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29.12.2020

Wohnen mit Würde – Wohnungslosigkeit und Belegung von Schrottimmobilien verhindern


Oberbürgermeisterkandidatin Doreen Fragel zur Wohnsituation benachteiligter Menschen:

...Doreen Fragel

In Göttingen sind 1.000 Menschen von Wohnungslosigkeit bedroht. Davon geht die Straßensozialarbeit der Diakonie aus und weist schon seit Jahren zu Recht darauf hin. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum mache sich immer stärker bemerkbar.

Um der dramatischen Lage zu vieler Menschen entgegenzuwirken schlägt die Oberbürgermeisterkandidatin der GRÜNEN Doreen Fragel vor, das Konzept des „Housing First“ in Göttingen umzusetzen. Das heißt: erst eine würdige Bleibe, dann kommt alles andere. „Wohnungslose Menschen brauchen vor allem Eines: eine Wohnung. Wer einen Platz hat, wo er die Tür zu machen kann und sich sicher fühlt, schafft es auch zur Ruhe zu kommen und sich für weitere Hilfen und neue Perspektiven zu öffnen.“

Das Prinzip „Housing First“ in der Wohnungslosenhilfe scheitert aber oft am Mangel an bezahlbarem Wohnraum, mit dem viele Kommunen kämpfen. Darum kann ein Blick in die Nachbarschaft helfen. Hannover ist diesen Weg am Beginn der Corona-Pandemie gegangen und hat zunächst befristet obdachlose Menschen in Wohnungen untergebracht – unter anderem in der Jugendherberge. Das hat in vielen Fällen ausgereicht, um Perspektiven abseits der Straße zu entwickeln und umzusetzen. Langjährige „Straßenkarrieren“ seien so schrittweise durchbrochen worden. „Dieses Modell hat aus meiner Sicht Vorbildcharakter auch für Göttingen.“

Vor dem Hintergrund begrüßt Fragel den Antrag der GRÜNEN Landtagsfraktion, „Housing First“ landesweit umzusetzen und fordert die Landesregierung auf, das Wohnraumschutzgesetz endlich zum Beschluss vorzulegen.

Darüber hinaus müssen verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um ausreichend bezahlbaren Wohnraum für alle zur Verfügung stellen zu können. Hierbei hat Fragel nicht nur die obdachlosen Menschen im Blick. „Die Immobilien Hagenweg 20 und Groner Landstraße 9-9b sind inzwischen bundesweit als „Schrottimmobilen“ in Verruf geraten. Seit Jahren besteht das Problem und seit Jahren ist keine Besserung in Sicht. Ich möchte eine echte Verbesserung für die Menschen in den Häusern erreichen, ob sie dort nun wohnen bleiben möchten oder gerne umziehen. Niemand soll sich mehr wegen einer Adresse schämen müssen, niemand entscheiden, ob er unter unwürdigen Bedingungen wohnen möchte oder die Obdachlosigkeit vorzieht. Ich will gutes Wohnen für alle.“

Fragel werde sich als Oberbürgermeisterin für modernen klimaschonenden Neubau von Sozialwohnungen in „guter direkter Nachbarschaft“ von nicht geförderten Wohnungen einsetzen. Dafür werde sie auch die Städtische Wohnungsbau stärken. „Darüber hinaus ist es wichtig, Potenziale von Wohnflächen in bestehenden Gebäuden zu nutzen,“ berichtet Fragel aus ihren bisherigen Erfahrungen. Die Potenziale sind da, wie die Stadtverwaltung gerade zusammengetragen hat. Im Dezember ist die „Quartiersanalyse zur Identifizierung von Flächenoptimierungspotenzialen“ veröffentlicht worden.[1] Daraus geht hervor, dass es in der Oststadt, Geismar, den nördlichen Teilen Weendes sowie einzelnen Teilen der Südstadt, der Weststadt und Grones Potenziale gibt, bestehende Hauser effektiver zu nutzen.

Fragel gibt ein Beispiel: „Es gibt Menschen, die einmal große Häuser für eine große Familie gebraucht haben.“ Wenn die Kinder aus dem Haus sind, sei aber oftmals der Wunsch da, sich zu verkleinern. Statt umzuziehen, könnte die Stadt die Hausbesitzer*innen dabei unterstützen, ihre Häuser umzubauen und zu teilen, so dass gute neue Wohnungen entstehen. „Davon würden Wohnungssuchende profitieren und gleichermaßen auch die Hausbesitzer*innen, weil sie in ihren Immobilien bleiben können. Und das Klima wird auch geschont.“

[1] Quartiersanalyse-Bericht.pdf

Zur Person:

Die Mitglieder des Stadtverbands Göttingen von Bündnis90 / Die Grünen haben Doreen Fragel als parteilose Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl am 12. September 2021 aufgestellt. Die Volljuristin leitet seit 2010 die Energieagentur Region Göttingen als Geschäftsführerin und setzt Klimaschutz mit sozialen Projekten und Bürgerbeteiligung um.

 

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