Kultur

28.12.2020

Fast so schön wie live dabei zu sein


Livestream der Kulturschmiede mit Markus Funke

von Christian Dolle

Für Künstler und Kulturschaffende war das Jahr 2020 eines mit vielen Tiefen und wenig Höhen. Der Livestream von Markus Funke in Zusammenarbeit mit der Kulturschmiede Osterode war allerdings nicht nur für ihn, sondern vor allem für die Zuschauer ein absoluter Höhepunkt, merkte man doch, dass alle gemeinsam inzwischen viel Nachholbedarf in Sachen Livekonzert haben.

Viele warteten am vergangenen Sonntag bereits im Vorfeld darauf, dass es endlich losging, jedoch eben nicht vor der Bühne oder so, sondern im heimischen Wohnzimmer vor dem PC. All die Menschen hätten im Restaurant da capo auch nur schwer Platz gefunden, denn von Beginn an zeigte der Zähler mehr als 200 Zuhörer an, von denen etliche auch im Chat für wenigstens ein bisschen Livestimmung und gemeinsames Erleben sorgten.

„Mit „Father and Son“ begann Markus Funke sein Set, dazu ein bisschen farbiges Licht, ein flackerndes Kaminfeuer, viel mehr brauchte es nicht. Zum Glück lief technisch diesmal alles einwandfrei, denn beim ersten Stream hatte es noch ein paar Anlaufschwierigkeiten gegeben, die wohl niemanden so sehr ärgerten wie den manchmal perfektionistischen Musiker selbst. Diesmal jedoch wurde das Team von der Kulturschmiede für eine ruckelfreie Übertragung in toller Qualität und ansprechender Kameraführung gelobt, selbst im Fernsehen gebe es das nicht besser, hieß es.

Besser als das Original, hieß es im Chat

„Learning to fly“, „Wicked game“, „Still haven't found what I'm looking for“, es waren Songs voller Nostalgie, aber eben frisch und mit Markus Funkes eigener Handschrift präsentiert, die in den kommenden zwei Stunden begeisterten. Somit waren es nicht nur die 80er und 90er, die wieder auflebten, sondern lebendige Musikkultur, da Markus jedes Stück zu seinem eigenen machte und nicht selten im Chat zu lesen war, es sei sogar noch besser als das Original.

Da es Youtube war, gab es zwischendurch noch ein kleines Tutorial zum Aufziehen von Gitarrensaiten sowie eine spontane Werner-Parodie, was im Chat kommentiert und ebenso gelobt wurde wie die Musik selbst. Immerhin sind das die Dinge, die einen Liveauftritt ausmachen und eben auch das, was den meisten seit Monaten fehlt. Daher wurden auch immer wieder Emojis wie die klatschenden Hände geschickt und es gab viele Gespräche untereinander, denn auch wenn sogar Zuhörer aus Island oder Teneriffa da waren, kamen die meisten doch aus der Region und waren froh, auf diese Weise wenigstens ein Stück weit ein Gemeinschaftserlebnis zu haben.

Natürlich ist ein Stream keinesfalls vollwertiger Ersatz für alles, was hoffentlich bald wieder auf Bühnen stattfinden kann, doch die Musik, live gespielt und von Herzen kommend tat dennoch ungemein gut und hatte noch dazu ein Niveau, was eben im Internet alles andere als selbstverständlich ist.

Kein Livekonzert, aber von Herzen kommend

So war es dann wohl auch diese Begeisterung der Zuhörer, die Markus dazu brachte, immer noch eines und noch eines zu spielen, auf „Wild world“ folgte „Time to wonder“, darauf „In the air tonight“ und dann „Lady in red“, alle eben nicht als Coversongs von Phil Collins oder Chris de Burgh, sondern als Markus Funke Songs, der mit seinen Fans trotz Kontaktbeschränkungen etc. gemeinsam diesen Abend zelebrierte.

Auch hinter den Kulissen war die Stimmung super, denn auch wenn sich alle Mitwirkenden natürlich an ein mit dem Ordnungsamt abgestimmten Hygienekonzept halten mussten, wurden sie von Bernd Pfeiffer bekocht und kulinarisch verwöhnt. (Ja, auch ich werde neidisch, wenn ich mir das vorstelle, doch auch wenn das Restaurant geschlossen bleiben muss, die Küche ist es nicht und Gerichte können bestellt und abgeholt werden, Anm. d. Verf.) Mindestens ebenso groß war die Freude über die Spenden, die im Laufe des Abends eingingen und mit denen die Kultur in der Region unterstützt wird. Insgesamt kam eine vierstellige Summe zusammen.

Das Konzert kann auf youtube noch in Gänze angesehen werden











 

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