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22.04.2021

Ortsumgehung Herzberg tut Elbingerode und Hörden weh


Karin Wode betrachtet noch immer die Unterlagen des letzten Jahrtausends mit großer Sorge

...von Petra Bordfeld

Das Thema „Ortsumgehung Herzberg“ hat  im Prinzip schon Geschichte geschrieben, die bereits Ende des letzten Jahrtausends die Gemüter der Politik und der Bürger erhitzte. Karin Wode, deren ehrenamtliche politische Laufbahn 1996 als Sprecherin der CDU/SPD-Gruppe Elbingerode begonnen hat, erinnert sich aber nicht „nur“ an die damaligen Überlegungen, sondern hört sich auch genau um, wann dieses Projekt, für das schon vor der Jahrtausendwende stolze 130 bis 140 Millionen DM einkalkuliert wurden, in realen Angriff genommen werden könnte.

Sie nahm schriftlichen Kontakt mit dem persönlichen Referenten von Staatsekretär Enak Ferlemann, mit Dr. Wolf-Rüdiger Biernert im Bundesverkehrsministerium auf. Der hat in Aussicht gestellt die Fragen, die folgendermaßen lauten,  schnellstmöglich mit Antworten zu bestücken:
Sie möchte wissen, wie wahrscheinlich eine Umsetzung der geplanten Ortsumgehung Herzberg mit welcher Trassenführung wäre. Außerdem fragte sie nach, ob überhaupt eine Änderung des Bundesverkehrswegeplans in 2021 vorgesehen ist.
Weiter interessiert sie, welche Auswirkungen eine Herausnahme der Trasse aus dem RROP (Regionales Raumordnungsprogramm) des Landkreises Göttingen durch den Kreistag für die   Bundesverkehrswegeplanung haben könnte.

Außerdem stellte sie die Frage, ob der zu erwartende Lückenschluss zwischen der A 7  und der  A 38 durch die Fertigstellung der B 243 an Nordhausen eine weitere Begründung für die Umsetzung und den Bau der Ortsumgehung sein könnte, welche ja eine Vorbehalt-Trasse ist

Abschließend interessierte sie brennend, ob Alternativen für den Schwerlastverkehr, der durch Herzberg rollt, in die Überlegungen mit eingebracht werden.

Die Frau, welche lange Jahre Elbingeröder Bürgermeisterin war, weiß, dass zwar „erst“ 1998 die Umgehungsstraße Herzberg ins damalige RROP aufgenommen wurde. Der Ball sei allerdings  bereits drei Jahre zuvor ins Rollen gekommen. Konkrete Planungen hätten sich 1997 angeschlossen.

 „Damals wie heute würde die Realisierung dieser Trasse einen erheblichen Einschnitt in unsere unmittelbare Umgebung sowie unwiederbringlich verlorene Landschaft für Mensch und Tier bedeuten“. Schon 1997 stand in einem Schreiben der Gemeinde Elbingerode an die Bezirksregierung Braunschweig geschrieben, dass die Wahrung der Herzberger Interessen nicht zu Lasten benachbarter kleinerer Gemeinden gehen dürfe. Besonders die vierte von insgesamt neun Varianten würde nämlich nicht „nur“ Hof nahe Äcker-, Wald- und Grünflächen der Gemeinde Elbingerode/Hörden, beanspruchen, sondern darüber hinaus zusammenhängende bewirtschaftete Flächen durchschneiden. Außerdem greife sie in das Wegenetz ein, sodass die Fahrwege länger oder auf andere Weise erschwert würden. 

Doch es habe in dem Jahr 1997 nicht bloß dieses Schreiben gegeben, sondern ebenso viele Besprechungen und Ratssitzungen mit übervollen Sälen. „Damals wie heute waren und sind sich Elbingerode und Hörden bei den Ratssitzungen  und fraktionsübergreifenden Treffen mit Verbänden und der gesamten Bevölkerung sehr einig“, so das heutige Mitglied des Kreistages Göttingen.

