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22.07.2021

Mit einer Bürgergenossenschaft dem Leerstand begegnen


Der Projektmanager Nikolai Simon-Hallensleben mit Siegfried Bode und den Vorstandsmitgliedern der Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt Sabine Momm und Bernd Demandt

Der Projektmanager „Innenentwicklung“ und die Initiative Zukunftsbergstadt hatten zur Informationsveranstaltung rund um den Markt der Bergstadt Bad Grund eingeladen

...von Herma Niemann

Vielleicht war die Informationsveranstaltung am vergangenen Samstag in der Bergstadt Bad Grund der Beginn für etwas ganz Großes. Seit der Gründung der Initiative ZukunftsBergstadt haben die ehrenamtlich Mitwirkenden sowie auch der Projektmanager „Innenentwicklung“ Nikolai Simon-Hallensleben einiges auf die Beine gestellt, um die Bergstadt zukunftsfähig und wieder attraktiv zu machen, sowohl für Einwohner, als auch für Touristen.

Das Engagement der Ehrenamtlichen ist ein herausragendes Beispiel dafür, dass sich Menschen gemeinsam für eine gute Sache einsetzen. Getoppt wurde dieser Einsatz jetzt noch um eine weitere gute Idee, nämlich durch die Infoveranstaltung rund um den Markt zur Gründung einer Bürgergenossenschaft.

Viele wichtige Themen zur Daseinsvorsorge stehen bei der Zukunftsbergstadt auf der Agenda. Ein ganz wichtiges Thema ist aber auch das des Gebäude-Leerstands. Um dem entgegen zu wirken, wurden die Einwohner der Bergstadt, aber gerne auch interessierte Einwohner der Gemeinde Bad Grund, eingeladen, um sich über die Gründung einer Bürgergenossenschaft zu zu informieren. Und damit die Einwohner direkt an die „Richtigen“ geraten, waren auch die Vorstandsmitglieder Sabine Momm und Bernd Demandt der Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt eG vor Ort.

Die Bürgergenossenschaft aus Hann. Münden kann durchaus als ein Erfolgsmodell bezeichnet werden. Das Erfolgsmodell ist eng verknüpft mit dem Kultur- und Kunstfestival „DenkmalKunst-KunstDenkmal“, das seinen Ursprung im Jahr 2007 in Hann. Münden hat und im Jahr 2017 zeitgleich auch in Osterode durchgeführt wurde. Dieses Projekt will Einwohnern und Gästen die Einzigartigkeit der historischen Altstadt von Hann. Münden und Osterode vermitteln und deren Aufmerksamkeit auf teilweise unsanierte, ungenutzte und verlassene Baudenkmäler lenken. Historisches Fachwerk, Türe, Tore und Portale alter Wohnhäuser, Kirchen, Wehrtürme oder dunkle Kellergewölbe öffneten sich, lüfteten ihre Geheimnisse und wurden von internationalen Künstlern zu neuem Leben erweckt. Daraus entstand die Idee, bei den betagten leeren Gebäuden selbst tätig zu werden.

Die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt wurde im Jahr 2013 gegründet, so Bernd Demandt. Erstes Projekt sei ein seit über zehn Jahren unbewohntes Haus gewesen. Seitdem habe man zwei Häuser renoviert und auch vermittelt, die Häuser Nummer drei und vier seien gerade in Arbeit. „Ein Tag der offenen Häuser, dazu Künstler, die was draus machen, und die Beziehung der Einwohner zu den leerstehenden Gebäuden wird gefestigt“, schlägt Demandt für Bad Grund vor. In Hann. Münden hat es funktioniert. Anfangs sei man zwar mit dem Vorhaben belächelt worden, doch inzwischen sei das Konzept bei den Bürgern angekommen. Heute habe die Genossenschaft durch die zusätzliche Gründung eines Gebrauchtwarenladens so viel finanzielle Mittel zur Verfügung, dass man momentan ohne Fremdkapital sanieren könne. Die Bürgergenossenschaft setzt sich angefangen beim Erwerb der Immobilie über die Planung und Durchführung der Sanierung bis hin zur Nutzung durch Vermietung, Verpachtung oder Verkauf für den Erhalt ein. „Die Mitglieder der Bürgergenossenschaft sind Hauseigentümer“, so Demandt humorvoll. Eine Genossenschaft sei wie eine Firma anzusehen.

Sie könne Darlehen beantragen und sei eine Institution, die auf Dauer angelegt sei. Zu der Gründungsversammlung seien damals 230 Menschen gekommen, 176 davon hätten die Gründungssatzung unterschrieben. Ein Anteil beträgt 100 Euro. Wie viele Anteile jeder haben möchte, ist jedem selbst überlassen. Inzwischen habe die Genossenschaft rund 400 Mitglieder, einige Anteile seien sogar in die USA gegangen, ergänzte Sabine Momm, die die Anteile auch als schöne Geschenkideen für Freunde oder Familie anpreiste. Neben neuen Mitgliedern, die Geld investieren, sind aber auch praktische Helfer immer gerne gesehen, zum Beispiel Menschen mit Fachwissen im Bereich Handwerk oder Fachwerk, aber auch Menschen mit Muskelkraft, Köpfchen, Kontakten und mit Sachspenden (Werkzeug, Verpflegung, Material) sind herzlich willkommen.

Die Genossenschaft ist keine neue Idee, sie ist eine basisdemokratische Institution“, so Siegfried Bode (Zukunftsbergstadt), der ebenfalls über die Vorteile einer Genossenschaft informierte. Das erste Objekt in Bad Grund könnte ein Haus direkt am Markt sein, erklärte Simon-Hallenleben. Dort könnte man sich dafür einsetzen, wieder mehr Gastronomie, wie eine Eisdiele oder ein Bistro, anzusiedeln und so den Marktplatz als zentralen Punkt zu beleben. Rund 20 Ehrenamtliche waren an dem Samstag vor Ort, informierten, versorgten die Gäste mit Kaffee und Kuchen. Auch waren neue Ideen willkommen, die die Gäste an einer Pinnwand festhalten konnten. „Unsere Ideen und Ansätze können gerne noch erweitert werden“, so Simon-Hallensleben.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Das Haus am Markt könnte das erste Projekt einer Bad Grunder Bürgergenossenschaft sein

Die Gäste konnten sich über die Idee einer Bürgergenossenschaft informieren

Rund um den Markt konnten sich interessierte Bürger informieren und ins Gespräch kommen

 

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