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03.07.2021

Freilauf für die Hühner


von Corina Bialek

Am Mittwoch verkündete die EU-Kommission, dass sie bis 2023 einen Gesetzesvorschlag zur Abschaffung der Käfighaltung* vorlegen will. Dass sich an dieser Stelle endlich etwas bewegt ist der europäischen Bürgerinitiative "End the Cage Age" geschuldet, die für dieses Anliegen genug Unterschriften gesammelt hat. Als Ausstiegsdatum hat man 2027 ins Auge gefasst, ob dies realistisch ist wird geprüft. Da ist mancher Landwirtschaftsbetrieb hier vor Ort schon deutlich weiter.

Im April 2018 sind Jürgen Rott und Ulrike Schridde von der Rott-Schridde KG auf das Huhn gekommen und zwar in erster Linie der Eier wegen. Begonnen hat die Betriebsgemeinschaft mit einer Hühnerherde in einem Hühnermobil. Ein weiteres „Hühnerhotel“ folgte. Seitdem sind zwei Hühnermobile am Ortsrand von Förste im Einsatz und die Eier werden ab Hof vertrieben. Mussten die ersten Hühner noch mit etwas Nachdruck davon überzeugt werden, dass es draußen im hohen Gras viel schöner ist als im fahrbaren Hühnerstall, sind die Legehennen der dritten Generation vorwiegend im Freien auf der Wiese anzutreffen. Aber auch wenn die Hühner draußen nach Herzenslust scharren und picken können, man muss sie dennoch täglich füttern und sich um ihr Wohlergehen kümmern.

Die Hühnermobile öffnen und schließen sich morgens uns abends automatisch. Die Steuerung richtet sich dabei nach dem Tageslicht, sodass man nicht mit den Hühner aufstehen muss. Denn wer das will, muss wirklich früh raus. Noch bevor sich die Sonne überhaupt am Horizont zeigt, werden sie munter. Morgens und abends spazieren sie im Auslauf herum, fressen, trinken und bis Mittag sind sie in der Regel auch mit dem Eier legen beschäftigt. Dann steht Wellness auf dem Programm. Körperpflege, Ausruhen und Sonnenbäder nehmen, wenn die Temperaturen nicht zu hoch sind, denn eigentlich mögen sie es lieber kühl und windstill. Erst wird ein Flügel zur Seite ausgebreitet und dann ist der andere dran. Wenn also ein Huhn wie hingegossen auf der Wiese liegt, nicht wundern, dann genießt es die warmen Sonnenstrahlen. Es kann aber auch passieren, dass ein Huhn Staubwölkchen hinter sich her zieht. Denn was dem Schwein die Sule ist dem Huhn das Staubbad.

Im März dieses Jahres wurde ein neues Hühnermobil angeschafft. Quasi ein Hühnermobil 2.0, welches für Mensch und Tier nochmal um einiges komfortabler ist. Müssen die Hühner im alten Mobil noch täglich von Hand gefüttert werden, ist das neue mit einem Futtersilo und einem größeren Wassertank ausgerüstet, da erübrigt sich das Eimer schleppen. Das Futter wird auf einer Futterkette durch das Mobil transportiert und die Hühner können jederzeit über frisch vorgelegtes Futter verfügen. Auch hat es Leegenester auf zwei Eben und bietet somit mehr Platz fürs Eier legen und diese können auch leichter entnommen werden.

Aber auch mit der Zusammensetzung des Futters kann man dem Federvieh viel Gutes tun, hat mit Laura Schridde beim letzten Besuch erklärt. Hühner stehen auf helles Futter und damit sie sich nicht nur die „Rosinen“ herauspicken, wird es bei der Handfütterung mit Essigwasser besprüht. Im Winter gibt es zum picken kleingeschnittene Rote Bete als Leckerli. Aber eigentlich frisst ein Huhn fasst alles, es war früher sozusagen das Hausschein des kleinen Mannes. Nur Zwiebeln und Porree mögen sie gar nicht, aber mit Oregano und Apfelessig kann man ihnen was Gutes tun, das ist Wellness für den Darm der Hennen.

Das alles wirkt sich auf die Qualität und auch den Geschmack der Eier aus, davon sind nicht nur die vielen Kunden überzeugt, die regelmäßig ihre Eier am Hof einkaufen, auch Jörg Dornemann vom Café Dornemann und Bernd Pfeiffer vom da capo in Osterode verarbeiten seit einiger Zeit die Eier von der Hühnerwiese in Förste. Ebenso die Bäckereien Münnich in Windhausen und Schulze in Berka-Katlenburg. So kann man hier im Sösetal auch Backwaren genießen, deren verarbeitete Eier ihren Ursprung in der Region haben. Und ist man mal in Seesen unterwegs, kann man sich im Café der Bäckerei Herrmann auf Rührei aus den „mobilen“ Freilandeiern freuen. Auch im LoLa Osterode werden die Eier direkt aus dem Nest angeboten.

Es geht also auch durchaus ohne Käfighaltung.


Hühnermobil der ersten Generation

Na, wo bleibt sie denn...;-)

Laura die Hühnerflüsterin, kaum ist sie da, rennen alle Hühner hinter ihr her

und Neugierde ist ihnen gänzlich fremd ;-)

mit Leegenester auf zwei Etagen

Schließlich will man es wenigstens nett haben, wenn man sich als Legehenne für das Frühstücksei bildlich gesprochen den A.... aufreißt.

Laura und Opa Helmut beim Eier einsammeln

Kontrollgang im Mobil. Man beachte die Oberlichter, die sich automatisch öffnen, wenn es im Stall zu warm wird.


Kleine Eier - junges Huhn. Normeier - nach einigen Monaten. Große Eier - altes Huhn

Besuch an der Hühnerwiese. Vita Obermann und Jörg Dornemann wollten sich einmal ansehen wie die Eiererzeugerinnen leben. Ein Huhn war bei der Fotosession sehr lebhaft, wie man sieht. ;-)

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


ab durch die Wiese

hier muss das Füttern noch von Hand erfolgen. Als besonderes Schmankerl wird das Futter mit Essigwasser besprüht, daher die Sprühflasche





Ist ja nicht so, dass Huhn Angst hätte zu kurz zu kommen ;-)


Das Essigwasser wertet die Futtermischund doch gleich optisch auf...

es heißt ja nicht umsonst, das Auge ist mit.

Die Eier in Dinkelspelz gebettet


Das neue Hühnermobil - schöner wohnen für's Federvieh



Kleiner Check-up, ob alles in Ordnung ist.

nur mal so sitzen

Einige fühlen sich im Wintergarten unter dem Mobil wohler

andere suchen draußen Schatten

Ganz schön lang die neue Wohnstatt

Schau an, ein Ei

Ein Windei - erstaunlich wie stabil ein Ei selbst ohne Kalkschale ist


die Wassertränke in zwei Ausführungen. Jede so, wie sie es mag

Irgendwie erinnern sie mich an Raptoren, wie sie da so durch das Gras streifen. ;-)


Es geht doch nichts über ein gepflegtes Staubbad


Von Hand gestempelt...


und verpackt

 

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