„Unsere Vorgehensweise war es, im Gemeinderat zusammen mit der Verwaltung der Samtgemeinde  Hattorf,  dem damaligen Gemeindedirektor Wilhelm Hausmann und der gesamten Politik konstruktive Gespräche mit der Stadt Herzberg zu führen und nach Lösungen zu suchen, die für beide Seiten verträglich sein könnten“.

Gerade den Rathaus-Termin des 30. September 1997 habe sie noch  immer vor Augen. Am ersten sei ihr in Erinnerung, dass der damalige stellvertretende Herzberger Bürgermeister und heutige Landrat Bernhard Reuter nach dem Treffen sich auf sein grünes Fahrrad schwang, um davon zu radeln, schmunzelte Karin Wode. Das Gespräch sei vom Klima her recht angenehm gewesen, allerdings hätte es in der Sache nichts gebracht. „Vielleicht hat mich gerade dieser Moment angetrieben und motiviert, mich auf Dauer für meine Heimat und unsere Region als Ganzes, für mein Dorf, meine Herkunft, für unsere ländliche Umgebung einzusetzen - egal auf welcher Ebene“.

Ebenso in Erinnerung ist ihr die Variante der Tunnellösung, die durchaus akzeptabel gewesen wäre, sie sei aber nicht weiter verfolgt, sondern immer totgeschwiegen worden. Es sei immer das Argument  „Das wird zu teuer“ zu hören gewesen. Doch konkrete Zahlen habe man nie zu sehen bekommen.

Letztlich hätten sich die Herzberger mit der Trasse 4 durchgesetzt und sie in das RROP 1998 als Vorranggebiet einfließen lassen. „Unsere Bedenken sind einfach nicht berücksichtigt worden“. Denn die beiden Gemeinden Hörden und Elbingerode hätten sich für die Variante 3/4 ausgesprochen, weil mit ihr die Interessen der betroffenen Kommunen am ehesten in Einklang zu bringen gewesen wären. Letztendlich hätte sie Herzberg gut entlastet und Pöhlde sowie die L 530 in Richtung Duderstadt am Besten angebunden. Sie hätte aber auch eine günstige großräumige Verbindungsqualität garantiert. Da Trasse 4 in den Bundesverkehrswegeplan festgeschrieben wurde, sei es im Prinzip “nur“ eine Frage der Zeit gewesen, wann der erste Spatenstich hätte folgen sollen.    

Allerdings hätte die Grenzöffnung 1989 zwischen beiden deutschen Staaten dafür gesorgt, dass Barbis durch die enorme Steigerung des Durchgangsverkehrs stets verstopft war. Der Ruf „Es muss was passieren“, wurde immer lauter. So wurde der Bau der B 243 (neu) in drei Teilabschnitte gebracht. Zunächst wurde die Ortsumgehung Barbis in Angriff genommen und 2016 mit der Freigabe abgeschlossen.  Der zweite Abschnitt mit der Ortsumgehung  Mackenrode wurde im Dezember 2020 fertig gestellt. „Aus meiner Sicht ist damit die Ortsumgehung Herzberg erst einmal in weite Ferne gerückt!“, so die Frau der ersten Trassenstunde.

Immer wieder sei das Thema im Zusammenhang mit den beiden vollendeten Abschnitten aufpoppt worden. Doch hätten die Einwände der Politik und der Einwohner nicht zu der Ortsumgehungstrasse geführt. Irgendwie sei das Thema immer im Verborgenen herumgedümpelt, getarnt vom Mäntelchen des Vergessens. Durch den RROP sei es wieder neu erwacht. Allerdings erscheint da die Trasse 4 lediglich nur noch als V o r b e  h a  l t. „Die Diskussion und die Information waren bei der Vorstellungrunde zum RROP  Ende 2020/ Anfang 2021 eher zurückhaltend, was die zeitnahe Umsetzung betrifft“. Karin Wode habe viel eher festgestellt, dass auch seitens der Stadt Herzberg bislang kein Dringlichkeitsbedarf kundgetan worden sei.

