Regionales / Gem. Bad Grund / Gittelde/Teichhütte

20.01.2021

Abriss des Torbogens ohne Weiteres nicht möglich


Für das marode Tor und das gesamte Ensemble besteht Denkmalschutz/Zuständig ist die Kirchengemeinde

von Herma Niemann

Laut einer Überprüfung durch die Evangelische Fachstelle für Arbeits- und Gesundheitsschutz (EFAS) in Wolfenbüttel soll die Standfestigkeit des über 100 Jahre alten Torbogens an der Friedhofszufahrt in Gittelde nicht mehr gewährleistet sein. Das Tor soll marode und einsturzgefährdet sein (wir berichteten).

Nachdem sich nun allerdings der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Gittelde einstimmig für einen Abriss des Torbogens entschieden hatte, stellte sich auf Nachfrage unserer Zeitung beim Pressesprecher der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Michael Strauß, heraus, dass nicht nur der Torbogen zur Friedhofszufahrt, sondern das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz stehe. Dazu gehörte auch die ehemalige Zaunanlage, die schon vor einigen Jahren durch eine neue ersetzt wurde.

„Nach unserer Kenntnis besteht für die Anlage ein Ensembleschutz, so dass auch der Zaun denkmalgeschützt war. Dessen Entfernung ist ohne Beteiligung der Landeskirche erfolgt“, teilt Strauß weiter mit. Zuständig für die Sanierung oder Unterhaltung sei aber die Kirchengemeinde und nicht die Landeskirche beziehungsweise die landeskirchliche Bauabteilung. „Derzeit unterstützt die Landeskirche die Kirchengemeinde bei der Kalkulation hinsichtlich der Kosten, die eine Sanierung des Torbogens zur Folge hätte. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor“.

Die Gittelder Einwohner hatten durch den jüngsten Gemeindebrief der Kirchengemeinde von dem geplanten Abriss erfahren. Wie es im Gemeindebrief hieß, und was auch Günther Schalude-Schellmann vom Kirchenvorstand auf Nachfrage bestätigte, sei eine Sanierung des Torbogens wegen der hohen Kosten für die Kirchengemeinde nicht möglich. Schalude-Schellmann schätzte vor kurzem die Kosten für eine Sanierung auf zwischen 18.000 bis 25.000 Euro. Wobei Schalude-Schellmann dies auch gleich einschränkte und sagte: „Das Tor ist nicht mehr sanierungsfähig, es müsste abgerissen und neu gebaut werden“.

Pfarrerin Melanie Mittelstädt erklärte dazu, dass sich der Kirchenvorstand bei der damaligen Entscheidung zum Abriss in einer Zwickmühle befunden und unter Handlungsdruck gestanden habe und dass die Kirchengemeinde bisher nie davon in Kenntnis gesetzt worden sei, dass der Torbogen unter Denkmalschutz stehe. Zum einen würde man den Torbogen gerne erhalten wollen, die Kosten für eine Sanierung würden jedoch die finanziellen Mittel weit übersteigen. Und zum anderen berge das Tor ein Sicherheitsrisiko, denn die Kirchengemeinde hafte, wenn es dort zu Unfällen kommen sollte, so Mittelstädt.

Umso mehr freue sich die Pfarrerin aber, dass sich der Ortsbürgermeister, Olaf de Vries, der Ortsrat und einige Einwohner dazu bereit erklärt hätten, sich für den Erhalt des Torbogens stark zu machen. „Ich empfinde das als sehr positiv, dass der Torbogen vielen Menschen wichtig ist und ihnen etwas bedeutet“, so Mittelstädt. Das geplante gemeinsame Gespräch mit dem Ortsbürgermeister, dem Ortsrat, der Pfarrerin und einigen Einwohnern ist für den 25. Januar geplant. Der Torbogen zu der Friedhofseinfahrt, der Torbogen zum Eingang zur Kirche und die einstige Zaunanlage wurden 1912 von dem Direktor der Fassfabrik (später Mende) Hermann Heine gestiftet.

BU

Tauziehen um den über 100 Jahre alten Torbogen zur Friedhofszufahrt: Er ist denkmalgeschützt, aber sanierungsbedürftig. Foto Herma Niemann

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