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04.09.2021

150 Jahre Westharzbahn Seesen – Osterode – Herzberg


Ein von einer BR 93 geführter Personenzug erreicht Osterode-Süd, um 1950

Vortrag über die Geschichte der Bahnstrecke im Internet

...Stadt Osterode am Harz

Vor 150 Jahren, am 1. September 1871, eröffnete man den Streckenabschnitt von Seesen nach Osterode. Damit war die gesamte Westharzbahn in Betrieb, auf deren Teilstück von Osterode nach Herzberg bereits seit einem Jahr Züge verkehrten. Aus Anlass dieses Jubiläums hat der Osteroder Stadtarchivar Ekkehard Eder einen Vortrag erarbeitet, der – coronabedingt – im Internet auf dem Youtube-Kanal „Geschichte Osterode am Harz“ veröffentlicht wurde.

Dem ersehnten Anschluss an das Schienennetz waren jahrzehntelange Bemühungen von Unternehmern, Verwaltungen und Bürgern vorangegangen. In der Region am Südwestharz hatten sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Industriebetriebe angesiedelt. Um die für die Produktion benötigten Rohstoffe zu erhalten und um auch weiter entfernte Absatzmärkte zu beliefern, war die Einbindung in das Verkehrsnetz von herausragender Bedeutung für die Unternehmen. Die Unzulänglichkeiten des damaligen Straßenverkehrs mit Postkutschen und Pferdefuhrwerken hemmte die wirtschaftliche Entwicklung. Nur die Eisenbahn war in der Lage, schnell und preiswert große Mengen über weite Entfernungen zu transportieren. Schon früh setzte man sich daher für einen Anschluss der Region an das Eisenbahnnetz ein. Doch scheiterten die Versuche, die hannoversche Südbahn entlang des Harzes zu führen. Auch die West-Ost-Verbindungsbahn Northeim – Nordhausen brachte Osterode nicht den benötigten Eisenbahnanschluss. Erst mit der vor 150 Jahre eröffneten Strecke Herzberg – Seesen war auch Osterode endlich auf Schienen zu erreichen. Die territoriale Zerrissenheit Deutschlands in verschiedene z. T. kleine Staaten zeigte sich auch an der knapp 32 km langen Strecke, die sowohl durch das Königreich Preußen als auch durch das Herzogtum Braunschweig führte. Die Betriebsführung zwischen Seesen und Herzberg mussten sich daher zunächst die preußische KPEV und die Braunschweiger-Eisenbahn-Gesellschaft teilen.

Nach dem Ende der Länderbahnzeit hatte die 1920 gegründete Deutsche Reichsbahn mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, da die Inflationszeit und die Weltwirtschaftskrise die Beförderungszahlen im Personen- und Güterverkehr erhebliche zurückgehen ließen. Ab Mitte der 1930er Jahre entwickelte sich der Harzbereich zu einem Zentrum der Rüstungsindustrie. Das dadurch schnell wachsende Transportaufkommen konnte kaum noch von der Eisenbahn bewältigt werden. So verlud man z. B. allein im Kalkwerk Münchehof täglich bis zu 10 000 t auf die Schiene. Die Reichsbahn entwarf verschiedene Ausbaupläne, die man jedoch nur noch teilweise bis 1945 umsetzen konnte. 

Nach dem Krieg spielte die Eisenbahn eine wesentliche Rolle beim wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands. Seit den 1950er Jahren verschärfte sich jedoch der Konkurrenzkampf zwischen Schiene und Straße. Trotz technischer Neuerungen, wie z. B. dem Einsatz moderner Triebwagen, verlor die Bundesbahn immer mehr Marktanteile an PKW und LKW.

Mit der Bahnreform 1994 wurde die Verantwortung für den Schienenpersonennahverkehr auf die Länder übertragen. In den folgenden Jahren wurden einige Modernisierungen durchgeführt. So richtete man z. B. in Osterode zwei neue Haltepunkte ein und die Steuerung der Strecke wird aktuell auf ein elektronisches Zentralstellwerk umgestellt. Heute verkehren auf der Westharzbahn Triebwagen von DB Regio in einem attraktiven Stundentakt.


Zwei Loks der Baureihe 44 am 19. Mai 1974 in Osterode

Zwei Loks der Baureihe 050 begegnen sich am 24. Mai 1974 im Bahnhof Münchehof

Wendezug mit Baureihe 212 und zwei „Silberlingen“ in Osterode Hauptbahnhof, Sommer 1989

 

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