Durch den Antrag der SPD-Fraktion Hörden sei dieses alte Thema,  ohne vorherige Absprache innerhalb der Samtgemeinde Hattorf und auch ohne Rücksprache mit der Stadt Herzberg, plötzlich in die Öffentlichkeit geraten. Das sei zunächst legitim. Denn jeder habe das Recht, Stellungsnahmen zum laufenden Verfahren des RROP abzugeben, das gelte auch für jeden einzelnen Bürger. „Ich hatte mir vorab aber eine konstruktive Vorgehensweise mit allen Beteiligten gewünscht, und habe das auch so im Vorfeld kommuniziert“. 

Der Status als Vorbehalt zeige jedoch auf, dass ein intensiver Abstimmungsbedarf über die mögliche Trassenführung besteht und von den Planern des RROP nach Rücksprache auch so angedacht wäre. „Mein dringender Wunsch ist es, für alle Beteiligten verträgliche Lösungen zu finden! Denn ich sehe unsere Heimat insgesamt und als Einheit hier im Vorharzgebiet. Ich denke, dass es auch für Herzberg sehr schade wäre, wenn das Gebiet um das gerade restaurierte Schloss mit der einmaligen Landschaft zerklüftet wird und einer Betontrasse weichen muss“. 

Welcher Flächenverlust für konventionelle und ökologische Landwirtschaft würde durch die Trasse erfolgen? Noch intakte Buchenwälder mit der so eigenen Vegetation würden unwiederbringlich zerstört! Nicht vergessen werden dürfen die erheblichen Kosten aus dem Jahr 1997, aktuelle Zahlen seien bislang 
noch nicht vorgelegt worden. Und da sind die Brücken, die errichtet werden müssten.  Es dürften mit Sicherheit nicht nur zwei oder drei sein.

„Ich appelliere dringend an alle Beteiligten, sich vorurteilsfrei mit diesem Thema zu befassen und nach Lösungen zu suchen, die auch für Herzberg einen Mehrwert erzielen, ohne diesen starken Eingriff in die Natur vor Ort zu vollziehe“. 
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„Falls aus Sicht auch der Bundesverkehrswegeplanung zum jetzigen Zeitpunkt einen erhöhter Bedarf besteht, was ich zurzeit nicht erkennen kann, sind dringend Gespräche zu führen“.  Sie schlägt für diesen Fall vor, sich beispielsweise an einen „Runden Tisch“ zu treffen, in dessen Mittelpunkt das Thema  „Unsere Heimat und ihre gemeinsame, lebenswerte Umgebung für Mensch und Tier“  stehen sollte. Da müssten sich Vertreter aus Politik und Kirche, der Vereine und Verbände, der Landwirtschaft sowie des  Umwelt- und Naturschutzes zusammensetzen. „Es ist doch auch in unserem Interesse, die Stadt Herzberg zu beleben und die Entwicklung zu stärken. Ob da aber  eine Ortumgehung  der richtige und einzige Weg ist, erscheint mir fraglich. 

Zu bedenken gebe ihr die Tatsache, dass der Verkehrswegeplan lediglich als Vorbehalt im Bund gesehen werde. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass nicht alle Bürger dieser Stadt mit einer Umgehungsstraße  einverstanden wären, weil sie das Naturschutzgebiet rund um Hörden und Elbingerode auch weiterhin als Seelenerholungsgebiet nutzen möchten 
„Wir haben alle ein Interesse daran, dass Herzberg eine belebte Stadt wird! Lasst uns ins Gespräch kommen!“ so Karin Wode  abschließend.  


Diese Zeichnung mit den neun Trassenmöglichkeiten hat es schon vor dem Jahrtauendwende gegeben

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Vom Elbingeröder Ochenberg aus ist es möglich, einen blick auf den Nüllberg zu werden, wo vermutlich Trasse 4 langführen dürfe

 

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