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13.07.2021

Ärmel hochgekrempelt und Umzugskosten gegen iPads getauscht


Marcel Riethig mit Nils Passian und Lehrer Fabian Otto beim Besichtigen des Computerraums (v.l.). Die Möbel stammen aus der Außenstelle Wulften

Lehrer und Eltern der Oberschüler Hattorf haben in Eigenleistung den Umzug der Möbel aus der bald schließenden Außenstelle Wulften gestemmt

...von Herma Niemann

Wieder hat die Oberschule in Hattorf einmal mehr über den Tellerrand geschaut und mit einem beispielhaftem Projekt den Schülern rund 45 iPads für den Schulbetrieb beschert. Rund 24.000 Euro, die der Landkreis Göttingen als Schulträger für den Umzug von Möbeln und Materialien aus dem bald schließenden Schulstandort der Außenstelle Wulften eingeplant hatte, konnten so zukunftsweisend und mit einem Mehrwert für die Schüler eingesetzt werden.

 „Wir hatten die Idee, den Umzug selber zu machen, um das Geld besser einsetzen zu können“, so der Schulleiter Nils Passian in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Zudem hätte der Umzug der Möbel wie ursprünglich an einem Tag geplant, sowieso nicht gut in den Schulablauf gepasst. Erklärungsbedarf sei anfangs trotzdem vorhanden gewesen, denn diese Aktion sollte nicht demonstrieren, dass sich der Landkreis nicht kümmern würde, betonte Passian. Zug um Zug und prozessbegleitend habe das Umziehen sehr gut funktioniert. Zumal man glücklicherweise nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch viele Eltern für das Projekt habe begeistern können, so Passian.

Viel Überzeugungsarbeit sei nicht nötig gewesen, zudem hatten sich zwei örtliche Unternehmen kostenlos bereits erklärt, bei sperrigem und schwerem Inventar zu helfen. Noch gebe es keine offizielle Verpflichtung an der OBS für die Schüler, sich ein Tablet oder iPad anschaffen zu müssen, dennoch seien die neuen iPads ein guter Einstieg. „Es geht um neue Unterrichtsmethoden“, erklärt Passian „an dieser Schule verfolgen wir die Strategie, dass die Schüler auf die jeweils erworbenen Kompetenzen der anderen Klassen zurückzugreifen sollen“. Wenn zum Beispiel in einer Klasse in einem Fach „der Klassiker Versuchsprotokoll“, wie Passian es nennt, nicht in herkömmlicher schriftlicher Form, sondern als Video dargestellt werde, können andere Schüler wiederum auch davon profitieren und lernen. Das bedeute natürlich auch, die Lehrpläne zu bearbeiten und die neuen Techniken in das Medienkonzept einzubauen. „In diesem Fall war der selbst vollzogene Umzug eine Win-Win-Situation für alle, und es hat auch Spaß gemacht, weil jeder den Vorteil für die Schüler im Auge hatte“, so Passian.

„Diese Aktion zeigt, wie stark verwurzelt die OBS hier in der Gemeinschaft ist“, so der Dezernent und Kreisrat des Landkreises Göttingen, Marcel Riethig „und das Engagement ist bemerkenswert“. Solche Aktionen würden die Zusammenarbeit und das Zusammenleben lebendiger machen, ergänzt Passian. „Wenn man beim Transport einer Schrankwand an der Treppe hängt, schweißt das auch zusammen“, so der Schulleiter humorvoll. Das habe den Eltern auch mal einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht. „Es gelingt der OBS Hattorf immer wieder neu, Verbindungen und Miteinander zu schaffen“, lobte Riethig „eine gute Schule ist die, die Teil der Gemeinschaft und nah an der Lebenssituation der Kinder ist“.

Bereits im Herbst des vergangenen Jahres wurde das Inventar des Computerraums aus Wulften in Hattorf integriert und anschließend der Naturwissenschaftsraum. Dazu mussten noch etliche Regale, Stühle, Schließfächer und auch sehr große Schrankwände sukzessive auf die Reise nach Hattorf gehen. Rund 30 Teilnehmer haben bei dieser Aktion mitgewirkt, worunter der Schulunterricht aber in keiner Weise gelitten habe. Was an der OBS allerdings noch fehle seien Lagerräume und Besprechungsräume, sagt Passian.

Neu angeschafft für den Containerbau wurden inzwischen höhenverstellbare Tische, die individuell angepasst werden können. Im Naturwissenschaftsraum wurden die notwendigen Anschlüsse, in denen Strom und Gas vorhanden ist, als höhenverstellbare Terminals unter der Decke angebracht. Die Außenstelle Wulften schließt dann nach diesem Schuljahr. Dennoch sei es unter Corona ein echter Glücksfall gewesen, die Schule für die siebten und achten Klassen noch offen zu halten, um die geltenden Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Die achten Klassen sind bereits nach den Osterferien in die Hauptstelle gezogen, und die beiden siebten Klassen bleiben bis zu den Sommerferien noch dort.


Höhenverstellbare Terminals spenden bei Bedarf Strom und Gas zum Experimentieren

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Im Containeranbau: Die höhenverstellbaren Tische sind neu, die federnden Stühle stammen aus Wulften

Beim Umzug der großen Schrankwände haben Unternehmen aus dem Ort kostenlos mitgeholfen

 

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