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02.09.2021

Schulabschluss. Und was kommt dann?


Schulleiter Nils Passian mit der Berufseinstiegsbegleiterin Sindy Wagner und Kreisrat Marcel Riethig (von links)

An zwei Tagen pro Woche unterstützt eine Berufseinstiegsbegleitung an der Oberschule in Hattorf künftige Schulabgänger bei der Berufswahl.

von Herma Niemann

Hattorf. Fragt man Schüler, welche Ziele sie nach dem Schulabschluss in ihrem potentiellen Ausbildungsberuf haben, bekommt man oft die Antwort: viel Geld verdienen, Spaß im Job haben und sich auch nicht allzu sehr dabei anstrengen müssen. Bei der Fülle der Berufe und der Ausbildungsplätze sind die Schüler jedoch auch meistens mit der Wahl des Ausbildungsberufes überfordert.

Genau hier setzt die Berufseinstiegsbegleitung des Landkreises Göttingen und der Arbeitsagentur an. Seit September des vergangenen Jahres wird dieses Programm an 21 Förder-, Haupt-, Ober- und Gesamtschulen in Stadt und Landkreis Göttingen angeboten. Dieses präventive Angebot zielt darauf ab, Jugendliche mit Unterstützungsbedarf bereits während des Schulbesuchs zu fördern und den Schulabschluss wie auch einen erfolgreichen Berufseinstieg zu erleichtern.

An der Oberschule in Hattorf (OBS) ist seit September des vergangenen Jahres an zwei Tagen pro Woche Sindy Wagner (über die kreiseigene Gesellschaft für Arbeit und Berufsförderung Südniedersachsen/Duderstadt) vor Ort, um Schülern Unterstützung beim Schulabschluss, bei der Berufsorientierung, beim Schreiben von Lebensläufen und bei Problemen mit Lehrern anzubieten. „Wir finden gemeinsam die Stärken, Schwächen und die vorhandenen Kompetenzen heraus und schauen, was man eventuell wo noch verbessern könnte“, so Wagner.

„Der Übergang von der Schule in den Beruf kann schwierig sein, und wir wollen nicht, dass die Schüler durchs Raster und dadurch hinten runter fallen“, so der Schulleiter, Nils Passian, der dieses präventive Angebot sehr lobte. Oftmals hätten die Schüler unrealistische Zukunftswünsche, die nicht erfüllbar seien. „Dieses Programm bietet die Chance für einen echten und realistischen Berufsstart, und auch die Chance für die Jugendlichen, nicht nach drei oder vier erfolglosen Jahren im Jugendhilfebereich zu landen“, so Passian „dann stellt man meistens an den Bildungsbiografien fest, dass schon in der Schule etwas schief gelaufen ist“.

In dieser ländlichen Region gebe es viele mittelständische Unternehmen, die zuverlässige Auszubildende suchen würden. Nicht jeder Schüler sei aber in der Lage, sich selbst zu helfen und den passenden Beruf zu finden, bestätigt der Kreisrat, Marcel Riethig. Die Berufswahl sei eine wichtige Weichenstellung im Leben junger Menschen, was nicht unterschätzt werden dürfe. Und, das Programm finanziere sich sozusagen selber, wenn weniger Schüler abhängig von der finanziellen Unterstützung der Arbeitsagentur seien, so Riethig.

Die Umsetzung dieses Vorhabens lassen sich Agentur für Arbeit, Stadt und Landkreis Göttingen bis September 2026 insgesamt rund 4,3 Millionen Euro kosten. Die finanziellen Mittel für das Projekt kommen zur Hälfte von der Agentur für Arbeit, Stadt und Landkreis übernehmen jeweils für ihre Zuständigkeit die anderen 50 Prozent. Im Landkreis Göttingen beträgt die Summe für 2021 rund 200.000 Euro für 50 Plätze. „Wir sind der einzige Flächenlandkreis in Deutschland, der dieses Programm umsetzt“, so Riethig.

Mit der Umsetzung der Berufseinstiegsbegleitung an den Schulen im Stadtgebiet wurde die Beschäftigungsförderung Göttingen beauftragt, für die Umsetzung an den Schulen im Landkreis ist die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung Südniedersachsen zuständig. Beide Bildungsträger hatten bereits während des ersten Projekts ab 2015 diese Aufgabe übernommen. Insgesamt können im Laufe des Projekts 282 Jugendliche ab der 8. Klasse unterstützt werden. Der Schlüssel zum Erfolg des Projektes ist die intensive Betreuung der Teilnehmer. Die Berufseinstiegsbegleiter kooperieren eng mit der Berufsberatung und der Jugendberufshilfe, aber auch mit Schulen und Eltern.

„Bei Schülern in diesem Programm gibt es so gut wie keine Abbrecherquote“, freut sich Riethig „und ungefähr ein Drittel der Schüler konnte in duale Ausbildungsplätze vermittelt werden“. Ein Glücksfall sei, dass man mit Sindy Wagner eine Berufseinstiegsbegleitung habe, die sich zudem auch in den lokalen Strukturen auskenne, da sie aus Wulften kommt. „Viele Unternehmen sind offen dafür, den Schülern Praktikumsplätze anzubieten“, so Wagner. „Uns ist wichtig, dass die Jugendlichen mit einer echten Perspektive in das Berufsleben entlassen werden“, so Passian „und dass jeder seinen Platz findet“.

 

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