Kultur / Rezensionen

23.12.2020

Kunst!


Eine nicht ganz objektive Rezension zur DVD von Melanie Mau und Martin Schnella

von Christian Dolle

Eigentlich dürfte ich diesen Artikel gar nicht schreiben. Zum einen, weil ich schon viel zu oft darüber berichtet habe, zum anderen, weil ich Melli und Martin zu gut kenne, so dass die journalistische Objektivität nicht mehr gegeben ist. Aber ich habe mich dennoch dazu entschlossen, ein paar Zeilen über ihre Live-DVD und -CD „Crowdless Sessions“ zu verfassen. Warum? Weil es einfach jedes Wort des Lobes wert ist, wenn regionale Künstler in ihrer musikalischen Sparte sogar weltweit und von hochkarätigen Kollegen so viel Anerkennung bekommen.

Genau für dieses weltweite Publikum und eben die „Connaisseure“ außergewöhnlich gut gemachter akustischer Musik ist „Crowdless Sessions“ ja auch produziert. Dem „normalen“ Musikkonsumenten ist doch im Grunde nur schwer vermittelbar, warum beispielsweise der Song „My Dear Children“ auf den zwei Scheiben insgesamt gleich viermal zu hören ist. Einmal in der „Abbey Session“, die im Kloster Bursfelde aufgenommen wurde, einmal in der „TV Session“, die beim SWR in Mainz gefilmt wurde, das Musikvideo als Bonus und dann noch auf der Audio-CD.

Das ist definitiv etwas für Fans. Genau wie Melli und Martin ja auch sagen, vor allem für jene Fans, die sie in diesem Jahr nicht live erleben konnten. Daher haben sie die Corona-Zeit so gut es ging für neue Musikvideos, eine neue Cover-CD und eben für diese, ihre erste DVD, zusammen mit Fabian Gödecke, Lars Lehmann, Simon Schröder und Mathias Ruck genutzt. Marc Philip Ginolas, der auch für viele der Musikvideos verantwortlich zeichnet, filmte die Sessions ohne Publikum, die nun einem (hoffentlich) umso größeren Publikum zugänglich gemacht werden.

Es ist eine sehr eigenwillige und besondere Produktion, genau wie im Grunde jeder einzelne Song von Melli und Martin unvergleichlich und ja oft geradezu perfektionistisch produziert ist. Obwohl ihre Musik stilistisch sehr weit gefächert ist und sich auch immer gut hören lässt, ist es eben nichts, was nebenbei läuft oder nur unterhält. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich beispielsweise vom Schreiben aufsehe und mich komplett ins Zuhören vertiefe, weil ich eben immer wieder noch etwas Neues entdecke, eine Facette, die mir zuvor nicht aufgefallen ist oder eine Emotion, die mich bisher noch nicht erreichte.

Genau aus diesem Grund ist es gut, dass „Crowdless Sessions“ genau so ist, wie es ist, nämlich ein Kunstwerk, bei dem es sich lohnt, sich damit zu beschäftigen. Das gilt für dich Musik als solche, aber auch für die Ausstrahlung aller Beteiligten auf der Bühne bzw. vor der Kamera. Zwischen der „TV Session“ und der „Abbey Session“ liegen etwa eineinhalb Jahre und allein daher ist es durchaus spannend, einen Song mehrfach zu sehen und zu hören, von der musikalischen Variation einmal ganz abgesehen.

Um jetzt noch mehr ins Schwärmen zu geraten, verkneife ich mir weitere Lobpreisungen und weise stattdessen ganz schamlos darauf hin, dass ich ja sogar selbst einen kleinen Teil zur DVD beitragen durfte, nämlich im Interview, das es auch als Bonus gibt. Für diejenigen, die ich bis jetzt nicht zum Kauf überreden konnte, gibt es jetzt noch die Audio-Version dieses Interviews, damit ihr euch doch noch mal ein objektives Bild machen könnt.

Anmerkung der ET-Chefin:
Wer sich einen Eindruck von dem machen möchte, was Christian Dolle so zum Schwärmen bringt, dem empfehle ich dieses Video. Wer Aim L45 in seiner originalen, rockigen Version von Martins Flaming Row Album "Mirage - A Portrayal Of Figures" kennt, kann vielleicht ermessen, was es für eine Leistung ist, dieses Stück in reduziertem, akustischem Rahmen umzusetzten, ohne dass es dabei verliert - ich wünsche viel Vergnügen beim Zuhören und -sehen

 

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