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26.05.2021

Bei MENetatis gehören Menschen mit Beeinträchtigung fest zum Team


...HWW

In Zusammenarbeit mit der Harz-Weser-Werke gGmbH (HWW) bietet das Seniorenzentrum MENetatis Menschen mit Beeinträchtigung die Möglichkeit u.a. durch ausgelagerte Arbeitsplätze Fuß auf dem ersten Arbeitsmarkt zu fassen.
Bei MENetatis, mit ihrem Hauptsitz in Köln, bildet die stationäre Altenpflege das Kerngeschäft. Die mittelständische familiengeführte Unternehmensgruppe stellt sich bewusst als Alternative zu großen, konzerngesteuerten Betreibergesellschaften auf. So ermöglicht die konzentrierte Standortanzahl einen hohen Standard im Betreuungsangebot – nicht zuletzt durch einen familiären Kontakt auf allen Ebenen.

Eine der Einrichtungen, das moderne Seniorenzentrum in Dassel, bietet auf 3 Geschossen insgesamt 65 stationäre Pflegeappartements und 11 betreute Wohneinheiten. Hier arbeiten 64 Menschen, drei davon sind Menschen mit Beeinträchtigungen, die vormals in der Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung (WfbM) der Harz-Weser-Werke gGmbH (HWW) in Dassel beschäftigt waren.

Die Zusammenarbeit zwischen MENetatis und der HWW fußt auf einem guten Verhältnis seit fast zwei Jahren. Anstoß hierzu gab der Qualifizierungs- und Vermittlungsdienst (QVD) der WfbM Dassel. Auf der Suche nach einem passenden Arbeitsplatz für eine Beschäftigte kam man ins Gespräch.

So konnten im Laufe der Zeit bereits insgesamt drei Menschen mit Beeinträchtigungen ihre Arbeit von der WfbM Dassel auf einen ausgelagerten Arbeitsplatz bei MENetatis vermittelt werden. Aus einem dieser wurde bereits ein fester Arbeitsplatz, der über das Budget für Arbeit gefördert wird.

Das Budget für Arbeit ist eine Eingliederungshilfe des überörtlichen Sozialhilfeträgers und soll für Menschen mit Beeinträchtigung, die ein Anrecht auf einen Platz in einer WfbM haben, die Teilnahme am ersten Arbeitsmarkt erleichtern. Über das Budget für Arbeit werden sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gefördert. Im Falle der HWW besteht bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses immer ein Rückkehrrecht des Menschen mit Beeinträchtigung in die WfbM.

Gastronomische, hauswirtschaftliche und haustechnische Serviceleistungen auf hohem Niveau sind u.a. ein selbstverständlicher Bestandteil des Seniorenzentrum-Konzepts. Und so fand auch Angela Schroeder ihren Platz bei MENetatis, nachdem sie Erfahrung als Beschäftigte in der WfbM Dassel sammeln konnte. Unter anderem schloss sie dort die interne Ausbildung zur Großküchenhelferin ab, startete eine Ausbildung als Beiköchin bei einem externen Unternehmen, die sie 2004 abschloss, fand dann den Weg in die Werkstatt zurück und wurde dort Beiköchin der hauseigenen Großküche. Hier war sie insgesamt 8 Jahre beschäftigt. Zur Neueröffnung bot sich das Seniorenzentrum MENetatis – nicht nur aufgrund der Nähe zu Frau Schroeders Wohnung – als möglicher neuer Arbeitgeber an. So kam es, dass Frau Schroeder ihre Karriere bei MENetatis zunächst in Form eines ausgelagerten Arbeitsplatzes in der Küche als Beiköchin startete. Durch ihre guten Leistungen, ihr freundliche Wesen und ihre empathische Art überzeugte sie, konnte in das Team integriert werden und ist nun fester Bestandteil. Frau Schroeder arbeitet jetzt seit mehr als einem Jahr über das Budget für Arbeit bei MENetatis. Sie ist dabei als feste Angestellte beschäftigt und MENetatis erhält für die Beschäftigung von Frau Schroeder eine finanzielle Förderung in Form eines Lohnkostenzuschusses.

Die Nachbetreuung übernimmt nach wie vor die HWW im Rahmen ihres QVD´s. Im Falle von Frau Schroeder ist dies Susanne Bloch, tätig für den QVD der WfbM Dassel.

Die Vermittlung von Menschen mit Beeinträchtigungen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ist ein wesentliches Ziel der Arbeit in den Werkstätten. Die Mitarbeiter des QVD´s begleiten und unterstützen seit 1997 nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen an ihrem Praktikums- oder Arbeitsplatz, sondern auch den Arbeitgeber.

Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland zum Ende 2019 rund 7,9 Millionen Menschen mit schweren Beeinträchtigungen (Stand 24. Juni 2020). Jeder Betrieb ist ab einer Mitarbeiterzahl von 20 dazu verpflichtet, auf mindestens 5 % der Stellen schwerbehinderte Menschen einzusetzen. Wenn diese Quote nicht erfüllt wird, muss eine Ausgleichsabgabe für jeden nicht erfüllten Arbeitsplatz bezahlt werden.

