne euch alle, das ist wahr, stünden Kirche und Pfarrhaus nicht so da.
Ihr habt Balken getauscht, Max das Haus isoliert, Willi als Lehrling die Treppe montiert.
Gewölbe, Gemeindehaus, Krippenanbau, das ist alles 'ne Hesse Werkschau.

Darum sagt eure Kirche euch herzlichen Dank, für alle Treue jahrzehntelang.
So wachsen die Jahresringe weiter. Bleibt behütet, Gesund und bitte auch Heiter.
Für eure Arbeit, auch beim Sägen, wünschen wir euch Gedeihen und Seegen.




Für den musikalischen Rahmen sorgte das Akkordeonorchester...

...bei dem auch Sabine Sprengel mitspielt.


Dipl.-Bauingenieurin Sabine Sprengel, Geschäftsführerin der Fa. Hesse

Grußwort von Harald Dietzmann, Gemeindebürgermeister der Gemeinde Bad Grund

Grußwort von Erich Sonnenberg, Ortsbügermeister von Badenhausen


Delphino Roman, Präsident der Handwerkskammer Hildesheim Südniedersachsen

Dirk Reinholz, Kreishandwerkermeister, Kreishandwerkerschaft Osterode

Pastor Thomas Waubke

Christian Wedemeyer, stellvertr. Obermeister, Baugewerken-Innung




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