Kooperationsprojekt von VHS und DRK-Familienzentrum

Brandy Schuster, Hasina Niazi, Karen Richter, Ajaj Boushra und Claudia Körner (v. l.) freuen sich, dass der Deutschkurs wieder läuft

Mütter mit Fluchthintergrund erhalten Zugang zu Spracherwerb

...von Petra Bordfeld

Im DRK-Familienzentrum Osterode, Am Schilde 19, ist der erste von zwei 200-stündigen Deutschkursen für Mütter mit Fluchthintergrund gestartet. Das besondere daran ist, dass es eine begleitende Kinderbeaufsichtigung gibt. Für Ajaj Boushra aus Syrien sowie Hasina Niazi aus Afghanistan bedeutet dies - nach monatelangem Lockdown und kaum Kontakten außerhalb ihrer jeweiligen Familien – mehr oder weniger ein Deutschlern-Neuanfang. Denn beide hatten bereits im letzten Jahr am Vorgängerprojekt von VHS und DRK teilgenommen.

Da es in dieser Region nur wenige Sprachkursangebote für geflüchtete Frauen mit Kindern, die noch zu klein für den Besuch einer KiTa sind – oder noch keinen KiTa-Platz haben, hatten sich bereits Anfang 2020 die VHS-Geschäftsstelle und das DRK-Familienzentrum zusammengetan und zwei vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Kurse gestartet. Dabei übernahm die VHS die Mittelakquise sowie die Organisation und Durchführung des Sprachunterrichts, und das Familienzentrum stand für die Kinderbeaufsichtigung, wofür es Räume für eben diese sowie den Sprachunterricht zur Verfügung stellte. So konnten zehn Frauen in zwei Gruppen ihre Deutschkenntnisse ausbauen - und waren dennoch jederzeit bei Bedarf für ihre Töchter und Söhne da. Corona-bedingt mussten die Kurse im Dezember letzten Jahres vorzeitig abgebrochen werden – jetzt ist es gelungen, erneut Fördermittel einzuwerben..

„Wir haben uns entschlossen, erst einmal mit einem Kurs zu beginnen – sowohl VHS als auch DRK haben sich darauf geeinigt, die Teilnehmerinnen und Lehrkräfte jeweils nur corona-negativ-getestet zu den Kurseinheiten zuzulassen,“ so die Koordinatorin des Familienzentrums, Claudia Körner. Dies bedeutet, dass bei den aktuellen Kurstagen dienstags und mittwochs die Frauen jeweils montags im DRK-Familienzentrum zur Schnelltestung vorbeikommen. „Dies klappt nach einigen Anlaufschwierigkeiten ganz gut.“

„Vor allem die Kommunikation mit den potenziellen Teilnehmerinnen war eine Herausforderung. Nach monatelangem Stillstand beim Deutschlernen galt es einige sprachlich Hürden auszuräumen, da neben Kursort und Kurszeiten auch der Sachverhalt der erforderlichen Schnelltestung vermittelt werden musste. Ohne die Unterstützung der Familien der Frauen sowie hauptamtlich und ehrenamtlich für Menschen mit Fluchthintergrund engagierte Personen wäre dies nicht möglich gewesen!“ so Karen Richter, die Leiterin der VHS-Geschäftsstelle Osterode.

Inzwischen unterrichtet Brandy Schuster, die auch schon im Vorjahr mit der Zielgruppe gearbeitet hat, fünf Frauen. Den Frauen soll neben der Sprache auch Unterstützung bei der beruflichen und sozialräumlichen Orientierung angeboten werden. Hierzu gehört in einem ersten Schritt das schrittweise „Loslassen“ der Kinder während sie in der kursbegleitenden DRK-Kinderbeaufsichtigung sind.
Der zweite Kurs wird voraussichtlich Anfang Juli starten.

In der VHS-Geschäftsstelle haben im Juni weitere Deutschkurse angefangen oder sind aus der Lockdown-bedingten langen Pause „zurückgeholt“ worden. „Wir hoffen, dass wir bis Ende Juni alle Teilnehmenden erreicht haben“ so Karen Richter. Bereits begonnen haben ein allgemeiner Integrationskurs (ab Modul 3) sowie ein Integrationskurs mit Alphabetisierung. In zwei vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderten, ebenfalls seit Mitte Dezember unterbrochenen Sprachkursen mit Alphabetisierung hat der Unterricht bereits begonnen und wird auch am 30. Juni beginnen. „Alle VHS-Deutschkurse konnten aufgrund der Sprachniveaus der Teilnehmenden nicht sinnhaft digital weitergeführt werden“, so Karen Richter, „so stehen die Lehrkräfte vor großen Herausforderungen, da die Teilnehmenden in der Lockdown-Phase ihre bislang mühsam erarbeiteten Deutschkenntnisse in Teilen wieder verloren haben.“