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26.01.2021

OBS Badenhausen: Stimmung gut, Situation schwierig


Schulleiter Frank Keller mit Lehrer Patrick Schwab (beide hinten) in einer zehnten Klasse der OBS

Schulleiter Frank Keller gibt einen Einblick in den aktuellen Schulalltag im Wechselunterricht der Abschlussklassen

von Herma Niemann

„Die Stimmung ist gut, aber die Situation ist insgesamt schwierig“. Mit diesen Worten fasst der Schulleiter der Oberschule Badenhausen (OBS), Frank Keller, die aktuelle Lage im Wechselunterricht der Abschlussklassen zusammen. Eigentlich müssen sich ein halbes Jahr vor den Sommerferien die Abschlussklassen noch einmal so richtig ins Zeug legen, um die ersehnten Abschlüsse für ihre weitere schulische oder berufliche Zukunft zu bekommen.

Doch aufgrund der Corona-Krise ist momentan Wechselunterricht angesagt. Das betrifft an der OBS zwei zehnte Klassen (eine Haupt- und eine Realschulklasse) und eine neunte Hauptschulklasse. Die Schüler kommen im täglichen Wechsel, in kleinen Gruppen zu je zehn oder elf Schülern. „Damit können wir den nötigen Abstand sichern, das funktioniert problemlos“, so Keller. Für diejenigen, die an dem Tag zuhause arbeiten müssen, gebe es einen richtigen Stundenplan, die Schüler müssen sich wie sonst auch zur ersten Stunden auf dem Schulserver I-Serv anmelden.

Ausgenommen vom Home-Schooling sind die Fächer Werken, Textil, Sport und in Teilen auch Hauswirtschaft. Zudem konnten in der Zwischenzeit etliche Schüler mit iPads aus dem Digitalpakt versorgt werden, freut sich Keller. Wer keine Möglichkeit hat, die Aufgaben zuhause auszudrucken, der kann die Unterlagen in der Zeit zwischen 8 Uhr und 12 Uhr in der Turnhalle abholen. Diese Methode habe sich schon im Frühjahr bewährt.

Schwierigkeiten würden teilweise jedoch nach wie vor aufgrund von technischen Problemen die Videokonferenzen bereiten. Viele der Lehrkräfte befänden sich im Präsenzunterricht oder sorgen für die Notbetreuung von Schülern. Nachmittags würden dann die Aufgaben für die nächsten Tage vorbereitet. „Meiner Meinung nach leisten die Lehrer in Niedersachsen momentan eine ganz anspruchsvolle Arbeit mit sehr viel Engagement“, betont Keller.

Der Schulleiter bedauert besonders, dass vielen Schülern inzwischen viel wichtiger Schulstoff verloren gegangen sei. „Große Schwierigkeiten haben wir natürlich in diesem Modell, neue und komplexe Lerninhalte zu vermitteln“. Auch eine angemessene Bewertung im Distanzunterricht werfe Fragen auf. „Es gibt Schüler, die Zuhause Unterstützung erhalten, und Schüler, die aus unterschiedlichen Gründen keine Unterstützung bekommen können“. In diesem Zusammenhang deutet Keller an, dass viele Lehrer und wohl auch viele Schüler bereit wären, in geteilten Gruppen am Präsenzunterricht teilzunehmen.

Das Zwischenmenschliche fehle und Lehrer und Schüler haben das Bedürfnis, sich mal wieder zu sehen. Gerade für Schüler mit Lernschwächen sei eine soziale Zuwendung von enormer Wichtigkeit. Das könne auch keine Videokonferenz leisten. „Zudem sehe ich als Lehrer bei einer Videokonferenz im Gegensatz zum normalen Unterricht nicht die Fragezeichen in den Gesichtern der Schüler“, betont der Schulleiter augenzwinkernd.

Was dringend fehle, sei eine Perspektive, da die momentane Distanz-Situation psychisch sehr belastend sei, nicht nur für Schüler und Lehrer, sondern für die gesamte Gesellschaft. Der Ausblick auf das zweite Halbjahr? Laut Kultusministerium sollen für die Sekundarstufe I bestimmte Lernbereiche reduziert werden. „Die Frage ist dabei nur, ob später in den elften Klassen darauf Rücksicht genommen werden kann. Der Korridor ist da sehr eng“. In diesem Punkt denkt die Oberschule schon voraus, wirft einen genaueren Blick auf die Lehrpläne und arbeitet daran, einen Fördercrashkurs anzubieten, mit Themen, die auf einer weiterführenden Schule für das Abitur benötigt werden.

Am Ende des Gesprächs sagt Keller, dass man wohl in irgendeiner Weise mit dem Virus dauerhaft leben müsse und man sich deshalb für die Impfungen stark machen sollte. Ein Widerspruch sei jedoch, dass es seit dem 1. März 2020 eine Impfpflicht gegen Masern in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen gebe, dies aber noch nicht für das Coronavirus gelte.


Lehrerin Korinna Horenburg bei einer Videokonferenz mit den Schülern

 

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