Kultur

22.09.2021

Der Wolf und die Harzhunde


Klaus-Peter Wolf

Bettina Göschl, Klaus-Peter Wolf und Roland Lange beim Festivalabschluss in Goslar

von Christian Dolle

Bevor Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl in die diesjährige Abschlusslesung des Mordsharz-Festivals starteten, gab es noch einmal eine Weltpremiere in der Kaiserpfalz in Goslar. Roland Lange las aus seinem brandneuen Krimi „Harzhunde“, schließlich durfte er als „Vater von Mordsharz“ beim Jubiläumsfestival ja nicht fehlen. Düster, mit einem erfolglosen Jäger im nächtlichen Wald, der dann von einer im Unterholz lauernden Bestie angegriffen wird, begann seine Lesung.

In einer weiteren Passage aus dem Buch stellte er seinen Ermittler Stefan Blume vor und ging auch auf den Vorgänger „Harzkinder“ ein, in dem es um Kindesentführungen und Zwangsadoptionen in der DDR geht. Wie auch im aktuellen Roman, der, wie der Titel schon vermuten lässt, mit Hunden, genauer illegalen Hundekämpfen zu tun hat, haben die fiktiven Geschichten wahre Hintergründe, auf die Roland Lange somit aufmerksam machen will.

Nach langem Signieren vieler Bücher zeigte er sich völlig begeistert von so zahlreichen Zuhörern, gerade nach einer langen Zeit ohne Lesungen. Noch voller wurde es anschließend bei Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl, die ebenfalls auf die Corona-Zeit eingingen. Noch am 11. März 2020 habe er in Bad Rothenfelde gelesen, erinnerte Klaus-Peter sich an den Beginn des ersten Lockdowns, danach hatten sie von einem Tag auf den anderen die Lesetour abbrechen müssen.

Sein Buch aber habe auf Platz 1 der Bestsellerlisten gestanden, immerhin in einer Zeit, in der Buchhandlungen nicht öffnen dürfen. „Da kamen dann die ersten Verschwörungstheoretiker und fragten: Hat der Wolf das extra gemacht?“, erzählte er augenzwinkernd. Auch von seiner ersten Autokino-Lesung berichtete er, eine außergewöhnliche Erfahrung, doch jetzt sei es eben gut, endlich wieder vor Publikum zu lesen. 

Zwischen Szenen aus „Rupert Undercover“ beschrieb er, wie seine Bücher entstehen, nämlich indem er viele Freunde als Rollen hineinschreibt und diese mitunter um seltsame Dinge bittet. So beispielsweise jenen Freund, den er anrief, ihm erzählte, er werde im nächsten Buch im eigenen Auto entführt und möge doch bitte mal testen, ob er in den Kofferraum passt. 

„Ich hätte nie einen Roman über Rupert geschrieben“, gestand er außerdem, doch der von ihm als Nebenfigur angelegte manchmal etwas übereifrige Kollege Ann Kathrin Klaasens ist nun einmal bei seinen Fans so beliebt, dass sie ihm im Grunde keine Wahl ließen. Außerdem habe Rupert einen tollen Effekt, denn viele literarische Figuren seien ja so toll, dass Leser sich neben ihnen ganz klein fühlen. „Dazu ist Literatur nicht da, sie soll Menschen nicht klein machen“, so Klaus-Peter Wolf, „aber neben Rupert fühlt sich niemand klein.“

Bettina Göschl bereicherte die Lesung musikalisch durch den Ostfriesenblues und andere Songs, es gab ein Interview und eine lange Signierstunde, damit endete das Festival dann nach fünf Tagen voller unterschiedlichster Krimis, namhafter und sympathischer Autoren und einem zum Teil neuen, zum Teil auch sehr treuen Publikum, dem deutlich anzumerken war, wie wichtig Kultur, wie wichtig Live-Events sind und dass mancher sie nach einer Zeit der Entbehrung sie vielleicht wieder mehr zu schätzen weiß. 

Das Mordsharz-Team zog eine erste durchweg positive Bilanz, sowohl in Bezug auf die Besucherzahlen wie auch auf die Zusammenarbeit mit allen Partnern in den vier Orten in drei Bundesländern. Das zehnte Mordsharz wird definitiv nicht das letzte gewesen sein, denn wieder einmal wurde deutlich, wie viel Spaß Krimi machen kann. 


Roland Lange




Bettina Göschl


 

Anzeige