Kultur / Rezensionen

24.09.2021

Wie erklärt man kindgerecht den Tod?


Das Buch "In einem Land hinter den Sternen" der Autorin Jessica Heldrich beschäftigt sich mit diesem Thema

...von Ralf Gießler

Über das Sterben wird nicht gern gesprochen. Der Tod - ein Tabuthema für viele Menschen. Ablehnung, Angst, oft Hilflosigkeit, wenn ein Todesfall betrauert wird, sind oft die Folge. Wie geht man mit diesem zum Leben gehörenden Thema um, wie erklärt man kindgerecht den Tod?

Dies beschäftigte auch Jessica Heldrich, Kinder- und Jugendbuchautorin aus Einbeck: "Mein Buch "In einem Land hinter den Sternen" behandelt genau diese Fragen. Ich habe es für alle diejenigen geschrieben, die jemanden an den Tod verloren haben und traurig sind. Ich hoffe, dass damit ein kleines bisschen Schmerz genommen werden kann. Darüber hinaus möchte ich ein Thema ansprechen, das noch immer einem Tabu unterliegt und besonders Kindern seit mehreren Generationen verschwiegen wird - der Tod. Als Mutter musste ich meinen Kindern schon früh den Tod erklären, wenn eines unserer Tiere gestorben war. Wo gehen die geliebten Tiere hin, kommt etwas nach dem Tod und wenn ja, was? Kinder haben das Recht auch mit Dingen konfrontiert zu werden, die schwer zu verstehen und traurig sind", erläuterte die Schriftstellerin ihre Beweggründe für das Buch. "Vielleicht ist der Grund die Angst der Erwachsenen vor dem Tod, warum oftmals Kindern Fragen über's Sterben verwehrt werden. Daher hoffe ich, dass "In einem Land hinter den Sternen" hilft, dieses Tabu aufzugreifen. Denn der Tod gehört zum Leben dazu, er ist nicht das Ende", so Heldrich weiter.

Das 28 Seiten umfassende Büchlein enthält fünf Kapitel. Hauptsächlich kommen darin vier Personen zu Wort. Da wäre zunächst Linda, ein fröhliches Mädchen, das begeistert in den Kindergarten geht und nachmittags von ihrer Oma abgeholt wird, da ihre Eltern arbeiten. Linda genießt das Beisammensein mit ihrer Oma sehr. Beide gehen oft auf den Spielplatz. Basteln für die Oma und besonders Geschichten über Elfen liebt Linda. Denn ihre Oma erzählt ihr, dass Elfen auch in ihrem Garten leben, und dass man sie sehen könne, wenn man sehr leise sich verhält. Eines Tages jedoch erkrankt die Großmutter und muss ins Krankenhaus. Als Linda sie mit ihrer Mutter besucht, erzählt die Großmutter ganz behutsam, dass sie nicht mehr gesund werden und sterben wird: "Ich werde in deinem Herzen sein, auch wenn du mich nicht siehst, ich werde immer bei dir sein."

Für Linda ist es nur schwer vorstellbar, ihre Omi nicht mehr sehen zu können. Sie wünscht sich, jemand würde ihr die vielen Sorgen aus ihrem Kopf nehmen. Auch ihre Mutter ist mit der Situation überfordert. Als Linda nachts erwacht, sieht sie in ihrem Zimmer eine Frau mit langen dunklen Haaren, gekleidet in einem weißen langen Kleid direkt neben ihrem Bett sitzen: "Sie leuchtete, ihre dunklen Haare und ihr Kleid glitzerten, und ihre Haut war weiß wie Schnee, ihre Augen leuchteten wie Sterne." Die Erscheinung stellt sich als Engel der Trauer namens Sela vor. Der Engel erscheint immer dann, wenn der Verlustschmerz stark ist, um den Menschen die Angst und etwas vom Schmerz zu nehmen. Sela tröstet das Mädchen, nimmt ihr die Trauer, die Sorgen und erklärt ihr all das, wozu ihrer Mutter zur Zeit die richtigen Worte fehlen: "Deine Oma lebt jetzt in einem Land hinter den Sternen. Es liegt im Universum und beherbergt alle gestorbenen Menschen, Tiere und Pflanzen. Für uns ist der Tod kein Ende, sondern ein Neuanfang."
Wenn Linda sich ängstigt, erscheint ihr Sela, um Grüße von der Oma auszurichten und zu berichten, wie es ihr jetzt ergeht. Sela verspricht, so lange bei Linda zu bleiben, bis ihr Schmerz weniger wird. Als die Kleine ihrer Mutter vom Engel erzählt, ist sie zunächst etwas irritiert. Auch wenn die Mama selbst noch nie Engel gesehen hat, glaubt sie aber an deren Existenz. So kommt es, dass durch das Wirken des Engels Sela die Traurigkeit mit der Zeit nachlässt, ebenso die Angst vor dem Tod.

Mit ihrem Buch ist Jessica Heldrich gelungen, ein schwieriges, sensibeles Thema in kindgerechter Sprache zu benennen und zu erklären. Durch die Kürze der Kapitel ist es darüber hinaus gut für's Vorlesen geeignet. Eine Geschichte über Tod, Schmerz und Trauerverarbeitung, die unterstützen kann, Kindern einfühlsam und nicht überfordernd etwas schwer zu begreifendes zu erklären.
Über die Autorin:

Jessica Heldrich entdeckte das Schreiben schon in ihrer Jugend. Sie veröffentlichte bereits als Co-Autorin eigene Geschichten, die großen Zuspruch fanden, wie zum Beispiel "Familie Flattermann" oder "In letzter Sekunde". Nach einer längeren Pause startet sie nun als Hauptautorin durch. Heldrich schreibt nicht nur im Kinder- und Jugendbuchgenre, sondern auch im Bereich Fantasy, Mystery und Gedichte. Geschichten zu ersinnen bedeutet für sie Leidenschaft, Freiheit und Hobby oder in ihren Worten ausgedrückt "einfach die Welt". Besonders schön sei es, wenn sie bei ihren Lesungen in leuchtende Kinderaugen blicken könne. Bei Interesse an ihren Büchern oder für Lesebuchungen bitte eine E-Mail senden an jessehel@gmx.de.


 

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