Panorama

13.09.2021

Festakt zum Internationalen Jahr für Höhlen und Karst 


Gipsabbau Fa. Knauf Alter Stolberg 2014

Mehr Schutz für das unterirdische Erbe in Deutschland 
UNESCO, Paris, Montag 13.9.2021 

...VdHK

Die International Union of Speleology UIS hat ein „Internationales Jahr für Höhlen und Karst“ IYCK 2021 ausgerufen – in Kooperation mit 56 Mitgliedsländern und über 230 Institutionen und Organisationen auf der ganzen Welt. Der Festakt zur Präsentation des IYCK 2021 wird unter der Schirmherrschaft des UNESCO-Generaldirektors durch die UIS in Partnerschaft mit der Ständigen Delegation der Republik Slowenien an der UNESCO organisiert. Die Veranstaltung findet am 13. September von 9.30 bis 13.00 Uhr im UNESCO-Hauptquartier in Paris statt. 

Während dieser Feier wird die UIS die UNESCO: 

  • ermutigen, Verzeichnisse aller Karsterscheinungen, Höhlen und deren Inhalte in UNESCO-Schutzgebieten zu erstellen,
  • vorschlagen, dass die UNESCO geschützte Gebiete hinsichtlich der Angemessenheit des Höhlen- und Karstschutzes bewertet und den Schutz nach Bedarf erweitert, und
  • einladen, die UIS zu unterstützen, um ein internationales Verbot des Handels mit Höhleninhalten (Speläotheme, u.a. Tropfsteine, Tiere, Sedimente und Gesteine) zu erarbeiten. 

Live-Stream auf dem UIS YouTube Kanal:
https://www.youtube.com/channel/UCzSiErLj5x6viNbvAdehDvA 

20 % der Landmasse auf der Erde sind von wasserlöslichem Gestein geprägt. Hier ist der Karst entwickelt. Die Wasserdurchlässigkeit macht Karstlandschaften zu sehr empfindlichen Ökosystemen. Verschmutzungen auf der Oberfläche dringen ungefiltert in Höhlen und das Grundwasser ein. Sobald die Bodenvegetation z.B. durch Abholzung fehlt, wird Humus ausgewaschen und Aufforstungen sind dann nur noch schwer möglich. 

Der Schutz des geologischen Erbes hat in Deutschland im Vergleich zum Artenschutz einen deutlich geringeren Stellenwert. Das zeigt sich unter anderem daran, dass Höhlen erst seit 2018 im Bundesnaturschutzgesetz als sog. „besonders geschützte Biotope“ genannt werden. Geotope und das Geologische Erbe kommt dagegen nicht vor. Das bedeutet, dass es wenig rechtliche Handhabe gegen die Zerstörung von geologischen Erscheinungen gibt. 

So weist auch die UIS darauf hin, dass ein weltweites Handelsverbot von Tropfsteinen und anderen Höhleninhalten dringend von Nöten ist. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat 2020 ihre Mitgliedsorganisationen ermutigt, nationale Rechtsvorschriften zum Schutz des geologischen Erbes zu schaffen: https://portals.iucn.org

Auch in Deutschland sind Karstgebiete z.T. akut gefährdet.

Aktuell die Südharzer Gipskarstlandschaft in den Bundesländern Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Im UNESCO Global Geopark Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen ist durch Gipsabbau bereits ein erheblicher Teil unwiederbringlich zerstört. Der Gipskarst im Südharz ist weltweit einzigartig durch seine Bewaldung mit reichhaltiger Flora und Fauna. Aktuell werden auch im sachsen-anhaltischen Biosphärenreservat Gipserkundungen mit Probebohrungen durchgeführt. Während die Politik die Abbaufirmen unterstützt, fehlt eine Richtlinie oder nationale Strategie zum Gipsrecycling z.B. aus Gipskartonplatten und eine Wiederverwendung der in großen Mengen anfallenden Kunstgipse. Hier besteht dringender Handlungsbedarf! 

„Wieviel Natur soll dem Profit noch geopfert werden, ohne nachhaltige Wirtschaftskreisläufe überhaupt in Betracht zu ziehen?“ fragt Bärbel Vogel, Vorsitzende des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher VdHK. „Geoerbe, Geovielfalt und damit Landschaft muss ebenso geschützt sein wie Artenvielfalt. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. 

Deutschland hat schon zu viel unterirdisches Erbe verloren. Prominentestes Beispiel aus der Vergangenheit ist der Abbau der Höhlen im Neandertal – das waren Geotope von globaler Bedeutung. Ein Weitermachen wie bisher darf es nicht geben, dazu gehört auch der Wandel hin zu einer ökologisch nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft nicht nur im Karst. “ 


Röseberg Weste 2012

Natürliche Gipssteilwand des Sachsensteins bei Bad Sachsa

 

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