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11.06.2021

„Corona-Effekte“ bescheren Herzbergs Polizei ein arbeitsreiches Jahr 


Bei der Übergabe des Sicherheitsberichts von links nach rechts Raimund Päckers, Heiko Fette, Lutz Peters und Frank Grube

Stadtverwaltung und Polizei haben sich zur Sicherheitslage ausgetauscht 

...PK Osterode am Harz

Die Veröffentlichung des fünften Sicherheitsberichts der Polizeidirektion Göttingen nutzten der Leiter des Polizeikommissariats Osterode, Heiko Fette, und der Bürgermeister der Stadt Herzberg, Lutz Peters, für einen wahrscheinlich letzten gemeinsamen Austausch zur Sicherheitslage in und um Herzberg. Unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln erörterten sie im Sitzungssaal des Rathauses gemeinsam mit dem zuständigen Fachbereichsleiter der Stadt Herzberg, Raimund Päckers, und dem Leiter der Polizeistation Herzberg, Frank Grube, die Inhalte des Sicherheitsberichts 2020.

„Zwischen Stadtverwaltung und Polizeistation besteht im Alltag ein ausgezeichneter Kontakt. Daran wird auch die Bürgermeisterwahl im September nichts ändern.“, versicherten sich die Gesprächspartner mit Blick auf den bevorstehenden Wechsel an der Verwaltungsspitze. 

Anschließend stellten die beiden Vertreter der Polizei die Kriminalitätsentwicklung der Stadt Herzberg dar. Entgegen allen Trends hat die Herzberger Polizei im letzten Jahr fast 250 Straftaten mehr als in 2019 bearbeitet. Das ist eine Zunahme von über 40 Prozent. „Wenn man bedenkt, dass im vergangenen Jahr die Anzahl der Straftaten landesweit rückläufig war, ist dieser enorme Zuwachs eine Entwicklung, die näher betrachtet und erläutert werden muss.“, so Osterodes Polizeichef Heiko Fette einleitend. Eine Ursache liegt darin, dass in 2019 ein ungewöhnlich starker Fallzahlenrückgang um rund 15 % zu verzeichnen war. Zum anderen haben sich in Herzberg die prognostizierten „Corona-Effekte“ offensichtlich auf ganzer Linie niedergeschlagen. Hier sind vor allem die Betrugsdelikte zu nennen. Diese haben sich mit einem Zuwachs von rund 100 Taten fast verdoppelt. Die meisten dieser Straftaten geschehen beim Online-Handel und allgemein beim Umgang mit Computern und elektronischen Medien. 

Wenn es um Betrugsdelikte geht, sind jedoch auch die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen zu nennen. Obwohl der bei Weitem größte Anteil dieser Taten im Versuchsstadium stecken bleibt, gelingt es professionellen Tätergruppen leider doch immer wieder durch geschickte Gesprächsführung am Telefon, Senioren zur Überweisung oder Aushändigung von fünf- und sechsstelligen Geldbeträgen zu bewegen. Oftmals geben sich die Täter als nahe Verwandte oder Polizeibeamte aus. In einem Fall in Herzberg ist dadurch ein Vermögensschaden von 18.000 Euro eingetreten. „Hier liegt ein Schwerpunkt unserer Präventionsarbeit, die potenzielle Opfer und Geldinstitute gleichermaßen einbezieht.“, so der Kommissariatsleiter. 

Vor allem den pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen zuzuschreiben ist die Zunahme von Gewalt im häuslichen Bereich und hier insbesondere der Gewalt in Partnerschaften. „Hier kommt es darauf an, dass sich Opfer bereits bei ersten Aggressionen des Partners möglichst schnell bei der Polizei melden, damit die Gewaltspirale frühzeitig beendet werden kann.“, appelliert der Leiter der Polizeistation Herzberg, Frank Grube. 

Und schließlich hat noch ein allgemein festzustellender Trend auch in Herzberg zu steigenden Fallzahlen geführt: der zunehmende Drogenmissbrauch. Die Rauschgiftkriminalität hat sich im letzten Jahr von 32 auf 64 Fälle exakt verdoppelt. Verantwortlich für die Zunahme waren ausschließlich der Handel mit und der Konsum von Cannabis-Produkten. „Dass diese Droge für das Scheitern vieler beruflicher und privater Existenzen verantwortlich ist, wird schlichtweg ignoriert.“, gibt der Stationsleiter zu bedenken. 

Trotz in vielen Bereichen gestiegenen Fallzahlen konnte Frank Grube auch von einer erfreulichen Entwicklung berichten. Mit über 71 Prozent Aufklärungsquote haben die Beamtinnen und Beamten der Polizeistation Herzberg einen überdurchschnittlichen Aufklärungserfolg verbuchen können. Zu annähernd drei von vier Straftaten konnten Tatverdächtige ermittelt werden.

Auch das Unfallgeschehen hat sich in Herzberg entgegen allen Trends entwickelt. Hier waren jedoch im Gegensatz zur Kriminalitätsentwicklung keine „Corona-Effekte“ festzustellen. Während pandemiebedingt die Unfallzahlen kreisweit um 20 Prozent zurückgegangen sind, war 2020 in Herzberg sogar eine leichte Zunahme zu verzeichnen. Noch deutlicher zeigt sich dieser Trend bei den Unfällen mit schweren Personenschäden. Im Landkreis Göttingen sind diese Unfälle um ein Drittel zurückgegangen. In Herzberg haben die Unfälle mit schwerverletzten Personen von 9 auf 11 und damit um 20 Prozent zugenommen. „Diese Entwicklung zeigt, dass Herzbergs überregionale Bedeutung als Knotenpunkt trotz aller Einschränkungen weiter zunimmt. Daran werden wir unsere Verkehrssicherheitsarbeit ausrichten müssen“, zieht Osterodes Polizeichef Heiko Fette als Fazit. 

Am Ende bedankte sich Bürgermeister Lutz Peters für die Vorstellung des Sicherheitsberichtes: „Wir haben uns wieder zu vielen wichtigen Themen ausgetauscht. Die gemeinsame Bewertung sicherheitsrelevanter Entwicklungen bildet die Grundlage für unsere gute Zusammenarbeit.“ 

 

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