Regionales / Stadt Osterode / Osterode

28.06.2021

Sechs Ortsräte haben fast eine Meinung zum RROP


Stadtplaner David Junker.

von Petra Bordfeld

Wie Stadtplaner David Junker die über 600 Seiten des Raumordnungsprogramm des Landkreises Göttingen auf 66 äußerst informative Schwerpunktseiten hat „schrumpfen“ lassen, stieß bei den Mitgliedern der Ortsräte Lerbach, Freiheit, Lasfelde, Schwiegershausen, Dorste und Förste einstimmig auf Anerkennung. Zudem stellte er diese Seiten auch in Form eines Vortrages vor, und ging dabei auf Gegebenheiten ein, welche jede einzelne Ortschaft besonders betreffen könnte. 

Dieses Konzept stieß bei allen auf offene Ohren. „Nur“ das RROP an sich löste Diskussionen und Überlegungen aus. Erster Stadtrat Thomas Christiansen ließ am Ende aber keine Frage unbeantwortet.

LERBACH  
Der Ortsrat Lerbach interessierte besonders das Schwerpunktthema „Investitionsvorhaben „Retreat Resort Naturcampingplatz“. Dort soll nämlich eine  geplante spirituelle Ruhepause oder ein Rückzug insbesondere für Stadtbewohner/innen von der gewohnten Umgebung entstehen.

Dazu gehört die Sanierung und Expansion des bestehenden Campingplatzes, die Neugliederung der Erlebnis-, Erholungs -und Wohnbereiche, die ergänzende Inanspruchnahme der nordöstlichen Freifläche, die Errichtung eines vielfältigen Ferienwohnangebotes mit div. Zeltvarianten, Tiny-Hauses, Baum- und Blockhäusern.

Kürzlich hat es hohen Besuch aus der Landespolitik auf dem Campingplatz gegeben, der brachte die Hoffnung mit sich, dass das Interesse am Campingplatz auch in hohen Kreisen vorliegt. „Denn Unterstützung auf allen Ebenen zu haben ist sicherlich nicht schlecht“, so die einstimmige Meinung.

Der Ortsrat stimmte der Argumentation von Thomas Christiansen zu, dass Naherholung und Tourismus die entscheidenden Schwerpunkte für Lerbach sind, die die Unterstützung seitens der Stadt und Landkreises erfahren müssen.

Ein weiters Thema war die Grenze des Landschaftsschutzgebietes, welche unmittelbar hinter den Häusern entlang führt  und keine Möglichkeiten einer privaten Nutzung möglich macht. Thomas Christansen teilte mit, dass dieses Problem für den gesamten Landkreis zutrifft und neu überdacht werden muss.
Er betonte allerdings auch, dass in der Sache ROP (Raumordnungsprogramm) in diesem Jahr noch keine großen Entscheidungen fallen dürften..

LASFELDE
Zum Thema Windenergie merkte Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Kohlstedt an, dass er bei seiner Fahrt zur Arbeit zahlreiche Freiflächen sieht, wo keine Nachbarschaftswohnbebauung angesagt sei. Es sei im Prinzip sehr traurig, dass der Uehrder Berg und der Westharz mit Windkrafträdern ausgestattet werden soll. „Wir sind von einigen Sachen doch ein wenig enttäuscht, die der Landkreis im RROP auf die Beine stellen will.“
Am meisten ärgere ihn aber, dass schon der Bund kein einheitliches Konzept in Sachen harte oder weiche Kriterien für die Ansiedlung von Windrädern vorlegen könne.  Allein der müsse erst einmal handeln und einheitliche Regeln auf den Weg bringen. Denn neben vielen anderen Punkten sei allein das Abstandswirrwarr, siehe Bayern, alles andere als okay.

In Sachen „Planung von Windkrafträdern im Bereich der Koppellage“, die gerade für Lasfelde durch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben sehr wichtig sei, versicherte Thomas Christiansen, dass man wisse, dieses Vorhaben zu verhindern. Denn diese Fläche werde zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung angelegt. Und man sei bereits auf einem guten Weg.

Hans-Jürgen Kohlstedt gab zum Thema „Gipsabbau“ zu bedenken, dass im Uehrder Berg Riesenlöcher entstehen müssten, wenn dort Gips abgebaut werden soll und wie verträgt sich der Gipsabbau auf dem Uehrder Berg mit der Windenergie? „Angst habe ich davor, wenn rekultivierte Gebiete in Katzenstein wieder zurückgenommen werden sollten“. Er sei strickt dagegen und werde dafür auch auf Straße gehen. „Wir fangen dann wieder von vorne an, und dass darf nicht sein“. Christiansen versicherte zu der Sorge: „Sollte es doch zum Gipsabbau kommen, werden die Transportwege nicht durch LaPeKa führen“.

FREIHEIT 
Freiheits Ortsbürgermeisterin Helga Steinemann betonte, dass es für alle Freiheiter Bürger sehr wichtig wäre, dass endlich der seit Jahren ersehnt Lebensmittelmarkt errichtet wird. Auf der anderen Seite sei man recht froh, dass man mit Windenergie und Gipsabbau nichts zu tun habe.

