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26.06.2021

Nachfolger von Landrat Bernhard Reuter gesucht


von Ralf Gießler

Drei Kandidaten für das höchste Amt in der Göttinger Landkreisverwaltung stellten sich vor.
Osterode) Noch ist die Kommunalwahl in Niedersachsen eine Weile hin. Erst am 12. September 2021 werden die Karten neu gemischt, so auch im Landkreis Göttingen. Da der amtierende Landrat Bernhard Reuter nicht mehr antritt, wird es somit eine Neubesetzung der obersten Verwaltungsstelle in der Leinestadt geben. 

Auf Einladung von MEKOM Regionalmanagement Osterode am Harz e.V. kamen drei mögliche Nachfolger Reuters kürzlich in der Osteroder Stadthalle zusammen. Marlies Dornieden (CDU), Marie Kollenrott (Bündnis 90/Die GRÜNEN) und Marcel Riethig (SPD) stellten sich Unternehmervertretern vor und beantworteten ihre Fragen.

"Mit der Wahl steht quasi auch ein Generationswechsel bevor. Osterode am Harz hat als Wirtschaftsstandort eine lange Tradition, das Interesse unserer Unternehmer ist verständlicherweise hoch. Sie wünschen sich erfahrene Spitzenleute, die sich mit den Bedürfnissen eines Unternehmens auskennen. Für uns als Verband Grund genug, die Kandidaten deshalb nach Osterode einzuladen und unseren Mitgliedern die Gelegenheit zu einem ersten Kennenlernen zu geben, damit sie ihnen "auf den Zahn fühlen können", erklärte MEKOM-Vorstandsassistentin Sylvia Wulf die Beweggründe des Treffens.

Lars Obermann, MEKOM-Vorstandsvorsitzender, begrüßte kurz die Anwesenden, bevor Maik Schenkhut (Autohaus Wentorf & Schenkhut) als Moderator übernahm. Nacheinander stellten sich die Kandidaten vor und erläuterten ausführlich ihren bisherigen politischen Werdegang, und was sie sich im Falle eines Wahlsieges als Landrat/Landrätin vorgenommen haben. Es fiel auf, dass der Umgang miteinander durchweg besonders fair war. Dies wurde von den Zuhörern genauso positiv zur Kenntnis genommen wie die Bereitschaft aller Drei für weitere Gespräche mit den Unternehmen.

Marlies Dornieden (CDU):

Bisherige Tätigkeit: Kreisrätin im Landkreis Göttingen, Dezernat für Finanzen, Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Innere Dienste.
Ihr Ziel als Landrätin wäre, dass der Landkreis Göttingen zu einer Einheit zusammenwächst, in der sich alle Menschen gern zugehörig fühlen. Höchste Priorität ist für sie, den Landkreis Göttingen als Dienstleister und modernen, lebenswerten Landkreis weiter zu entwickeln, um auch nach der Pandemie in Stadt und Land gleichwertige Lebensverhältnisse und ein attraktives, bezahlbares Wohnumfeld zu bieten und als Region wirtschaftlich weiter zu wachsen.

Themen/Schwerpunkte:

  • Bildungs- und Betreuungsangebote bedarfsgerecht vorhalten

  • Demografischer Wandel und Ehrenamt aktiv gestalten, fördern und unterstützen

  • Infrastruktur (digital, touristisch, kulturell und mobil modernisieren und ausbauen

  • Wirtschaft, Handel und Handwerk unterstützen und mit der örtlichen Wissenschaft vernetzen

  • Klimaschutz und Energiewende umsetzen und vorantreiben


Marie Kollenrott (Bündnis 90/Die GRÜNEN):

Bisherige Tätigkeit: Stellvertretende Geschäftsführerin und politische Leitung des Landesverbandes Erneuerbare Energien Niedersachsen Bremen (LEE).
Ihr Ziel als Landrätin wäre eine Politik zu machen, die nahe an den Menschen ist. Der soziale Bereich und der notwendige Klimaschutz dürfen nicht gegeneinander ausgespielt, sondern sollen miteinander verbunden werden. Die sogenannte Green Economy müsse noch mehr angenommen werden. Die Klimakrise, aber auch die soziale Spaltung sind Aufgaben, die groß sind. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises können sie aber bewältigt werden.

Themen/Schwerpunkte:

  • Klima- und Energiepolitik. Einerseits sollen Klimaschutzmaßnahmen, wie der Ausbau erneuerbarer Energien, vorangetrieben und Nachhaltigkeitskonzepte etabliert, aber auch Klimawandelfolgenanpassung eingeleitet werden.

