Panorama / Ausflugsziele

19.05.2017

Die längste Hängebrücke der Welt


Mit der Titan RT an der Rappbodetalsperre ist der Harz um eine Attraktion reicher

von Christian Dolle

Vor wenigen Tagen wurde an der Rappbodetalsperre die Titan RT eröffnet, die längste Hängeseilbrücke der Welt. Es gab einen riesigen Medienrummel und gleich am Eröffnungstag kamen 2000 Menschen, um diese neue Attraktion im Harz zu sehen. Doch hält die Hängebrücke, was sie verspricht, ist sie es tatsächlich wert, den sicheren Boden zu verlassen und sich auf die deutlich schwankende Konstruktion aus Gitter und Stahlseilen zu begeben?

„Es gibt aber auch einige, die stehen davor und gehen dann lieber nicht weiter“, erzählt Betreiber Stefan Berke, der das Projekt gemeinsam mit seinem Bruder Maik verwirklichte. Verständlich, denn die Brücke befindet sich 100 Meter über dem Tal, ist insgesamt 483 Meter, der frei hängende Teil 458 Meter lang. Das ist Weltrekord und eindeutig nichts für Besucher mit Höhenangst.

Höchste Staumauer Deutschlands

Für alle anderen ist es ein spektakuläres Erlebnis, ein bisschen wie 1,8 Promille oder andere berauschende Substanzen intus haben, aber unglaublich cool und mit deutlich weniger Nebenwirkungen. Hinzu kommt die beeindruckende Aussicht ins Tal, in die Tiefe und auf die mit 106 Metern höchste Staumauer Deutschlands.

Auch die Rappbodetalsperre für sich genommen ist ja einen Besuch wert, dieser gewaltige Damm für bis zu 113 Millionen Kubikmeter Wasser mit einer Länge von 415 Metern. Sie ist eine der größten Trinkwassertalsperren Deutschlands und dient der Stromversorgung vieler Ortschaften.

All das wollen die Brüder Berke mit ihrer Firma Harzdrenalin unbedingt touristisch nutzen und bieten schon seit längerem die Zipline über einen Kilometer und Wallrunning direkt an der Staumauer an. Mit beiden Angeboten setzen sie einen klaren Kontrapunkt zum angestaubten Image des Harzes und haben damit Erfolg. Wer nichts wagt, kann nichts gewinnen, so ihr Motto, das auch für die Hängebrücke gilt.

„Wir starten ja in Oberharz am Brocken und kommen in Thale an“, sagt Stefan Berke. Eine Finanzierung über die Kommunen sei da schwierig, so dass sie das Projekt selbst und aus EU-Mitteln finanzierten. „Widerstand gab es im Vorfeld wenig“, erinnert er sich, nur ab und zu jemanden, der in der Brücke eine Verschandlung der Landschaft sieht. Die kann Berke allerdings im Schatten einer gigantischen Staumauer nun wirklich nicht erkennen.

Der Harz aus neuer Perspektive

Vielmehr geht es ja gerade bei der Hängebrücke auch nicht nur um Adrenalin, sondern durchaus auch um Naturerleben. Tatsächlich ermöglicht sie einen Blick auf den Harz aus völlig neuer Perspektive und ist daher wie geschaffen für die Region. Der Besucheransturm in den ersten Wochen scheint das zu bestätigen, weshalb nun unbedingt der Parkplatz erweitert werden muss und auch für eine bessere Ausschilderung gekämpft wird.

Nach dreieinhalb Jahren Planungs- und nur zehn Monaten Bauzeit ist klar, dass noch nicht alles rund läuft, erst einmal ging es ja um die Weltrekord-Brücke. Die hat übrigens ein Gewicht von 120 Tonnen und ist mit 947 Tonnen Zugkraft an vier Haupttragseilen mit einem Durchmesser von 65 Millimetern im Felsen verankert. Die Baukosten werden auf insgesamt drei Millionen Euro beziffert.

Wir sind uns sicher, ein Besuch an der Rappbodetalsperre lohnt sich auf jeden Fall, zumindest für jeden, der keine Angst vor schwindelnden Höhen hat.


So sieht der Weg recht gerade aus...

...doch wie so oft, alles eine Sache der Perspektive

Eine Brücke der Superlative


wie gesagt, gefühlte 1,8 Promille ;-)


Ist schon eine coole Sache

Osteroder trifft man überall und auch mit Rollstühlen kann man auf die Brücke.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:









Auch ET Journalisten hängen ab und an in den Seilen.





 

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