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17.02.2021

„Es grünt so grün“ mit der Singakademie Harz


Die Auftritte der Singakademie Harz sind beliebt und ziehen immer ein großes Publikum an

Chorwoche mit Aufführung des Musicals „My Fair Lady“ ist für August geplant/Durchführbarkeit steht in den Sternen

von Herma Niemann

„My Fair Lady“ mit den wunderbaren Titeln wie „Es grünt so grün“ oder „In der Straße, mein Schatz, wo Du lebst“ ist vielleicht der Inbegriff des klassischen Musicals. Auf unterhaltsame Art beschäftigt es sich mit der Frage, was den Menschen ausmacht. Ist es die Herkunft oder die Sprache? Dieses wunderbare und weltbekannte Werk mit der Musik von Frederick Loewe sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr auf dem Programm der Singakademie Harz gestanden haben, wie auch das zehnjährige Jubiläum.

Doch die Corona-Krise hat einen Strich durch die Rechnung gemacht, zudem seien die notwendigen Präsenz- Proben unmöglich, wie der erste Vorsitzende Thorsten Kleint in einem Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. Geplant war, das Musical in der konzertanten Fassung in Deutsch nicht nur in Bad Lauterberg und Wernigerode, sondern auch als Open-Air-Event in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Burg Warberg aufzuführen. Fünf Solisten vom Staatstheater Mannheim sowie den bekannten Bariton Prof. Timothy Sharp (als Prof. Higgins), eine Schauspielerin als Sprecherin und das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode hatte die Singakademie dafür bereits gewinnen können. Leider konnten vom vergangenen Jahr bis jetzt keinerlei Proben mit dem Chor oder Aufführungen der Singakademie stattfinden. „Das Problem ist, dass die Konzerte der Singakademie als Großveranstaltung eingestuft werden“, so Kleint.

Eine Alternative unter Corona-Bedingungen wäre nur ein Doppelquartett auf der Bühne und eine minimale Besetzung des Orchesters und ein stark reduziertes Publikum gewesen. Das sei zum einen nicht zu finanzieren und auch nicht wirklich durchführbar. „Zum anderen lebt der Künstler vom Applaus“, betont der Vorsitzende. Für die Singakademie in diesem Jahr in der letzten Ferienwoche im August stünde man zwar in den Startlöchern, so der Vorsitzende, die Frage sei aber, ob es in diesem Jahr überhaupt wieder Proben und Aufführungen geben könne. Das Kurhaus Bad Sachsa sei vorsichtshalber reserviert. Sorgen bereite jedoch auch die Finanzierung. Man sei nicht nur auf ein zahlendes Publikum sondern auch auf Sponsoren angewiesen. Wie in den Vorjahren hofft man auf die Unterstützung der Sparkasse Osterode am Harz zusammen mit der Nds.- Spk.- Stiftung. Doch nach dieser Lockdown-Schließungswelle hätten Unternehmen bestimmt andere Sorgen, als die Singakademie zu unterstützen. Hinter eventuellen Öffentliche Fördergelder für die Kultur steht ebenfalls ein Fragezeichen.

„Konzerne wie TUI oder Lufthansa rettet man mit Milliarden, damit kann man Wahlen gewinnen“, so Kleint „aber nicht mit Opern, Oratorien oder Operetten“. Kleint schätzt, dass zwischen 30 und 40 Prozent der selbstständigen Musiker nach Corona nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten können. „Das sind traurige Aussichten in einem Land wie Deutschland mit großen Komponisten wie Bach, Händel, Beethoven oder Dichtern wie Goethe, Schiller, Lessing „. Zudem sei es ziemlich traurig, dass man es nach zehn Monaten unter den Auswirkungen von Corona nicht geschafft habe, Lüftungssysteme in Schulen oder anderen wichtigen Räumlichkeiten wie zum Beispiel der Stadthalle Osterode als Tagungs- und Aufführungsstätte einzubauen. Da könnte man sich ein Beispiel an der Stadt Wernigerode nehmen mit dem Umbauprojekt der Liebfrauenkirche zum „Konzerthaus Liebfrauen“ und dem Einbau einer Ionisierungsanlage.

Die Singakademie Harz wurde im Oktober 2010 gegründet und führt seitdem projektbezogene Chor-Wochen durch. Am Ende der Proben werden zwei Konzerte veranstaltet. Es werden Werke der Chorsinfonik beziehungsweise Oratorien aufgeführt. Ein Besonderes Anliegen ist die Förderung von Jugendlichen. Jedes Jahr in ersten oder letzten Woche der Sommerferien treffen sich bei der Singakademie gesangsfreudige Teilnehmer, wie Schüler, Studenten oder Musiklehrer. Zwischen 50 und 80 Teilnehmer seien jedes Jahr dabei, so Kleint. Zum aktuellen Vorstand gehören neben dem ersten Vorsitzenden Thorsten Kleint die zweite Vorsitzende Stefanie Eilhardt, die Kassenwartin Gudrun Nebel und die Schriftführerin Anna Marjana Hosten. Als Künstlerischer Leiter wurde in der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr José V. López de Vergara aus Bad Sachsa wiedergewählt, der nach wie vor vom Korrepetitor Lothar R. Mayer aus Bamberg unterstützt wird.

„Was bleibt?“, fragt Kleint „Wahrscheinlich nur geduldiges Warten verbunden mit der Hoffnung, dass Impfungen und Medikamente zur Überwindung der Pandemie führen und dann die Musiker und das Publikum nach Konzerten lechzen“.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Der erste Vorsitzende Thorsten Kleint berichtet über die Probleme und Unwägbarkeiten der Singakademie Harz unter der Corona-Krise

 

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