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21.07.2021

Hochwasser-Katastrophe im Westen und Süden

NABU-Vorsitzender warnt: Klimaschutz und Versiegelungsreduzierung in Niedersachsen nicht vernachlässigen

...NABU NIEDERSACHSEN

(Hannover) – Angesichts der Hochwasserkatastrophe im Westen und Süden Deutschlands sowie in mehreren Nachbarländern, die zahlreichen Menschen das Leben kostete und verheerende Schäden anrichtete, warnt der Landesvorsitzende des NABU Niedersachsen, Dr. Holger Buschmann, eindringlich davor, den Klimaschutz und die Reduzierung der rasant voranschreitenden Flächenversiegelung in Niedersachsen zu vernachlässigen: „Unser Bundesland darf sich nicht in trügerischer Sicherheit wähnen“, sagte er, „nur, weil manche den Trugschluss ziehen, die Topografie Niedersachsens weise nicht so viele enge Fluss- und Bachtäler und Gebirgszüge auf.“

Die mit großen Schäden behafteten Hochwasserereignisse des Sommers 2017, die insbesondere im Harz und südlich davon in den Mittelgebirgslagen gewütet hätten, seien eine deutliche Mahnung gewesen, Klimaschutz und Bodenversiegelung nicht auf die lange Bank zu schieben oder zur Nebensache zu erklären. „In Niedersachsen können uns solche Naturgewalten angesichts des menschgemachten Klimawandels und des nach wie vor viel zu hohen Flächenverbrauchs ebenso mit voller Wucht treffen“, unterstreicht er.

„Ohne den Anstoß des in den Niedersächsischen Weg erfolgreich gemündeten Volksbegehrens, das eine deutliche Reduzierung der Flächenversiegelung in unserem Bundesland vorsieht, wäre wohl kaum etwas in Bewegung gesetzt worden“, erläutert Dr. Buschmann. „Nun kommt es darauf an, dass Nägel mit Köpfen gemacht werden. Wir sehen mit großer Sorge, dass der Flächenverbrauch immer noch in viel zu hohem Tempo voranschreitet; jeder asphaltierte oder betonierte Quadratmeter geht nicht nur Tieren und Pflanzen als Lebensraum verloren und trägt zur Klimaerwärmung durch Aufheizung bei, sondern fehlt auch als Versickerungsraum für Regenwasser. Dadurch werden immer größere Mengen Wasser in Bäche und Flüsse abgeführt, deren Kapazitäten heute oft bis an die Grenzen ausgeschöpft werden – da ist es ein Leichtes, dass sie bei Starkregen über die Ufer treten“, sorgt sich der Landesvorsitzende. „Und jegliches Verständnis fehlt uns immer dann, wenn heute noch überdimensionierte Baugebiete, Gewerbe- und Industrieflächen in Flussnähe oder in hochwasserbedeutsamen Zonen wie Wiesenbereichen geplant werden.“

Zudem müsse Klimaschutz „Chefsache“ sein – von Initiativen in der Bauleitplanung bis zur Begleitung der Verkehrswende. „Neben der Förderung erneuerbarer Energien auf naturschutzverträgliche, standortbezogene Weise – etwa durch die obligate Nutzung von Dachflächen für Solaranlagen – muss es vor allem auch um die Einsparung von Kohlendioxid gehen. Im Bereich der Wärmedämmung kann noch viel mehr unternommen werden, ebenso bei der Sanierung öffentlicher Gebäude“, betont Dr. Buschmann.

Eine bislang weitgehend unterschätzte, aber sehr wirksame Möglichkeit, effektiven Klimaschutz zu betreiben, liege zudem in der Erhaltung der Moore, für die Niedersachsen als moorreichstes Bundesland eine besondere Verantwortung trage, hob der NABU-Landesvorsitzende hervor. „Moore sind nicht nur hoch spezielle Lebensräume für viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten und daher auch für den Erhalt der Biodiversität unverzichtbar, sondern auch wichtige CO2-Senken. Wer sie abtorft oder pflügt, öffnet die Büchse der Pandora!“, ruft Buschmann zur Umkehr auf, und wies auch darauf hin, dass andere Länder in dieser Hinsicht schon weiter sind: „So wird in England gerade ein Verbot des Verkaufs von Torf ab 2024 diskutiert. Solche Initiativen wären auch hierzulande zumindest für den Hobbybereich wichtig“, sagt Dr. Holger Buschmann, „denn Torf gehört nicht in den Garten.“ Wichtiger sei es aber, die landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden zu extensivieren oder sie ganz aufzugeben, um wieder ein Wachsen des Torfes zu ermöglichen.

„Und natürlich gilt es, die Verkehrswende wirklich einzuleiten: Neben einer Stärkung des Radverkehrs in Städten und Dörfern, die Initiierung von zusätzlichen Radschnellwegen zwischen Orten sowie einer verstärkten Reaktivierung ehemaliger Bahnstrecken und dem Ausbau des ÖPNV, muss ein Verzicht auf den Neubau von A 20 und A 39 stattfinden, durch die riesige Areale von Mooren und Wäldern – ebenfalls CO2-Senken und wichtige Lebens- und Erholungsräume – stattfinden“, bekräftigte der NABU-Landesvorsitzende Forderungen seines Verbandes an die jetzige und künftige Landesregierungen. „Die Menschen sind es satt, bis Sanktnimmerlein hingehalten zu werden. Sie wollen konsequenten Klima- und Naturschutz, denn der Verlust an Biodiversität und die zunehmende Schräglage des Klimas sind miteinander verbunden und werden immer bedrohlicher – die Hochwasserkatastrophen zeigen es.“

 

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