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15.04.2021

Homeschooling-Praktikum der Realschule kam sehr gut an


Frederike Schwab (li.) und Madeleine Muth freuen sich, dass Marlon sich per Video dazu geschaltet hat

...von Petra Bordfeld

Die Corona-Pandemie, der Ideenreichtum von Madeleine Muth und Friederike Schwab, das große Interesse der 82 Neuntklässlerinnen und -klässler sowie zahlreicher Firmen aus Osterode und dem Kreis Göttingen sorgten bei der Realschule auf dem Röddenberg für eine außergewöhnliche und gut angekommene Premiere.

Die Rede ist von dem traditionellen Praktikum der Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen, welches bereits im zurückliegenden Jahr nach eine Woche beendet werden musste, und in diesem Jahr unmöglich schien. Das wollten die beiden Lehrerinnen aber nicht einfach so akzeptieren. Sie nahmen sich der Idee von Schulleiter Steffen Glaubitz an, die da lautet: „Lieber ein bisschen, als Garnichts“. Weil der Online-Unterricht schön längst kein neuer Hut mehr war, sondern im schulischen Mittelpunkt steht, müsste es doch möglich sein, auch über diesen Weg ein Praktikum zu organisieren und durchzuführen. Dass sie mit ihrem Vorhaben ausnahmslos auf offene Ohren stoßen sollten, damit hat keine von Beiden gerechnet.
„Der Praktikumszeitplan hat uns vor organisatorische Herausforderungen gestellt, denn wir wollten das Unterfangen innerhalb von vier Wochen auf die Beine stellen“, so die beiden Lehrerinnen.

Zuerst einmal galt es die Neuntklässlerinnen und -klässler zu fragen, was sie von einem derartigen Unterfangen hielten, dann mussten die Firmen angeschrieben werden. Dazu gehörte übrigens auch der vor 21 Jahren gegründete Verein MEKOM Regionalmangement Osterode am Harz. Dann kam die neue Praktikums-Version ins Rollen. „Wir wollten, dass die Schülerinnen und Schüler das Schuljahr mit einem Praktikum und trotz der Pandemie mit einem guten Gefühl hinsichtlich der Berufsorientierung beenden“, so Friederike Schwab und Madeleine Muth.

Zwar hätte es erste Berührungsängste gegeben, aber am Ende seien auf beiden Seiten alle Schranken überwunden und diese nicht alltägliche Chance genutzt worden. Gut sei auch gewesen, dass die Praktikantinnen und Praktikanten nicht erst zu den Firmen gebracht werden mussten, sondern dass diese zu den Schülerinnen und Schüler nach Hause gekommen sind.

Viele Firmen nutzten die Technik sogar dafür, sich und die bei ihnen zu erlernenden Berufe ausführlicher darzustellen, als in coronafreien Praktikumszeiten. Schließlich hätte man mittels Bildschirm schneller an den einzelnen Ausbildungstrukturen vorbeilaufen können, als es in der Realität möglich ist. „So bestand die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln, die darauf warten umgesetzt zu werden“.
Den jungen Menschen begegneten auch Berufe, die im Prinzip jeder kennt, ebenso, wie welche, deren Dasein man sich noch nie habe vorstellen können. Denn neben der Bankkauffrau und dem Bankkaufmann sowie dem Mechatroniker gab es da auch beispielsweise den Zerspanungsmechaniker, den Chemikant, den Medientechnologen oder den Straßenwärter. Eingangs habe niemand damit gerechnet, dass sich über das Internet eine interessant bunte Berufswelt öffnen könnte. 

Marlon, einer der 82 Schülerinnen und Schüler, die an dieser Premiere teilgenommen hatten, versicherte, dass er diese lehrreiche Aktion durchaus noch einmal machen würde. Da er an diesem Tag im Distanzlernen war, aber trotzdem gerne dem Gespräch beiwohnen wollte, schaltete er sich per Video in den Gedankenaustausch ein. Er ließ durchblicken, dass er in den vier Praktikumstagen nicht nur in einer Firma reingeschaut habe und dabei nie das Gefühl gehabt habe, allein gewesen zu sein. Denn Ausbilder und Azubis hätten ihn über Video an die Hand genommen und durch die Betriebe geführt. Diese ungewöhnlichen Begegnungen und Erfahrungen hielt er dann am fünften Tag schriftlich fest.
„Dieses Praktikum war eine sehr alternative Ausweichmöglichkeit und besser als Garnichts“. Mit dieser Einstellung sprach er im Prinzip für die Neuntklässlerinnen und -klässler und deren Lehrkräfte.

Madeleine Muth und Friederike Schwab betonten, dass sie sich freuen, ihre Idee gemeinsam in die Realität umgesetzt zu haben, auch wenn es viel Arbeit bedeutet hätte. Schließlich seien nicht „nur“ die Reaktionen der Firmen äußerst positiv gewesen, sondern auch die der Schülerinnen und Schüler. „Wir werden weiter mit den Firmen und dem MEKOM in Verbindung bleiben“. Übrigens hätten sich einige Unternehmen, die eine engere Zusammenarbeit mit der Realschule vorstellen können, angeboten, dass die Video-Praktikanten auch gerne mal ganz real vorbeischauen und Fragen stellen sollten. Sie seien in jedem Fall gern gesehen. „Wenn ihr Lust habt, dann kommt vorbei“. 

Alle Firmen hätten außerdem positiv zurückgemeldet: „Wir werden bei einem derartigen Praktikum wieder dabei sein“.  Ebenso erfreulich sei die Tatsache, dass einige sogar per Online-Praktikum den Beruf gefunden hätten, den sie nach dem Schulabschluss erlernen möchten. 

Letztendlich hätten es die Schülerinnen und Schüler toll gefunden, dass Firmen sich Zeit nahmen und Mühe gegeben haben, Ausbildungsberufe vorzustellen. Es sei zwar organisatorisch anstrengend, die Schülerinnen und Schüler aber happy gewesen, so ein Praktikum erfahren zu haben. „Die Firmen haben richtig gute Arbeit geleistet, die auch für den Unterricht genutzt werden kann“.

 

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