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23.03.2021

Produktionsschule der BBS II baut Tiny-Häuser


Dieter Schulze, Thomas Eva, Marcel Riethig, Bernd Wübbenhorst und Nico Coy (v. li.)

Kreisrat Riethig weiht Werkstatt der Produktionsschule ein

...LK Göttingen

Die eigene Zukunft in den Blick nehmen, Arbeitsprozesse mit Lernprozessen zu verknüpfen, das ermöglicht die Produktionsschuldidaktik. Mit diesem außergewöhnlichen Projekt der Förderung von schulpflichtigen Jugendlichen motivieren die Lehrkräfte ihre Schüler*innen zum aktiven, selbständigen Lernen. Die Produktionsschulklasse an der BBS II in Göttingen wird ab Mitte April Tiny-Häuser bauen.

Der Erfolg hat viele Väter. Da sind die Lehr*innen, die vor einem Jahr die Produktionsschule Altona besuchten um sich von der Wirksamkeit dieser Pädagogik zu überzeugen. Und da ist Kreisrat Marcel Riethig, der vor zwei Jahren den Schulleiter der BBS II Göttingen, Bernd Wübbenhorst, darauf ansprach, ob man Jugendliche nicht durch Projekte wie den Bau von Abenteuerspielplätzen so motivieren könne, dass sie zu mündigen Bürgern einer sozialorientierten Gesellschaft werden würden.

Das Land änderte 2020 die Gesetzgebung und die BBS II konnte eine Produktionsschulklasse einrichten. In diesem Zusammenhang wurde eine Kooperation zwischen dem Bildungsgang BBS II Holztechnik und Bosch Power Tools ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit steht der Bau eines Bauwagens nach individuellen Wünschen der Schüler*innen. Dazu stellt Bosch Power Tools Schutzausrüstung sowie gewerbliche Elektrowerkzeuge kostenfrei zur Verfügung, sodass ein einzigartiger Bauwagen – ganz im Sinne der jungen Handwerker – entstehen kann.

Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen die anfallenden Kosten für den Innenausbau des Bauwagens für die Produktionsschulklasse. Ein Trainer von Bosch wird die Schüler dabei fachlich begleiten und beraten. Ziel von Bosch Power Tools ist es, durch das gemeinsame Bauprojekt die Bedürfnisse junger Handwerker besser kennenzulernen und zu verstehen – und ihnen, daraus abgeleitet, maßgeschneiderte Produkte anbieten zu können. Der Bauwagen soll an den Bosch Power Tools, Hauptsitz in Leinfelden, überführt werden und als Inspirationsquelle für Produktentwicklung sowie Kommunikationszone dienen.

Das Bauprojekt soll Mitte April starten und voraussichtlich im September abgeschlossen werden. Der Förderverein der BBS II Göttingen unterstützt die Schüler*innen mit Frühstück und Mittagessen und zahlt an die Schülerinnen, die in ihrer Freizeit weiter an dem mobilen Haus arbeiten, einen Praktikumslohn.Die Firma König Spezialprofile spendet ein Stromaggregat. Es soll zukünftig den Aufbau vor Ort erleichtern.

Kreisrat Marcel Riethig ist zufrieden: „Soziales Engagement trägt gerade dann Früchte, wenn es die Adressaten aktiv mit einbindet. Eine Investition in Bildung, die sich rechnet. Jede/r Jugendliche, die/den wir vor einer Maßnahmenkarriere bewahren können, spart uns später enorme Leistungszuwendungen.“

Und die Schüler*innen? Sie freuen sich auf das Projekt. Auf das Arbeiten und das Lernen. Und auf das projektbegleitende Praktikum, das ihnen ein Taschengeld sichert.

 

Hintergrund:

Was macht die Produktionsschuldidaktik so besonders?

Jugendliche begreifen die Sinnhaftigkeit der Arbeit. Sie lernen praktisch und theoretisch am Arbeitsprozess. Der Theorieunterricht holt sich die Inhalte aus dem Praxisunterricht ab. Die Schüler*innen machen interessierten Kunden ein Angebot, führen Gespräche mit den Kunden, nehmen den Auftrag entgegen, führen diesen aus und wickeln die Rechnungslegung ab. Das abschließende Kundengespräch dient der Qualitätsverbesserung. Der Erfolg dieser Pädagogik ist also der Ganzheitlichkeit geschuldet: die Jugendlichen lernen im geschützten Raum die wirtschaftliche Realität kennen, schreiben Briefe, zeichnen, berechnen, planen und präsentieren – der Lehrkraft und der Kundschaft. 

 

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