Panorama

26.06.2021

Sicher durch den Harz


von Corina Bialek

Am vergangenen Sonntag wurde zwischen 10.00 Uhr und 18.00 Uhr wieder das länderübergreifende Kradprojekte Sicher durch den Harz durchgeführt, zum einen um Kradfahrer auf die speziellen Eigenheiten der beliebten Harzer Kurvenstrecken hinzuweisen, aber auch um Krads und deren Fahrer*innen zu überprüfen. Wie wichtig dieses alljährlichen Kradprojekts ist, zeigen die zwölf Kradunfälle, die sich bereits in diesem Jahr im Bereich des Polizeikommissariats Osterode (PK OHA) ereignet haben.

"Hierbei wurden acht Fahrer leicht und vier schwer verletzt und der Harz ist hier als Schwerpunkt für Motorradunfälle zu benennen", so PHK Steffen Rohrmann, Leiter Einsatz- und Streifendienst (ESD) des PK OHA. Die B 498, von der Sösetalsperre bis hinter Riefensbeek-Kamschlacken hob sich dabei deutlich vom örtlichen Unfallgeschehen ab. Daher wurden neben der Kontrollstelle am Wasserwerk unter dem Sösestaudamm auch Geschwindigkeitsmessungen an den Bundesstraßen 498 und 241 sowie der Landesstraße 524 vorgenommen.

Die spezialisierte Kontrollgruppe – Krad, die aus Kollegen aus der gesamten Polizeidirektion Göttingen besteht, u.a. aus Hameln, Hildesheim. Nienburg und Osterode legte ihr Hauptaugenmerk bei der diesjährigen Zweirad-Kontrolle auf möglichen Bauartverändungen, auf das Erlöschen der Betriebserlaubnis sowie auf die Lärmemission. Denn der Sound der Krads, den die Fahrer*innen so schätzen, stößt bei anderen oft auf wenig Gegenliebe, vor allem wenn die eingetragenen Höchstwerte deutlich überschritten werden. 

Im oben genannten Zeitraum wurde am Kontrollpunkt 63 Kradfahrern/innen kontrolliert. Es wurden 21 Verwarnungen ausgesprochen, 1 Strafanzeige wegen Fahren ohne Fahrerlaubnis, 1 Verkehrsordnungswidrigkeitenanzeige und 3 Mängelmeldungen wurden gefertigt. Dreimal erlosch die Betriebserlaubnis und einmal wurde die Weiterfahrt untersagt, war der Polizeimeldung zu entnehmen.

Nichtsdestotrotz wurde die Aktion Sicher durch den Harz von den Kradfahrer durchaus positiv aufgenommen, wohl auch weil die Kollegen den Kontrollgruppe-Krad eben oft auch selber gerne auf zwei Rädern unterwegs sind und auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen und auch hilfreiche Hinweisen geben können.

Aufgrund der hohen Unfallzahlen an nur zwei Wochenenden mit 5 tödliche Unfällen (3 Krad-, und 2 Autofahrer)  war auch Verkehrssicherheitsberater PHK Jörg Arnecke von der PI Göttingen für Pressegespräche anwesend.

„Solche schweren Unfälle haben unterschiedliche Ursachen, dazu gehören die oft unterschätzte Geschwindigkeit der Krads, fehlender Sicherheitsabstand, Ablenkung und wenn es zum Unfall kommt haben Krads nunmal keine Knautschzone“ so Arnecke. Auch werde der Anhalteweg oft unterschätzt, der sich bei zunehmender Geschwindigkeit deutlich verlängert. Daher gelte immer noch die altbekannte Regel „Fahr nie schneller als dein Schutzengel fliegen kann“.

Ebenalls immer ein Thema ist die richtige Schutzkleidung, gerne in auffälligen Farben. Lebensbejahendes Schwarz mag stylisch aussehen ist aber eher kontraproduktiv, weil die Silhouette des Krads für andere Verkehrsteilnehmern so schwer sichtbar ist. Wenn schon Schwarz, dann sollte zumindest beim Helm auf Signalfarben gesetzt werden, denn der ist oft das erste was andere wahrnehmen.

Ausserdem - um die Kurve denken -, man weiß nie was da lauert, sowie defensiv fahren und mit den Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechnen. 
Übrigens so Arnecke: „ Diese Zahl auf den runden Schildern mit dem roten Rand am Straßenrand gibt nicht das Alter des Straßenwärters wieder, der es aufgestellt hat, sondern die auf der Strecke vorgeschrieben Höchstgeschwindigkeit.

Ein weiterer Risikopunkt sei immer das Einfahren in den fließenden Verkehr, vor allem aus Seitenstraßen und Feldwegen, gerade wenn das Gras an den Straßenrändern hoch steht. Hier ist erhöhte Vorsicht geboten. Wer nach der Devise - Gestern um die Zeit kam auch keiner – unterwegs ist, testet die Fähigkeiten seines Schutzengels ggf. über Gebühr aus. Und natürlich schränken Drogen wie Alkohol etc. die Reaktionsfähigkeit ein, das gilt auch für diverse Medikamente, also auch mal den Beipackzettel lesen. 

Die Statistik zeigt, dass oft die Personengruppen um die 20 Jahre und die Wiedereinsteiger ab 45 Jahren in Unfälle verwickelt werden, die meistens an den Wochenenden Freitag bis Sonntag zwischen 14 -16 Uhr geschehen. 

Ganz abgesehen vom Verlust einer geliebten Person, was für alle Angehörigen und Freunde ein traumatisches Ereignis ist, lagen die Kosten der Motorradunfälle in 2020 bei 8,7 Mio Euro, dabei ist die Rekonvaleszenz von Verletzten mit inbegriffen. Das sind nur nackte Zahlen, das Leid dahinter ist nicht zu beziffern.

Daher appellieren Jörg Arnecke und Steffen Rohrmann auch im Namen ihrer Kollegen: „Fahren Sie umsichtig, nicht nur im Harz. Ihre Verkehrssicherheit liegt uns am Herzen!"


v.L.: Verkehrssicherheitsberater PHK Jörg Arnecke PI Göttingen und PHK Steffen Rohrmann, Leiter Einsatz- und Streifendienst (ESD) PK Osterode



Da muss man auch mal auf die Knie um alles zu überprüfen

Standgeräuschmessung

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:







Größere Gruppen waren an diesem Tag wenige unterwegs


Prüfung ob, bauliche Veänderungen eingetragen und auch rechtens sind.



Wenn schon dunkle Motorradkombi, dann wenigsten ein farbenfroher Helm, zwecks Sichtbarkeit

Vorsicht beim Einfädeln in den Verkehr


Bisschen fachsimpeln gehört auch dazu


Colorful is beautiful... und kaum zu übersehen.

Nur noch zu toppen, wenn man Krümelmonster als Mitfahrer hat...




 

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