Regionales / Gem. Bad Grund / Gittelde/Teichhütte

29.12.2020

Alter Schulhof wurde zum Kirchplatz


Den Gottesdienst auf dem alten schulhof kamen viele gäste, die sich vorher zu ihrer Teilnahme angemeldet haten

...von Petra Bordfeld

Die festlich geschmückte Heimatstube des HGV Gittelde, welche im 18. Jahrhundert das erste Schulgebäude dieses Fleckens war und jetzt in aller Munde der „Stall“ ist, hatte ihr Tor weit geöffnet. Denn von dort aus wollte Pfarrerin Melanie Mittelstädt auf dem angrenzenden einstigen Schulhof den Heiligabend-Gottesdienst unter freiem Himmel ausrichten. Und sie durfte sich über eine große Zahl an Gästen mehrere Generationen freuen, welche sich vollends an die Corona-Vorschriften hielten.

Diese galten auch für das Singen von Weihnachtsliedern. Dafür durfte ausnahmslos der Organist Friedel Dapra seine Stimme erheben, der nicht in die Orgel-Tasten der St. Mauritius-Kirche griff, sondern im Stall in die des Keyboards. Ein von Herzen kommendes, leises Summen mit verschlossenem Mund hinter der Maske war hier und da aber doch zu vernehmen. Während die liturgische Feier mit dem Lied „Herbei, oh ihr Gläub`gen“ live erklang, war es am Ende der Kirchenchor, der mittels überzeugender CD-Liedern alle verabschiedete.

Pfarrerin Melanie Mittelstädt merkte in ihrer Predigt an, dass sowohl in der Vorweihnachtszeit, als auch beim Fest in diesem Jahr vieles anders war als gewohnt und liebgewonnene Traditionen (wie Weihnachtsfeiern im großen Familien- und Freundeskreis) oft leider nicht möglich waren. Dahingegen stünde die sorgenvolle Frage im Raum, wie es weitergehen wird, ob die Corona-Krise dank des gefundenen Impfstoffs bald der Vergangenheit angehören oder Teil unserer Zukunft bleiben wird.

Sie hatte Freunde und Bekannte gefragt, was sie ganz persönlich bräuchten, damit es in diesem Jahr in ihrer Seele Weihnachten wird. Und sie offenbarte einige Antworten. So sei nicht nur einmal der Wunsch zu lesen gewesen, dass niemand dieses Weihnachten allein verbringen muss. Andere wünschten sich Gesundheit und Wohlergehen für die Menschheit sowie für alle fühlenden Lebewesen. Es war aber auch folgendes angemerkt: „Damit es in diesem Jahr in meiner Seele Weihnachten wird, brauche ich die Hoffnung, den Glauben und das Vertrauen darauf, dass wir im Laufe des kommenden Jahres wieder mit einer langsamen Normalisierung rechnen, und wir das nächste Weihnachtsfest mit all unseren Lieben in alter Tradition und mit Singen aus vollem Herzen begehen können“.

Weihnachten heiße letztendlich, dass Gott jenen zur Seite steht, deren Lebenspläne durchkreuzt worden sind, die so wie Maria und Josef auf einen Weg geschickt wurden, den sie sich selber nicht ausgesucht haben und der oft alles andere als leicht, nämlich kräftezehrend und unübersichtlich, steinig, holprig und mühsam sein kann, so die Pfarrerin weiter..

Gerade in diesem Jahr hieße Weihnachten aber: Gott ist mit denen, die unter Corona besonders schwer leiden. Gott ist da, wo Menschen um ihre Existenz fürchten müssen, wo Menschen sich sorgenvoll fragen, wie es nun weitergehen soll. Gott ist da, wo Menschen sich einsam fühlen und unter den diesjährigen Kontaktbeschränkungen leiden. Gott ist in den Häusern, in den Alten- und Pflegeheimen und auch in den Kliniken, bei allen Menschen, die krank sind und bei denen, die für sie da sein und helfen möchten. - Wenn Gott auch in unserer Seele Gestalt annimmt, wenn wir darauf vertrauen wollen, dass er uns begleitet und leitet und unser Leben zu einem guten Ziel führen wird, dann ist Weihnachten“.

Und sie ließ es sich nicht nehmen, all denen zu danken, die diesen nicht alltäglichen Gottesdienst erst möglich gemacht hatten. Das waren die Besucher ebenso wie Friedel Dapra, Küster Markus Langermantel, Kirchenvorstand und HGV.


Pfarrerin Melanie Mittelstädt und Friedel Dapra

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