SCHWIEGERSHAUSEN
Hans-Jörg Kohlstruck (CDU-Fraktionsvorsitzender)  ergriff nach der Anhörung des RROP Berichtes das Wort und sprach im Namen seiner Ehrenamtskollegen*innen. „Betrachtet man die kartografische Darstellung des RROP-Entwurfs, so stellt sich Schwiegershausen als unscheinbarer grauer Fleck dar“. Auch wenn dies ohne Zweifel der überörtlichen Planungsebene des RROP geschuldet seit,  irritieren einzelne Heraushebungen.

So werde Förste die „Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten“ bezeichnet, und Wulften mit herausragender Bedeutung für die Nahversorgung einschließlich der Versorgung von Schwiegershausen dargestellt. Der Ortsrat werde das mit Sicherheit nicht befürworten, denn er vertrete schließlich die Interessen der Ortschaft und fördere deren positive Entwicklung innerhalb der Gemeinde. 

Un dem Punkt „Entwicklung der Siedlungsstruktur“ bestrafe die Heraushebung bestimmter Dörfer mit der Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten erneut die Orte, die vor Jahren ihre Grundschulen verloren haben und vom ÖPNV weitgehend abgeschnitten wurden.

Außerdem halte die CDU-Ortsratsfraktion weiter fest an ihrem Antrag „Erschließung eines neuen Baugebietes“, weil der  vereinbar mit den Grundsätzen des RROP sei. Auch verweise die CDU-Ortsratsfraktion auf die bestehende Nahversorgung in Schwiegershausen.

Auch werde die Beschränkung des Gipsabbaus gefordert. Dies müsse insbesondere für den Bereich des Dreiecks „Uehrde – Kernstadt – Schwiegershausen“ gelten. Zu verweisen sei auf den besonderen Wert dieses Bereichs als „Nationales Naturerbe“.

Leider fände in den Planungen und Maßnahmen für den Hochwasserschutz Schwiegershausen keine Erwähnung. Die latente Gefahr aus den Kerbtallagen um Schwiegershausen, die zurückliegenden Hochwässer scheinen vergessen zu sein. „Die CDU-Ortsratsfraktion fordert Planungen ein“!

Weiter werde die Nutzung von Windenergie grundsätzlich als unabdingbar, insoweit positiv, bewertet. Ergänzend zu den Bestandsanlagen auf dem „Hattorfer Berg“, die nicht unerhebliche
Umweltwirkungen auf das Dorf hätten, seien nunmehr drei Vorrangflächen unmittelbar „hinter der Gemeindegrenze“ auf Wulftener Gemeindegebiet ausgewiesen. „Diese sind wenige 100 Meter von der Wohnbebauung Schwiegershausens entfernt und werden so für weitere Immissionen und eine Belastungsbündelung sorgen“. Genau aus dem Grund lehne man die Ausweisung dieser Flächen ab.  „Die Schwiegershäuser Bevölkerung hat ihr „Soll“ hinsichtlich der Akzeptanz von Windenergie erfüllt“. 
Unter den Zielen und Grundsätzen zur Entwicklung der technischen Infrastruktur vermisse man alledings Aussagen und Planungen zu den „Datenautobahnen“ – den Ausbau beziehungsweise die Erschließung mit Glasfasernetzen (FTTH).

FÖRSTE 
Der Ortsrat Förste sah den Entwurf des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP)  als positiv an. Der Grund dafür ist, dass Förste als Schwerpunkt für die Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten vorgesehen wird.

Die Auswahlkriterien für einen solchen Standort sind das Vorhandensein von Kindergarten und Schule sowie eine gute Grundversorgung. Ein weiteres wichtiges Argument stellt die ärztliche Versorgung vor Ort dar. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wird im RROP ebenfalls als ausreichend bewertet.

Thomas Christiansen ließ nicht unerwähnt, dass andere Ortschaften durchaus neidvoll nach Förste blicken. 

Der Ortsrat Förste wird sich also auch in Zukunft mit dem Thema Wohnbebauung beschäftigen, denn die Nachfrage für das Baugebiet „Kunstbucht“ ist enorm und wird den Bedarf an Wohnbauflächen nur kurzfristig decken.  

DORSTE 
Das Programm der Windenergie beschäftigte den Ortsrat Dorste sehr. Denn ein seit rund 30 Jahre ausgewiesene Fläche  „Am Hillenberg“ wurde nicht berücksichtigt, dagegen sind jetzt  Flächen am Roland am Moosberg im Gespräch. Dieser Entscheid vertrage sich in keiner Weise mit dem Artenschutz.
Thomas Christiansen legte offen, dass es durchaus die Möglichkeit des Widerspruchs gebe, wenn der Kreistag diese Standorte beschließen sollte.

In jedem Falle sei der Ortsrat sich einig darüber, dass es rund um die Wohnungs-Situation und die Bausubstanz in Dorste noch gut aussieht.

 

Anzeige