Dennoch sind Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem ersten Arbeitsmarkt nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Deutschen Diversity-Tag am 26. Mai 2020 mitteilte, war 2017 der Anteil der Berufstätigen und Arbeitssuchenden unter den Menschen mit Beeinträchtigung nicht einmal halb so hoch (30 %) wie unter den Menschen ohne Beeinträchtigung (65 %). (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/05/PD20_N026_23.html)

Frau Schroeders Kolleginnen und Kollegen schätzen sie und ihre Arbeit sehr. Sie ist immer hilfsbereit , meist gutgelaunt und sehr humorvoll. Ein besonderes Highlight ist ihre selbstgemachte Schüttelpizza. Zusammen mit ihrer Teamleiterin Frau Klädtke besucht sie sehr gerne den Weihnachtsmarkt und das Sommerfest der WfbM Dassel.

Zwei weitere Kollegen bei MENetatis, die vormals bei HWW beschäftigt waren, sind Julia Sauer und Christian Rombusch, die einen ausgelagerten Arbeitsplatz im Service und der Betreuung bei MENetatis innehaben.

Die Arbeit auf ausgelagerten Arbeitsplätzen bietet den Beschäftigten die Chance, unter den realen Bedingungen des ersten Arbeitsmarkts weitgehend selbstständig zu arbeiten, stellt beidseitig eine gute Chance zur Erprobung dar und schließt sich meist nach erfolgreichem Verlauf eines Praktikums an. Ein ausgelagerter Arbeitsplatz kann für mindestens 3 Monate und längstens 1 Jahr eingerichtet werden. Eine Verlängerung im Anschluss ist möglich. Beschäftigte auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz sind weiterhin bei HWW/der WfbM angegliedert.

Frau Sauer und Herr Rombusch haben ihren eigenen Verantwortungsbereich, in dem sie jeden Tag das Frühstück individuell und nach Wunsch für die Bewohner zubereiten und servieren, auf die Gründlichkeit in den Wohnküchen achten und Bewohner zum Mittagessen und Kaffeetrinken begleiten. Ihre freundliche Art schätzen die Bewohner sehr. Zwischendurch werden beide auch in den Betreuungsprozess mit einbezogen. Sie gehen mit den Senioren spazieren, haben immer ein offenes Ohr und begleiten Gruppenangebote sowie Gedächtnistrainings oder auch Kreativangebote. Es sind abwechslungsreiche Arbeitsplätze. Auch intensiverer Einzelkontakt entsteht, so bei Herrn Rombusch, der einen Bewohner mit Demenz regelmäßig zu Facharztterminen nach Göttingen begleitet.

Herr Rombusch schätzt an seinem Arbeitsplatz die Abwechslung, dass er anderen Menschen helfen kann und immer wieder etwas Neues dazulernt. „Ganz besonders mag ich die Gespräche mit den Bewohnern. Oft erzählen sie etwas von früher aus ihrem Leben.“, so Herr Rombusch über seine Arbeit.

Die eigens eingerichteten, zusätzlichen Arbeitsplätze in der Betreuung sind im Laufe der Praktika entstanden: Eine Angliederung sowohl an die Hauswirtschaft als auch an die Betreuung gab es vorher nicht. Selbstverständlich gab es auch immer mal wieder Hürden zu überwinden. So berichtet z.B. Roswitha Joppe (Leitung Sozialer Dienst bei MENetatis), dass es nicht immer einfach ist, während des laufenden Arbeitsalltages ein besonderes Augenmerk auf die beiden zusätzlichen Mitarbeiter zu haben: „Die zu übernehmenden Aufgaben müssen vorab geplant werden und dürfen nur nacheinander zur Abarbeitung an Julia und Christian gegeben werden, um eine mögliche Überforderung zu vermeiden. Auch müssen die erledigten Aufgaben hinterher kontrolliert werden.“ Frau Joppe und MENetatis-Einrichtungsleiter Björn Bettermann merken zudem an, dass die Mobilität der beiden ein großes Problem darstellt, da sie auf den ÖPNV angewiesen sind und dieser auf dem Land bekanntermaßen nicht gerade „üppig vertreten“ ist.

Nichts desto trotz möchten die Mitarbeiter von MENetatis die drei nicht missen. Darüber hinaus war es vielen Mitarbeiter von MENetatis aufgrund der Zusammenarbeit erstmals möglich, einen Blick „hinter die Kulissen“ einer WfbM zu werfen, indem sie z.B. eine individuelle Werkstattführung erhalten haben und regelmäßige Gespräche mit Frau Bloch führen.

Bei der Umsetzung eines Angebots für Menschen mit Beeinträchtigung unterstützen die HWW Unternehmen gerne. So bieten die HWW unterschiedliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Dabei stehen sie bei allen Fragen professionell und lösungsorientiert zur Seite und informieren auch gern über die umfangreichen Fördermöglichkeiten. Bei Bedarf besteht zeitlich befristet sogar die Möglichkeit einer arbeitspädagogischen Einarbeitung und Begleitung des Menschen mit Beeinträchtigung direkt im Betrieb. Hierzu stehen bei den HWW qualifizierte Jobcoaches gerne zur Seite. Für weitere Informationen lohnt sich ein Blick auf die Website der HWW unter oder nehmen Sie direkt persönlichen Kontakt auf.

 

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