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04.02.2021

Spielend lernen in der I-Gruppe: Frühkindliche Teilhabe von Anfang an


Kümmern sich um die Kinder der Sonnengruppe: Karolina Batzel und Regina Heidelberg (von links). Nicht im Bild Heilerziehungspflegerin Jessica Rodewoldt

Die Integrationsgruppe im DRK-Kindergarten „Rappelkiste“ in Gittelde besteht seit fünf Jahren.

von Herma Niemann

Kinder sind neugierig. Kinder stellen viele Fragen. Kinder wollen alles genau wissen. Im Kleinkindalter lernen sie noch gerne, und damit das so bleibt, werden sie im Kindergarten gezielt gefördert. Im Kindergarten werden auch Werte vermittelt, wie Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, aber auch das soziale Verhalten oder Rücksicht zu nehmen auf Schwächere.

Deshalb ist es ebenso wichtig, Kinder mit erhöhtem Förderbedarf mitzunehmen und zusammen mit anderen Kindern spielend lernen zu lassen. Im DRK-Kindergarten „Rappelkiste“ in Gittelde gibt es bereits seit fünf Jahren eine Integrationsgruppe (I-Gruppe). Das heißt, dass dort Kinder mit körperlich, seelischen oder geistigen Beeinträchtigungen gemeinsam mit anderen Kindern lernen, toben, basteln und spielen können.

Vor der Errichtung der I-Gruppe war dort schon eine Einzelintegration von Kindern möglich. Unterschiede zwischen den Kindern werden in der „Rappelkiste“ als Chance für gemeinsames Spielen und Lernen gesehen, die Gruppe ist der zentrale Punkt. „Die Kinder gehen ganz normal miteinander um, sie haben Spaß und sie haben auch Freunde untereinander gefunden“, so die Leiterin des Kindergartens, Petra de Vries, in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

Heutzutage würde bei immer mehr Kindern ein erhöhter Förderbedarf festgestellt. Das könne unterschiedliche Gründe haben, aber auch die allgemein zunehmende mediale Entwicklung spiele dabei wohl eine große Rolle, so de Vries. „Das ist eine allgemeine Entwicklung in jedem Elternhaus, das gehört heute einfach dazu“. Der Förderbedarf bestünde vor allem bei der Sprache, aber oft auch im feinmotorischen Bereich.

Die Integrationsgruppe ist die Sonnengruppe mit insgesamt 18 Kindern, darunter drei I-Plätze. Ein Platz ist noch frei. Momentan findet aufgrund der Corona-Krise nur eine Notbetreuung statt. Jedes Kind mit erhöhtem Förderbedarf bekommt eine individuelle Förderung, einzeln oder in Kleingruppen, die sich an einem Förderplan orientiert. „Es ist wichtig, jedes Kind individuell, mit seinen Stärken und Schwächen, anzunehmen“, so de Vries.

Durch eine spielerische Auseinandersetzung mit der Umwelt werden zudem alle Kinder angeregt, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten in den verschiedenen Entwicklungs- und Lernbereichen weiter zu entwickeln. Für diese Zwecke gibt es einen eigenen Therapieraum und auch die Bewegungshalle im Eingangsbereich wird genutzt. Die Feinmotorik wird unter anderem durch das Ertasten von Bohnen und Fühlkissen oder an kleinen Tischen mit unterschiedlichen Materialien direkt im Gruppenraum geschult. Wichtiges Utensil zur Förderung der Selbstwahrnehmung ist auch ein großer Spiegel. Die Kinder können sich dabei selber beobachten beim Schneiden von Grimassen oder beim Tanzen.

Aber auch die Erlangung von lebenspraktischen Kompetenzen gehört zum Konzept dazu. Dafür wird mit den Kindern täglich spielerisch trainiert, unter anderem in den Waschräumen, in der Spielküche, beim an- und ausziehen in der Garderobe oder beim Toilettentraining. Die Sprache und das Sprechen trainiert das Fachpersonal mit Reimen, Fingerspielen, Liedern, Geschichten und durch gebärdenunterstützte Kommunikation mit Karten. Hier findet auch das Würzburger Trainingsprogramm Anwendung.

Dieses Programm ist speziell für Vorschulkinder geeignet, und dient zur Verbesserung der phonologischen Bewusstheit, wodurch das Erlernen des Schreibens und Lesens erleichtert werden soll. Auch die Bewegung spielt eine wichtige Rolle, dazu kann das Außengelände oder auch die Bewegungshalle genutzt werden. Nach Absprache steht auch das Arbeiten mit Pferden auf dem Programm. Deshalb unterhält der Kindergarten eine Kooperation mit dem Reit- und Fahrverein Teichhütte. Reiten kann die soziale Kompetenz fördern sowie auch die Koordination, die Balance und die Haltung.

Betreut werden die Kinder in der Sonnengruppe von der Heilerziehungspflegerin Jessica Rodewoldt, der Kinderpflegerin Regina Heidelberg und von der Erzieherin und stellvertretenden Leiterin und Gruppenleiterin Karolina Batzel. Jede Fachkraft besucht in regelmäßigen Abständen Fortbildungskurse.

Die Eltern spielen aber auch eine wichtige Rolle. Deren Unterstützung und der regelmäßige Austausch mit ihnen sei sehr wichtig, so de Vries. Deshalb finden regelmäßige Elterngespräche statt, bei Bedarf können auch Ärzte und Therapeuten zu den Gesprächen hinzugezogen werden. Auch eine Logopädin kommt bei Bedarf ins Haus. Doch im Mittelpunkt steht: alle Kinder Kind sein lassen und ihnen spielerisch die wichtigen Dinge des Lebens zu vermitteln. hn

BU

Kümmern sich um die Kinder der Sonnengruppe: Karolina Batzel und Regina Heidelberg (von links). Es fehlt auf dem Foto die Heilerziehungspflegerin Jessica Rodewoldt.

Seit fünf Jahren gibt es im DRK-Kindergarten „Rappelkiste“ eine Integrationsgruppe.

Kochen, Backen, Waschen: Die Spielküche in der Sonnengruppe.

Fotos Herma Niemann

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Seit fünf Jahren gibt es im DRK-Kindergarten „Rappelkiste“ eine Integrationsgruppe

Kochen, Backen, Waschen: Die Spielküche in der Sonnengruppe

 

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