  • Offene Gesellschaft. Hierbei geht es unter anderem um Themen wie Geflüchtetenpolitik, Gleichberechtigung zwischen Geschlechtern, Demokratiearbeit, Inklusion sowie um die Bekämpfung von Armut.

  • Vernetzte Region Göttingen. Hier stehen die stärkere Vernetzung des ländlichen und städtischen Raums sowie das weitere Zusammenwachsen der Altkreise Göttingen und Osterode im Focus.

Marcel Riethig (SPD):

Bisherige Tätigkeit: Kreisrat im Landkreis Göttingen, Dezernat für Jugend, Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur.
Aus seiner Sicht leben im Landkreis Göttingen so viele Menschen, die gestalten und mit ihrem Engagement Mut machen. Die Göttinger Region ist liebenswert und hat viele Vorzüge. Im Falle seiner Wahl zum Landrat sollen sie noch stärker in die Öffentlichkeit getragen werden. Mut machen, anpacken und gemeinsam die Region weiter nach vorne bringen als Credo, verbunden mit dem Ziel, mitzugestalten. Konflikte, wie beispielsweise um die Windenergie, müssen moderiert werden.

Themen/Schwerpunkte:

  • Tempo beim Klimaschutz. Ausbau erneuerbarer Energien fördern und einen Klimasparbrief auflegen, mit dem die Finanzierung für klimagerechte Gebäudesanierungen im Landkreis sichergestellt werden kann.

  • Alle Kinder sollen beste Chancen haben. Familienzentren weiter ausbauen, Talente von Kindern fördern.

  • Junge Menschen sollen passende Berufe finden. Stärkere Wertschätzung für Ausbildungsberufe/Handwerk.

  • Landkreis Göttingen soll zum Bleiben einladen. Vereine stärken, Bedingungen für eine lebendige Gründer- und Kreativszene schaffen.

  • Vorzüge des Alters - auch im Dorf - genießen. Möchte Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass man im Landkreis Göttingen gut altern kann.


Stimmen aus der Wirtschaft:

Maik Schenkhut (Autohaus Wentorf & Schenkhut):

Der Abend hat gezeigt, wie wichtig ein ehrlicher Austausch zwischen Wirtschaft und Verwaltung ist. Wir müssen uns mehr bemühen, die Denkweise des jeweils anderen zu verstehen.

Dr. Sven Vogt (KKT Group):
Ich fand den Abend absolut zielführend, da wir so alle drei Hauptkandidaten persönlich kennengelernt haben. Zweitens ist für mich sehr deutlich die jeweilige Schwerpunktausrichtung herausgekommen, die es nun gilt bei Bedarf weiter zu hinterfragen. Hervorheben möchte ich aber auch den sehr fairen Umgang unter den Kandidaten, was ich für absolut wichtig sehe, da wir am Ende dies alles nur gemeinsam schaffen werden. Es ist sehr wichtig, dass die zukünftige Landrätin oder der Landrat an ihren Aussagen zu messen sein werden und die Erwartungen seit dieser Veranstaltung dadurch geschärft werden konnten.

Dr. Detlev Seidel (Piller Group):
Man konnte einen sehr guten Eindruck über die Persönlichkeit der Kandidaten, ihre Erfahrungen sowie auch erste mögliche Schwerpunkte in ihrer Arbeit, wenn sie denn Landrat/Landrätin werden, gewinnen. Alle Kandidaten haben durch einen sehr disziplinierten und fairen Umgang miteinander überzeugen können. Diesem ersten Kennenlernen sollten jetzt eigentlich Diskussionen in kleineren Runden zu speziellen Themen folgen, um noch besser die Positionen abklären zu können.

Sylvia Wulf für den Veranstalter MEKOM Regionalmanagement Osterode am Harz e.V.:
Wir haben drei Kandidaten erlebt, die sich im Rahmen unserer Veranstaltungsplattform MEKOM Business Lounge professionell präsentiert haben. An der ein oder anderen Stelle wäre ein eindeutigeres Statement für die Wirtschaft wünschenswert gewesen. Das Signal, auch zukünftig den Austausch mit den regionalen Unternehmen anzustreben, haben wir positiv registriert.

Gunnar Kothrade (Wirtschaftsförderung Region Göttingen):
Aus Sicht der WRG ist das richtig prima, dass die drei Kandidaten die Entwicklung von neuen Gewerbeflächen unterstützen und natürlich den Wirtschaftsstandort Osterode anerkennen und auch weiter unterstützen wollen.


Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Der MEKOM-Vorstand mit den Kandidaten*innen

v.l.: Marie Kollenrott, Marcel Riethig, Marlies Dornieden

Marlies Dornieden

Marie Kollenrott

Marcel Riethig

Maik Schenkhut

Lars Obermann (rechts) begrüßt die Anwesenden










 

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