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01.07.2021

Der Mühlgraben – ein Teil von Dorste


...von Florian Steinmeyer

Das Mühlenwesen blickt in Dorste auf eine lange Tradition zurück, doch im 17. Jahrhundert reichten die natürlichen Wasservorkommen nicht mehr aus, um den Durst der Mahl- und Schlagwerke zu befriedigen. In den Kopfsteuerlisten der Jahre 1679 bis 1689 ist davon die Rede, dass häufig Wassermangel herrschte. Schon die erste der Dorster Mühlen, die bereits  1264 vorhandene Schlagmühle am Ortsausgag Richtung Berka, musste zusätzlich zum vorhandenen Bach mit dem Wasser abgelassener Teiche betrieben werden.
Abhilfe schafften zwei Mühlgräben: Der heute noch vorhandene der beiden Gräben zweigt nördlich des Dorfes von der Söse ab. Er verläuft auf einer Strecke von rund 1,2 Kilometern in süd-westlicher Richtung auf das Dorf zu und fließt dort mit dem Mühlenbach zusammen. Westlich des Ortes kehrt er in die Söse zurück. Der zweite Graben wurde östlich Dorstes vom Mühlenbach abgezweigt, verlief größtenteils parallel zur Oberdorfstraße bevor er im Mitteldorf nach Süden abbog und wieder in den Mühlenbach zurück floss. Er ist mittlerweile stillgelegt und weitestgehend zugeschüttet.

Mehr Mühlen brauchen mehr Wasser
Nachdem es sich bei der ersten urkundlich erwähnten Mühle um eine Schlagmühle handelte, kam nachweislich bis spätestens 1619 – wahrscheinlich jedoch wesentlich früher - eine Mahlmühle (Mittelmühle) hinzu. Sie benötigte ebenfalls das Wasser des Mühlenbachs, dessen Menge jedoch schwer zu kontrollieren war. Abhilfe schaffte der von der Söse abgezweigte Mühlgraben. 1767 wurde eine weitere Mühle (Untermühle) errichtet, die an Mühlgraben bzw. Mühlenbach lag. Damit war der Graben die Schlagader, die den gleichzeitigen Betrieb der drei Anlagen ermöglichte.

Sein Erbauungsjahr ist heute jedoch nicht mehr nachvollziehbar. In der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1764 bis 1786 ist er bereits verzeichnet. Auch die Errichtung der Untermühle 1767 deutet darauf hin, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits existiert haben muss. Die Berichte über den häufigen Wassermangel vom Ende des 17. Jahrhunderts lassen indes vermuten, dass er zu jenem Zeitpunkt noch nicht vorhanden war, womit die Errichtung auf circa 1690 bis 1767 eingegrenzt werden könnte. Die früheren Dorflehrer Martin und Alfred Seiler sprechen jedoch in ihrer Dorfchronik aus den 1970-er Jahren davon, dass der Graben bereits im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) errichtet worden sei.

Auch das Erbauungsdatum des heute nicht mehr existierenden Mühlgrabens im Oberdorf ist nicht genau bekannt. Auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme ist er ebenfalls eingezeichnet. Der Graben trieb lediglich eine Mühle - die Obermühle – an, die keine andere Wasserzufuhr hatte und daher im Zuge des Grabenbaus errichtet worden sein muss. Zu wenigstens einem Zeitpunkt zwischen 1619 und 1765 war die Mühle dem Michaeliskloster in Hildesheim abgabenpflichtig, ein genaues Erbauungsdatum liegt aber auch für sie nicht vor.




 

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